[Von Bastian]
Ein Vater wünscht, dass die Taufe seines Kindes rückgängig gemacht wird. (Link)
Wie auch viele Vorstellungen zum Thema Eucharistie bzw. Abendmahl basiert dieser Wunsch auf Nichtwissen: man geht von der menschlichen Machbarkeit aus. Dementsprechend wird ein Gericht angerufen. So gesehen ist der Wunsch des Vaters einleuchtend: eine menschliche Handlung kann selbstverständlich zurück genommen werden, eine solche Rücknahme kann erzwungen werden. Dass die Idee der menschlichen Machbarkeit göttlicher Dinge zugleich neben Ahnungslosigkeit auch Unglauben zeigt, ist evident.
Umso positiver ist die rechtliche Begründung der Ablehnung durch das Gericht (Link). Die Nicht-Zuständigkeit wird erkannt und benannt. Man könne sicher allerhand regeln und hinterfragen, doch die Taufe nicht zurücknehmen. Die Wirksamkeit der Taufe als solcher bleibe nach katholischer Glaubenslehre unberührt. Diese Begründung ist konsequent. Sie ist zudem, wenn man es genau nimmt, gläubig.
Dienstag, Januar 31, 2012
Montag, Januar 30, 2012
Ich habe die Wahl
[von Bastian]
Gott hat sich als die Wahrheit bezeichnet, nicht als die Gewohnheit.
Es gibt zu wenig Priester, um die bestehenden Gemeindestrukturen zu versorgen (wenn ich das einmal so dienstleistungstechnisch formulieren darf - dem wirklichen Sachverhalt entspricht das nicht). Ich habe die Wahl.
Stelle ich meine Gewohnheit zurück, um die Wahrheit zu bekommen? Das kann mich meine gewohnte Gemeinde kosten. Ein Preis, der für viele zu hoch erscheint.
Oder stelle ich die Wahrheit zurück, um das Gewohnte zu erhalten? Das kann mich die Eucharistie kosten. Ein Preis, der vielen offensichtlich gering erscheint, solange in den gewohnten Strukturen irgendetwas gemeinsam gefeiert und ausgeteilt wird.
Paradoxerweise erheben gerade die, die die Gewohnheit wählen, den Vorwurf, man sei nicht beweglich genug.
Gott hat sich als die Wahrheit bezeichnet, nicht als die Gewohnheit.
Es gibt zu wenig Priester, um die bestehenden Gemeindestrukturen zu versorgen (wenn ich das einmal so dienstleistungstechnisch formulieren darf - dem wirklichen Sachverhalt entspricht das nicht). Ich habe die Wahl.
Stelle ich meine Gewohnheit zurück, um die Wahrheit zu bekommen? Das kann mich meine gewohnte Gemeinde kosten. Ein Preis, der für viele zu hoch erscheint.
Oder stelle ich die Wahrheit zurück, um das Gewohnte zu erhalten? Das kann mich die Eucharistie kosten. Ein Preis, der vielen offensichtlich gering erscheint, solange in den gewohnten Strukturen irgendetwas gemeinsam gefeiert und ausgeteilt wird.
Paradoxerweise erheben gerade die, die die Gewohnheit wählen, den Vorwurf, man sei nicht beweglich genug.
Samstag, Januar 28, 2012
Es gibt nichts...
"Es gibt nichts, was sich nicht beweisen lässt, wenn der Horizont nur eingeschränkt genug ist."
Dies lässt Dorothy Sayers ihren Detektiv Lord Peter Wimsey sagen.
Mir gefällt es.
Dies lässt Dorothy Sayers ihren Detektiv Lord Peter Wimsey sagen.
Mir gefällt es.
Freitag, Januar 27, 2012
Mittwoch, Januar 25, 2012
Und noch mehr Kühe.
[Von Bastian]
Es gab wieder den Versuch, die Welt mit 2 Kühen zu erklären: Link.
Ich kann das zwar nicht so schön, aber der Ansatz verdient es weitergeführt zu werden.
Da die Viecher sich vermehren, wurde dieser Beitrag ergänzt.
Erzbischof Zollitsch:
Du hast zwei Kühe. Du redest mit ihnen, aber das ist mühsam. Mit den Gesprächsprotokollen bedruckst du deine Milchtüten. Das wurde auch höchste Zeit.
Berlusconi:
Du hast zwei – oder sogar mehr... äh… lassen wir das.
