Ich möchte eine Frage, die in meiner Kommentarbox aufgetreten ist, zum Anlaß für einen neuen Beitrag nehmen.
MartinO schreibt: »Es ging mir auch nicht darum, die Petrusbruderschaft zu kritisieren, sondern meine Frage bezog sich auf deren Selbstverständnis. Sieht sie selbst die Gläubigen als Mitfeiernde oder als Beiwohnende?«
Lieber Martin,
schön, wieder von dir zu lesen. Was die Petrusbruderschaft denkt, ist ja nicht so furchtbar wichtig, denn die Petrusbruderschaft untersteht dem Heiligen Stuhl und dem Lehramt der Kirche. Sie vertritt keine eigene Lehrmeinung. Also: Wie sieht sich die Liturgie der Kirche selbst? In welcher Weise sind die Gläubigen beteiligt?
Ich kann es nur laienhaft beantworten – daher habe ich das Zitat aus Sacrosanctum Concilium gebracht: Der eigentliche Vorsteher der eucharistischen Feier ist Jesus Christus selbst. In seiner Person handelt der Priester. Dies ist auch die erste Aussage des Konzils über die Gegenwartsweise Jesu Christi in der Liturgie: »Gegenwärtig ist er im Opfer der Messe sowohl in der Person dessen, der den priesterlichen Dienst vollzieht «, wie vor allem unter den eucharistischen Gestalten.
Es ist deutlich, daß auch das Konzil das »Meßopfer« bestätigt, und es ist ebenso deutlich, daß unsere Haltung als Gemeinde die Haltung der anbetenden »circumstantes« (um das Heilige Opfer herum Versammelten) ist. In der Anbetung wird deutlich, daß das Heilige Opfer nicht die Frucht eines gemeinschaftlichen Tuns ist, sondern daß hier das Sterben Jesu am Kreuz für uns gegenwärtig ist. Das ist nicht das Werk der Vielen, sondern das Werk FÜR die vielen. (Insofern zeugt die polemische Gegensatzbildung »dem Meßopfer beiwohnen« zu »gemeinsamer Feier der Gläubigen« letztlich von einem Nichtverstehen der Liturgie – und zwar unabhängig davon, ob damit die Liturgie vor oder nach der Reform von 1969 gemeint ist.)
Und doch ist Gott durch Seinen Geist auch in der feiernden Gemeinde gegenwärtig: Es ist nicht belanglos, daß die Gemeinde sich am Geschehen der Messe beteiligt. Liturgische Bildung und das Einfinden in liturgische Dienste erhalten einen großen Stellenwert … nicht erst seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Als Meßdiener in der außerordentlichen Form ist mir bewußt, wie anspruchsvoll liturgische Dienste sein können. Man muß sich nur klarmachen, daß der Priester, bevor er zum Altar hinaufschreitet, abwartet, bis ihm der Meßdiener – Knirps oder Kerl – die Vergebungsformel »Misereatur tui« des Confiteor zugesprochen hat. In unserer Düsseldorfer Gemeinde gibt es eine Frauenschola, die das Choralamt mit den anspruchsvollen Gesängen des Propriums bereichert. Das ist keine Nebensache, auch wenn diese Dienste natürlich dem Tun des Priesters in persona Christi nachgeordnet sind. Aber nur so wird Liturgie auch zum Abbild des Himmlischen Jerusalem.
Im Jahr 1903 veröffentlichte Papst Pius X in einem Motu Proprio die Anweisung über die Kirchenmusik »Tra le Sollecitudini. In der Einleitung des Schreibens heißt es:
»Denn dort (im Gotteshaus) versammeln sich die Gläubigen, um diesen Geist aus der ersten und unentbehrlichen Quelle zu schöpfen, nämlich aus der aktiven Teilnahme an den hochheiligen Mysterien und dem öffentlichen, feierlichen Gebet der Kirche.«
Hier begegnet uns der Begriff der Participatio actuosa zum ersten Mal. Meiner Meinung nach greift die Übersetzung »tätige Teilnahme« zu kurz. Ich fand als ergänzende Übersetzung »wirksame Teilnahme«. An mir muß wirksam werden, was Jesus Christus auf Golgotha vollbracht hat. Diese wirksame Teilnahme kann auf zwei Hindernisse stoßen: Einmal, indem ich aufgrund mangelnder liturgischer Bildung und Katechese keinen Zugang zu den Mysterien des Altars finde. Oder indem die Feier derart banalisiert wird, daß das gemeinsame Tun auf eine Leugnung des Mysteriums hinausläuft.
