Montag, September 10, 2012

Mess op platt

[Von Bastian]
Sonntag war es wieder so weit:

Mer sänge zo Bejinn: „All dat wat mer donn em Läwe“
P: Em Name vom Vatter, sinne Jong on däm Helleje Jeist –
P: Dä Herr sei mit Üch.
A: On mit Dinne Jeist.

Was bringt einen Pastor, der mit Begeisterung die Messe im Außerordentlichen Ritus feiert und es fertig gebracht hat, dass bei uns Hand- und Mundkommunion unauffällig und gleichberechtigt nebeneinander existieren, der eine wunderschöne und korrekte Liturgie feiert, wirklich gottzentriert predigt und dabei auch heiße Themen katholisch anpackt – was bringt so einen Pastor dazu, einmal em Johr – Verzeihung: im Jahr – eine Messe auf Platt zu lesen? Was ist sein Motiv, abgesehen natürlich davon, dass er Düsseldorfer ist (wie ich auch)?

Die Messe war voll. Sehr voll. Ist das nicht Klamauk, den man mit allem Möglichen machen kann, aber doch bitte nicht mit Gott und der Eucharistie? Und man sah es vielen Leuten an, dass sie nicht sehr oft eine Kirche von innen sehen. War das nur eine Attraktion fürs Volk? Nein, war es nicht. Eher so etwas, wie eine Missionsaktion. Wie an Weihnachten bietet die „Mess op platt“ die Gelegenheit, Menschen eine Predigt zu halten, die sonst keine hören. Und es war Klasse: von der Heilung des Taubstummen über das Wort „Effata“ (Aramäisch, eine Art Platt des Hebräischen und bis heute überliefert) zum Effata-Ritus bei der Taufe, der uns befähigen soll, das Wort Gottes zu hören und daraus folgend adressiert an alle getauften Anwesenden: beschäftigt Euch mit Gottes Wort, denn Ihr seid getauft! Eine feine Predigt.
Hochgebet, Wandlung und Austeilung der Eucharistie erfolgten selbstverständlich völlig normal auf Hochdeutsch – an diesen Dingen wird nicht gerüttelt. So war die Feier würdig und doch originell. Und beim Gedanken, dass vor 150 Jahren bei uns die meisten Predigten so oder ähnlich geklungen haben dürften, empfand ich sogar eine besondere Ehrfurcht.

Mir hat es sehr gefallen. Bei manchen Texten ist mir das Herz aufgegangen: ich bin einfach gern Rheinländer, und auch wenn ich richtiges Platt nur in Brocken kann – den Akzent habe ich und bin stolz drauf.

P: Dä Herr es met Üch
A: On mit Dinne Jeist
P: Säjene soll Üch dä allmächtije Jott – dä Vatter – sinne Jong – on dä Helleje Jeist.
P: Maht Üch dadörch on verdracht Üch!
A: Jott sei Dank!


Schön! Eenmal em Johr es dat schön!

5 Kommentare:

  1. Sowas gibt es bei uns auch.

    https://dl.dropbox.com/u/48201531/geisekerplatt.jpg

    AntwortenLöschen
  2. Also, ich weiss nicht recht. Bei dem Gedanken, eine hl. Messe im Dialekt zu feiern (bei uns wäre das bayerisch), befällt mich ein gewissen Unbehagen, das ich nicht näher benennen kann. Ich find's eher nicht so optimal

    AntwortenLöschen
  3. nicht mal unser "bayerischer Papst" würde die Hl. Messe im Dialekt halten. Sach' ich ma so!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. War auch nicht ganz ernst gemeint.
      Aber es hat Menschen erreicht, die man sonst nicht erreicht.
      Und solange die Messe liturgisch richtig und würdig gefeiert wird, finde ich es gut, wenn sie nicht zu gewohnt wird.
      Mit hängt immer der Spruch im Kopf: Gott hat sich als die Wahrheit bezeichnet, nicht als die Gewohnheit.

      Löschen