Thomas Gottschalk:
Du hast zwei Kühe. Zumindest sie schauen Deine Sendung.
Weltbild:
Du hast zwei Kühe. Du schüttest Gülle in die Milch. Der Lebensmittelaufsicht erzählst du, ohne die Gülle wäre es zu wenig Milch. Du bist aber bereit, die Gülle vor dem Reinschütten zu filtern. Weil das Unsinn ist, musst du jetzt die Kühe verkaufen.
Pater Langendörfer:
Du hast keine Kühe, aber du beaufsichtigst die Güllefilterung. Dafür spricht man dir das Vertrauen aus.
Magdalena Neuner:
Du hast zwei Kühe. Du melkst die falschen.
Hans Küng:
Du hast zwei Kühe. Du bezweifelst, dass es Milch ist, was sie geben, und redest lieber von Flüssigkeit. Das erweitert deinen Horizont, denn es gibt eine ganze Menge anderer Flüssigkeiten. Du schüttest sie alle zusammen, nennst sie „Weltmilch“ und schreibst dafür einen Werbesong.
Eugen Drewermann:
Du hast zwei märchenhaft schöne Kühe. Rein symbolisch natürlich.
Karl Rahner:
Du hast zwei Kühe. Bei richtiger Pflege myste es die auch in Zukunft noch geben.
Deutsche Presse:
Jemand hat zwei Kühe. Du fotografierst einen Kuhfladen und bringst eine Reportage über einen, der reingetreten ist und seine Schuhe putzen muss. Du stellst fest, dass der Kuhbesitzer genau bei der Bank ein Konto hat, die die Schuhputzmittelfirma finanziert. Der Rest ist ein Selbstläufer.
Blogger:
Du hast zwei Kühe. Es sind die richtigen.
Memorandist.
Du hast zwei Kühe. Dein Freund hat zwei Hunde. Deine Freundin hat zwei Hamster. Alle haben Flöhe. Die Hunde und die Hamster dürfen nicht in den Kuhstall. Das besorgt dich. Du forderst den einen Stall für alle. Die Produktion von reiner Kuhmilch oder gutem Rindfleisch lehnst du als elitär ab.
Christian Wulff:
Du hast zwei Kühe. Woher hast Du die eigentlich?
Klaus Wowereit:
Du hast zwei Kühe und das ist gut so. Sie bekommen das Adoptionsrecht.
Pater Breulmann:
Du hast zwei Kühe. Im Kern sind es Schweine.
Bischof Ackermann:
Du hast zwei Kühe. Du verkaufst keine Milch, um die Annäherung an die Veganer nicht zu konterkarieren.
Pfarrer Schüller:
Du hast zwei ungehorsame Kühe. Sie muhen demnächst international, aber geben keine Milch. Du verkaufst stattdessen Wasser in milcharmer Zeit. Dein Ziel ist es, Wassergroßhändler zu werden, um den Milchhandel abzuschaffen.
Bischof Zdarsa:
Du hast zwei Kühe. Du bringst sie zum Schweigen. Dazu sagst du, am Muhen sei nichts auszusetzen.
Griechenland:
Du hattest mal zwei Kühe.
Deutschland:
Du hast zwei Kühe. Deine Nachbarn haben keine. Sie fordern, dass du von deinen Kühen 15 an sie abgibst.
Euro-Rettungsschirm:
Überall, wo keine Kühe sind, baust du einen Stall. Für das nötige Geld verkaufst du deine letzten Kühe.
Holland:
Du hast zwei Kühe. Wenn sie nicht mehr selber muhen können, werden sie geschlachtet.
Guttenberg:
Du hast zwei Kühe. Du behauptest, die Milch sei von dir.
Bill Gates:
Du hast zwei Kühe. Sie sind veraltet und infiziert. Als Lösung verkaufst Du „Stall 2.0“.
Kreuz.net:
Du hast nie eigene Kühe gehabt, verstehst dich aber aufs Wiederkäuen. Weil Du gerne tote Ratten durch deinen kleinen Fleischwolf drehst, hältst du dich für einen Lebensmittelproduzenten.
ORF:
Du weißt, wie man Kühe malt. Weil man auch Mist malen kann, sind Kühe logischerweise auch schlecht. Deine Bilder geben keine Milch. Schuld daran sind die Viehzüchter.
Alipius:
Du hast zwei Kühe. Eine heißt Robusta.
Es gab wieder den Versuch, die Welt mit 2 Kühen zu erklären: Link.