Voilà – das Drama der Liturgie der letzten hundert Jahre! Ich hab in meinem gestrigen Beitrag geschrieben, daß ich die Spannung nicht einfach im Interesse einer persönlichen Parteinahme auflösen will. Dazu stehe ich weiterhin. Umso ärgerlicher, wenn der Präsident des ZdK in einem Resumée des Katholikentags öffentlich Ausgrenzung betreibt.
Dadurch, daß du den Satz aus SC nur teilweise zitierst, stolpere zumindest ich über "sowohl". Vollständig wäre es klarer: Gegenwärtig ist er im Opfer der Messe sowohl in der Person dessen, der den priesterlichen Dienst vollzieht - denn "derselbe bringt das Opfer jetzt dar durch den Dienst der Priester, der sich einst am Kreuz selbst dargebracht hat" -, wie vor allem unter den eucharistischen Gestalten.
AntwortenLöschen"Sowohl … wie" ist zwar grammatikalisch auch nicht berauschend, aber das unwillkürliche Suchen nach einem "als auch" fällt weg. Außerdem betont es die Nähe zwischen den eucharistischen Gestalten und dem Priester.
Danke – hab’s rasch korrigiert!
LöschenDanke für diesen Beitrag, Peter!
AntwortenLöschenMeine Frage bezog sich darauf, dass ich vor Jahren einen Artikel in einem Mitteilungsblatt der Piusbruderschaft gelesen habe (das ich nicht mehr habe, weshalb ich nur sinngemäß zitieren kann; ich hoffe, dem Verfasser kein Unrecht zu tun), es sei lediglich der Priester, der das Messopfer in persona Christi vollziehe; die Gläubigen spielten dabei keine Rolle und seien nur Zuschauer (ich weiß nicht, ob er diesen Ausdruck verwendet hat).
Diese Position erscheint mir dem katholischen Eucharistieverständnis fremd; so, wie du es mit Berufung auf Sacrosanctum Concilium schreibst, kann ich es akzeptieren: Christus ist der Handelnde, weder der Priester noch die Gemeinde.
Insofern halte ich das Stufengebet als Vorbereitung des Priesters für gut und finde es schade, dass es quasi abgeschafft ist, obwohl ich sonst kein Freund der Tridentinischen Messe bin.
Auch von mir ein "Dankeschön!" für den Beitrag!
AntwortenLöschenAuch von mir vielen Dank für den Artikel!
AntwortenLöschenErgänzen könnte man noch, daß im Hochamt der "alten" Messe vom Volk - zu dem oben gesagten- auch eine "aktive" Teilnahme gefordert ist, da ja auch die jeweiligen Choräle und anderen liturgischen Gesänge des Ordinariums geübt, die veränderlichen Meßteile studiert, und - besonders bei "stillen Messen" die Bedeutung der liturgischen Handlungen, Gesten und Gebete des Priesters verinnerlicht sein wollen, was - trotz aller strengen, geregelten Formalität des Ablaufs - ein lebenslanges Erschließen und Vertiefen ist.
Mit "passivem beiwohnen" hat das nichts zu tun, es geht auch darum, sich dazu zu erziehen und erziehen zu lassen, selbst ein immer würdigerer Teil der Hl.Messe zu werden, in der Ebene der Form wie der Andacht.
Vielleicht darf ich als Ergänzung noch folgende Betrachtungen anmerken:
AntwortenLöschenhttp://frischer-wind.blogspot.de/2012/05/alte-messe-keine-gemeinsame-feier-der.html
und
http://frischer-wind.blogspot.de/2011/08/tatige-teilnahme.html