Ich kann das zwar nicht so schön, aber der Ansatz verdient es weitergeführt zu werden.
Da die Viecher sich vermehren, wurde dieser Beitrag ergänzt.
Erzbischof Zollitsch:
Du hast zwei Kühe. Du redest mit ihnen, aber das ist mühsam. Mit den Gesprächsprotokollen bedruckst du deine Milchtüten. Das wurde auch höchste Zeit.
Berlusconi:
Du hast zwei – oder sogar mehr... äh… lassen wir das.
Thomas Gottschalk:
Du hast zwei Kühe. Zumindest sie schauen Deine Sendung.
Weltbild:
Du hast zwei Kühe. Du schüttest Gülle in die Milch. Der Lebensmittelaufsicht erzählst du, ohne die Gülle wäre es zu wenig Milch. Du bist aber bereit, die Gülle vor dem Reinschütten zu filtern. Weil das Unsinn ist, musst du jetzt die Kühe verkaufen.
Pater Langendörfer:
Du hast keine Kühe, aber du beaufsichtigst die Güllefilterung. Dafür spricht man dir das Vertrauen aus.
Magdalena Neuner:
Du hast zwei Kühe. Du melkst die falschen.
Hans Küng:
Du hast zwei Kühe. Du bezweifelst, dass es Milch ist, was sie geben, und redest lieber von Flüssigkeit. Das erweitert deinen Horizont, denn es gibt eine ganze Menge anderer Flüssigkeiten. Du schüttest sie alle zusammen, nennst sie „Weltmilch“ und schreibst dafür einen Werbesong.
Eugen Drewermann:
Du hast zwei märchenhaft schöne Kühe. Rein symbolisch natürlich.
Karl Rahner:
Du hast zwei Kühe. Bei richtiger Pflege myste es die auch in Zukunft noch geben.
Deutsche Presse:
Jemand hat zwei Kühe. Du fotografierst einen Kuhfladen und bringst eine Reportage über einen, der reingetreten ist und seine Schuhe putzen muss. Du stellst fest, dass der Kuhbesitzer genau bei der Bank ein Konto hat, die die Schuhputzmittelfirma finanziert. Der Rest ist ein Selbstläufer.
Blogger:
Du hast zwei Kühe. Es sind die richtigen.
Memorandist.
Du hast zwei Kühe. Dein Freund hat zwei Hunde. Deine Freundin hat zwei Hamster. Alle haben Flöhe. Die Hunde und die Hamster dürfen nicht in den Kuhstall. Das besorgt dich. Du forderst den einen Stall für alle. Die Produktion von reiner Kuhmilch oder gutem Rindfleisch lehnst du als elitär ab.
Christian Wulff:
Du hast zwei Kühe. Woher hast Du die eigentlich?
Klaus Wowereit:
Du hast zwei Kühe und das ist gut so. Sie bekommen das Adoptionsrecht.
Pater Breulmann:
Du hast zwei Kühe. Im Kern sind es Schweine.
Bischof Ackermann:
Du hast zwei Kühe. Du verkaufst keine Milch, um die Annäherung an die Veganer nicht zu konterkarieren.
Pfarrer Schüller:
Du hast zwei ungehorsame Kühe. Sie muhen demnächst international, aber geben keine Milch. Du verkaufst stattdessen Wasser in milcharmer Zeit. Dein Ziel ist es, Wassergroßhändler zu werden, um den Milchhandel abzuschaffen.
Bischof Zdarsa:
Du hast zwei Kühe. Du bringst sie zum Schweigen. Dazu sagst du, am Muhen sei nichts auszusetzen.
Griechenland:
Du hattest mal zwei Kühe.
Deutschland:
Du hast zwei Kühe. Deine Nachbarn haben keine. Sie fordern, dass du von deinen Kühen 15 an sie abgibst.
Euro-Rettungsschirm:
Überall, wo keine Kühe sind, baust du einen Stall. Für das nötige Geld verkaufst du deine letzten Kühe.
Holland:
Du hast zwei Kühe. Wenn sie nicht mehr selber muhen können, werden sie geschlachtet.
Guttenberg:
Du hast zwei Kühe. Du behauptest, die Milch sei von dir.
Bill Gates:
Du hast zwei Kühe. Sie sind veraltet und infiziert. Als Lösung verkaufst Du „Stall 2.0“.
Kreuz.net:
Du hast nie eigene Kühe gehabt, verstehst dich aber aufs Wiederkäuen. Weil Du gerne tote Ratten durch deinen kleinen Fleischwolf drehst, hältst du dich für einen Lebensmittelproduzenten.
ORF:
Du weißt, wie man Kühe malt. Weil man auch Mist malen kann, sind Kühe logischerweise auch schlecht. Deine Bilder geben keine Milch. Schuld daran sind die Viehzüchter.
Alipius:
Du hast zwei Kühe. Eine heißt Robusta.
ORF offenbart: Hölle angebohrt!
Montag, Januar 23, 2012
Irgendwie geht das Priesterverständnis in eine merkwürdige Richtung.
[Von Bastian]
Von einem Priester wird erwartet, dass er teamfähig ist. Sicher wäre das gut, aber er ist Priester. Ein Manager kann das besser.
Von einem Priester wird erwartet, dass er kommunikativ ist. Sicher ebenfalls gut, aber er ist Priester, nicht Gesprächstherapeut.
Von einem Priester wird erwartet, dass er seine Botschaft gut rüberbringt. Sicher wäre das auch gut, aber er ist Priester, nicht Journalist.
Von einem Priester wird erwartet, dass er in persönlichen Krisen guten Rat gibt. Jeder gute Psychologe kann das besser.
Ein Priester soll die Menschen abholen, wo sie stehen. Lehrer haben das gelernt.
Ein Priester soll integrieren. Aber er ist kein Sozialpädagoge.
Eigentlich erstaunlich, dass der Priester nicht kochen können soll (für die Armenküchen).
Sind diese Wünsche an einen Priester nun falsch? Nein, sind sie nicht. Sie spiegeln wider, was für seine Tätigkeit hilfreich wäre. Aber all dies ist nicht die Tätigkeit des Priesters selbst.
Ein Priester kann etwas, was sonst niemand kann: Sakramente spenden. Er ist dafür nicht qualifiziert, sondern geweiht. Qualifiziert ist dazu niemand. Das ist auch nicht notwendig, weil es letztlich Gott ist, der handelt, nicht der Priester.
Für mich ist der ein guter Priester, der weiß, dass er Gott vermitteln soll. Der weiß, dass er nicht qualifiziert ist und deshalb auch gar nicht versucht, es zu sein. Der mit dem Heiligen Geist durchs Leben geht und weiß, dass es im Zweifelsfall wichtiger ist, zu beten, als die Predigt auszuformulieren. Der Gott und deshalb die Menschen liebt und aus dieser Liebe heraus handelt. Daraus entstehen all die oben geforderten Fähigkeiten. Nicht immer, wie sie im Lehrbuch stehen und nicht immer, wie sie allen angenehm sind. Auch nicht immer so, dass sie in der Presse zitierbar sind. Aber sie sind wirkungsvoll, weil sie von Gott angestoßen sind und nicht von Menschen.
Der Priester selbst als Mensch kann so zu dem werden, was jeder Mensch sein sollte: ein Original.
Alles entwickelt sich so aus Gott in den Sakramenten und im Gebet.
Wenn es aber andersherum ist, wenn der Priester erst Kriterien erfüllen will, bevor er sich daran macht, für Gott da zu sein, wenn die ganzen Dinge, für die er nur halb qualifiziert ist, sogar wichtiger sind als die Sakramente, dann läuft er, so denke ich, neben der Spur, was seine Berufung angeht. Dann steht er Gott ziemlich im Wege. Und mir erschwert er den Blick auf Gott, weil er sich ständig dazwischen stellt.
Wenn ein Priester sogar die Sakramente selbst nur noch im Licht von Kommunikation, Integration und sozialem Verhalten sieht, sie für Anderes zurückstellt, ersetzt oder nur als Vehikel für menschliche Bedürfnisse und die eigenen Dinge versteht und entsprechend anpasst und verdreht, der schneidet Gott von den Menschen ab. Er mag es noch so sehr im Namen der Liebe tun – er hat seine Berufung verfehlt.
Wenn die Gemeinde vor allem auf die Qualifikationen schaut, also auf den Priester selbst, dann macht sie ihm das Wirken schwer bis nahezu unmöglich. Der Priester ist der Mensch, der in seiner Funktion ganz hinter den zurück treten soll, dem er dient. Wenn die Gemeinde vor allem auf ihn und seine Eigenschaften schaut, stellt sie ihn dorthin, wo er nicht hin gehört, nämlich in den Mittelpunkt. Eigentlich logisch, dass diejenigen, die am meisten unter der Vorrangstellung der Priester leiden, meist zugleich die sind, die die längste Liste an Anforderungen haben.
Im Leben ist es so, dass man sich fast alle Menschen, mit denen man eng verbunden ist, nicht aussuchen konnte: Eltern, Kinder und alle weiteren Verwandten. Nur den Ehepartner kann man sich aussuchen – meistens. All diese Menschen, mit denen man einfach leben muss, sind die Familie. Auch den Priester kann man sich nicht aussuchen. Man sollte ihn daher auf die Weise annehmen, wie man ein Familienmitglied annimmt: als gegeben. So kommt man mit seinen Macken klar und dem Priester schlägt die nötige Liebe entgegen. Wenn wir mehr Berufungen wollen, sollten wir unsere Priester aufnehmen, sie lieben und von ihnen Gott in den Sakramenten erwarten und auch einfordern. Denn Gott ist es, der wirkt.
Von einem Priester wird erwartet, dass er teamfähig ist. Sicher wäre das gut, aber er ist Priester. Ein Manager kann das besser.
Von einem Priester wird erwartet, dass er kommunikativ ist. Sicher ebenfalls gut, aber er ist Priester, nicht Gesprächstherapeut.
Von einem Priester wird erwartet, dass er seine Botschaft gut rüberbringt. Sicher wäre das auch gut, aber er ist Priester, nicht Journalist.
Von einem Priester wird erwartet, dass er in persönlichen Krisen guten Rat gibt. Jeder gute Psychologe kann das besser.
Ein Priester soll die Menschen abholen, wo sie stehen. Lehrer haben das gelernt.
Ein Priester soll integrieren. Aber er ist kein Sozialpädagoge.
Eigentlich erstaunlich, dass der Priester nicht kochen können soll (für die Armenküchen).
Sind diese Wünsche an einen Priester nun falsch? Nein, sind sie nicht. Sie spiegeln wider, was für seine Tätigkeit hilfreich wäre. Aber all dies ist nicht die Tätigkeit des Priesters selbst.
Ein Priester kann etwas, was sonst niemand kann: Sakramente spenden. Er ist dafür nicht qualifiziert, sondern geweiht. Qualifiziert ist dazu niemand. Das ist auch nicht notwendig, weil es letztlich Gott ist, der handelt, nicht der Priester.
Für mich ist der ein guter Priester, der weiß, dass er Gott vermitteln soll. Der weiß, dass er nicht qualifiziert ist und deshalb auch gar nicht versucht, es zu sein. Der mit dem Heiligen Geist durchs Leben geht und weiß, dass es im Zweifelsfall wichtiger ist, zu beten, als die Predigt auszuformulieren. Der Gott und deshalb die Menschen liebt und aus dieser Liebe heraus handelt. Daraus entstehen all die oben geforderten Fähigkeiten. Nicht immer, wie sie im Lehrbuch stehen und nicht immer, wie sie allen angenehm sind. Auch nicht immer so, dass sie in der Presse zitierbar sind. Aber sie sind wirkungsvoll, weil sie von Gott angestoßen sind und nicht von Menschen.
Der Priester selbst als Mensch kann so zu dem werden, was jeder Mensch sein sollte: ein Original.
Alles entwickelt sich so aus Gott in den Sakramenten und im Gebet.
Wenn es aber andersherum ist, wenn der Priester erst Kriterien erfüllen will, bevor er sich daran macht, für Gott da zu sein, wenn die ganzen Dinge, für die er nur halb qualifiziert ist, sogar wichtiger sind als die Sakramente, dann läuft er, so denke ich, neben der Spur, was seine Berufung angeht. Dann steht er Gott ziemlich im Wege. Und mir erschwert er den Blick auf Gott, weil er sich ständig dazwischen stellt.
Wenn ein Priester sogar die Sakramente selbst nur noch im Licht von Kommunikation, Integration und sozialem Verhalten sieht, sie für Anderes zurückstellt, ersetzt oder nur als Vehikel für menschliche Bedürfnisse und die eigenen Dinge versteht und entsprechend anpasst und verdreht, der schneidet Gott von den Menschen ab. Er mag es noch so sehr im Namen der Liebe tun – er hat seine Berufung verfehlt.
Wenn die Gemeinde vor allem auf die Qualifikationen schaut, also auf den Priester selbst, dann macht sie ihm das Wirken schwer bis nahezu unmöglich. Der Priester ist der Mensch, der in seiner Funktion ganz hinter den zurück treten soll, dem er dient. Wenn die Gemeinde vor allem auf ihn und seine Eigenschaften schaut, stellt sie ihn dorthin, wo er nicht hin gehört, nämlich in den Mittelpunkt. Eigentlich logisch, dass diejenigen, die am meisten unter der Vorrangstellung der Priester leiden, meist zugleich die sind, die die längste Liste an Anforderungen haben.
Im Leben ist es so, dass man sich fast alle Menschen, mit denen man eng verbunden ist, nicht aussuchen konnte: Eltern, Kinder und alle weiteren Verwandten. Nur den Ehepartner kann man sich aussuchen – meistens. All diese Menschen, mit denen man einfach leben muss, sind die Familie. Auch den Priester kann man sich nicht aussuchen. Man sollte ihn daher auf die Weise annehmen, wie man ein Familienmitglied annimmt: als gegeben. So kommt man mit seinen Macken klar und dem Priester schlägt die nötige Liebe entgegen. Wenn wir mehr Berufungen wollen, sollten wir unsere Priester aufnehmen, sie lieben und von ihnen Gott in den Sakramenten erwarten und auch einfordern. Denn Gott ist es, der wirkt.
Pentateuch.
Die Älteren unter uns kennen das noch. Wenn in der Programmzeitschrift hinter der Ankündigung einer Sendung »Wdh« stand, dann hieß das: Die Sendung wird wiederholt. Damit das Programm bunter wurde, ohne daß man eine Neuproduktion aufnehmen mußte.
Mach ich jetzt auch mal. Aus Nostalgiegründen in Schwarzweiß.
Mach ich jetzt auch mal. Aus Nostalgiegründen in Schwarzweiß.
Willkommen!
[Peter Esser] Willkommen in der Blogoezese: Der bloggende Diakon als Wegbegleiter, Bartimäa mit dem griffigen Blognamen »A te numquam separari permittas« und Severus mit der schönen Domkrypta und der Serie über »Klerus und Schach«. Letzterer zwar kein Neuer, aber aus unerfindlichen Gründen lerne ich ihn jetzt erst kennen. Besser spät als nie.
Vom Schatten und der Lüge eines Gebetes
[Peter Esser]
Dieses Gebet fand jemand in einem Gebetsheftchen, das von der Benediktinerabtei Maria Laach herausgegeben wird. In meinem folgenden Kommentar dazu möchte ich einzig zu der Form der Gebetslyrik Stellung nehmen. Ich vermag natürlich nichts über die vermutete gute Absicht der Redaktion zu sagen. Dennoch scheinen mir die folgenden, ernsten Worte angebracht. Dort heißt es:
Ich möchte einige Gedanken zu dem obigen Gebet anschließen. Sicher ist es immer wieder eine Freude, unkonventionellen Menschen zu begegnen! Den Massenmenschen, uniformiert und wenig originell, haben wir schon in den bunten siebziger und achtziger Jahren verachten gelernt. Das sind die Ekel Alfreds, die Spießbürger, die Langweiler. Nun aber zum Gebet:
Ein Gebet im Orationen-Stil ist kein frei formulierter Gedanke, sondern eine Anrede Gottes, die repräsentativ für die betende Gemeinde geschieht. Und da passiert – Benediktiner hin, Benediktiner her – viel Unfug. Besonders wenn der eigentliche Adressat des Gebetes gar nicht Gott ist, sondern die Beter über einige Aspekte des Lebens, die dem Verfasser wichtig erscheinen, belehrt werden soll. So empfinde ich auch diese Oration.
Die Gottesanrede, bar jedes Adjektivs (allmächtiger, ewiger Gott), ist ein einfaches »Gott«, auf das man sich schnell wird einigen können. Leider ist diese Form der Gottesanrede sehr üblich geworden. Sie läßt nicht viel Gutes vermuten … ;-)
In einer klassischen Oration wird meist eine Prädikation angeschlossen, die auf ein Festgeheimnis oder eine offenbarte Eigenschaft Gottes Bezug nimmt. Hier dreht sich aber bereits die Gebetslyrik und läßt aus dem Lobpreis Gottes einen Lobpreis des Menschen werden. Die coolen Typen, die das Gebet meint, sind doch so recht ein Abglanz Gottes. Chapeau! Und es ist nicht mehr Gott, der »unserem Tun mit seiner Gnade zuvorkommt«, sondern, wer nur schrill genug und irgendwie auch aus Liebe heraus lebt, dem applaudiert Gott und mit ihm der ganze Himmlische Hofstaat. (In Wirklichkeit klatscht allerdings nur Luzifer.)
Übrigens hat sich die Vorstellung, wer Abglanz Gottes sein könnte, vom Evangelium bis hin zu dieser Form der Pastorallyrik bis hin zum Gegenteil gewandelt. Jesus weist im Evangelium darauf hin, daß die Gefangenen, Armen, Schwachen und Ausgestoßenen das Bild Gottes tragen. Von »freien, lebensbejahenden Menschen« ist da nicht die Rede.
Die »unnötigen Zwänge« und der »kreative liebevolle Umgang« miteinander sind Sprachcodes, die einem unbefangenen Zuhörer zunächst einmal nichts sagen, aber in verschiedenen Kontexten interpretierbar sind. Der Vorteil an solchen Formulierungen ist, daß sie vollkommen der Interpretation des Lesers anheim gegeben sind. Wer den Code beherrscht, versteht, daß es sich bei den unnötigen Zwängen um alte Zöpfe wie zum Beispiel Kirchengebote handelt. Aber das ist natürlich nur eine Interpretation und nirgends im Text wirklich gesagt … usw.
In der Konklusion des Gebets, das formal an die Doxologie unter Anrufung Christi als Mittler des Gebets erinnert, fällt stilistisch das ironisierte und deshalb in Anführungszeichen gesetzte »man« auf. Die Vermutung liegt also nahe, daß es sich nicht um eine Gebetsanrufung, sondern um eine versteckte, pädagogische Intervention handelt. Der Angelpunkt der Doxologie (Lobpreisung) ist also auch nicht die in Kreuz und Auferstehung des Gottmenschen erwirkte Erlösung, sondern ein eher mattes »die Freiheit leben, anders zu sein«.
Damit ist der Schritt in ein pures Nachahmungschristentum gesetzt. Nachahmung jedoch nicht im Sinne der Imitatio Christi. Nachahmung eines Idealbildes, das auf das »Jesuanische« in uns allen projiziert wird. Der Angelpunkt des Glaubens ist nicht mehr der Gottmensch Jesus Christus, sondern das allzu menschliche: »Pardon, die Freiheit nehm’ ich mir.«
Jeder Atheismus ist ehrlicher.
Dieses Gebet fand jemand in einem Gebetsheftchen, das von der Benediktinerabtei Maria Laach herausgegeben wird. In meinem folgenden Kommentar dazu möchte ich einzig zu der Form der Gebetslyrik Stellung nehmen. Ich vermag natürlich nichts über die vermutete gute Absicht der Redaktion zu sagen. Dennoch scheinen mir die folgenden, ernsten Worte angebracht. Dort heißt es:
Gott, freie, lebensbejahende Menschen sind dir eine Freude, weil sie dein Wesen widerspiegeln. Du teilst uns nicht ein in »Normale« und »Verrückte«. Die einzige Norm, die dir wichtig ist, ist das Tun aus Liebe. Lass uns einander nicht in Schablonen einräumen, sondern hilf uns, unnötige Zwänge abzubauen und einen kreativen liebevollen Umgang zu pflegen. Darum bitten wir durch Jesus Christus, der die Freiheit lebte, anders zu sein, als »man« es von ihm erwartete. Amen.
Ich möchte einige Gedanken zu dem obigen Gebet anschließen. Sicher ist es immer wieder eine Freude, unkonventionellen Menschen zu begegnen! Den Massenmenschen, uniformiert und wenig originell, haben wir schon in den bunten siebziger und achtziger Jahren verachten gelernt. Das sind die Ekel Alfreds, die Spießbürger, die Langweiler. Nun aber zum Gebet:
Ein Gebet im Orationen-Stil ist kein frei formulierter Gedanke, sondern eine Anrede Gottes, die repräsentativ für die betende Gemeinde geschieht. Und da passiert – Benediktiner hin, Benediktiner her – viel Unfug. Besonders wenn der eigentliche Adressat des Gebetes gar nicht Gott ist, sondern die Beter über einige Aspekte des Lebens, die dem Verfasser wichtig erscheinen, belehrt werden soll. So empfinde ich auch diese Oration.
Die Gottesanrede, bar jedes Adjektivs (allmächtiger, ewiger Gott), ist ein einfaches »Gott«, auf das man sich schnell wird einigen können. Leider ist diese Form der Gottesanrede sehr üblich geworden. Sie läßt nicht viel Gutes vermuten … ;-)
In einer klassischen Oration wird meist eine Prädikation angeschlossen, die auf ein Festgeheimnis oder eine offenbarte Eigenschaft Gottes Bezug nimmt. Hier dreht sich aber bereits die Gebetslyrik und läßt aus dem Lobpreis Gottes einen Lobpreis des Menschen werden. Die coolen Typen, die das Gebet meint, sind doch so recht ein Abglanz Gottes. Chapeau! Und es ist nicht mehr Gott, der »unserem Tun mit seiner Gnade zuvorkommt«, sondern, wer nur schrill genug und irgendwie auch aus Liebe heraus lebt, dem applaudiert Gott und mit ihm der ganze Himmlische Hofstaat. (In Wirklichkeit klatscht allerdings nur Luzifer.)
Übrigens hat sich die Vorstellung, wer Abglanz Gottes sein könnte, vom Evangelium bis hin zu dieser Form der Pastorallyrik bis hin zum Gegenteil gewandelt. Jesus weist im Evangelium darauf hin, daß die Gefangenen, Armen, Schwachen und Ausgestoßenen das Bild Gottes tragen. Von »freien, lebensbejahenden Menschen« ist da nicht die Rede.
Die »unnötigen Zwänge« und der »kreative liebevolle Umgang« miteinander sind Sprachcodes, die einem unbefangenen Zuhörer zunächst einmal nichts sagen, aber in verschiedenen Kontexten interpretierbar sind. Der Vorteil an solchen Formulierungen ist, daß sie vollkommen der Interpretation des Lesers anheim gegeben sind. Wer den Code beherrscht, versteht, daß es sich bei den unnötigen Zwängen um alte Zöpfe wie zum Beispiel Kirchengebote handelt. Aber das ist natürlich nur eine Interpretation und nirgends im Text wirklich gesagt … usw.
In der Konklusion des Gebets, das formal an die Doxologie unter Anrufung Christi als Mittler des Gebets erinnert, fällt stilistisch das ironisierte und deshalb in Anführungszeichen gesetzte »man« auf. Die Vermutung liegt also nahe, daß es sich nicht um eine Gebetsanrufung, sondern um eine versteckte, pädagogische Intervention handelt. Der Angelpunkt der Doxologie (Lobpreisung) ist also auch nicht die in Kreuz und Auferstehung des Gottmenschen erwirkte Erlösung, sondern ein eher mattes »die Freiheit leben, anders zu sein«.
Damit ist der Schritt in ein pures Nachahmungschristentum gesetzt. Nachahmung jedoch nicht im Sinne der Imitatio Christi. Nachahmung eines Idealbildes, das auf das »Jesuanische« in uns allen projiziert wird. Der Angelpunkt des Glaubens ist nicht mehr der Gottmensch Jesus Christus, sondern das allzu menschliche: »Pardon, die Freiheit nehm’ ich mir.«
Jeder Atheismus ist ehrlicher.
Mittwoch, Januar 18, 2012
Glückwunsch?
[Von Bastian]
Ein Mann bekommt vom Finanzamt 84.600,-€ zu viel erstattet. Er darf das Geld behalten, weil das Amt die Frist für Rückforderungen verpasst hat. Laut Focus hat der Mann, der uns alle faktisch betrogen hat, Grund zum Jubeln. [Link]
Der Name des „Glücklichen“ wird nicht genannt, doch kann man zumindest eines darüber wissen: hieße er Wulff, hätte er stattdessen Grund zum Rücktritt.
Ich denke, besser lässt sich die verlogene Moralität, derer sich die Presse zur Skandalsuche bedient, nicht demonstrieren.
Ein Mann bekommt vom Finanzamt 84.600,-€ zu viel erstattet. Er darf das Geld behalten, weil das Amt die Frist für Rückforderungen verpasst hat. Laut Focus hat der Mann, der uns alle faktisch betrogen hat, Grund zum Jubeln. [Link]
Der Name des „Glücklichen“ wird nicht genannt, doch kann man zumindest eines darüber wissen: hieße er Wulff, hätte er stattdessen Grund zum Rücktritt.
Ich denke, besser lässt sich die verlogene Moralität, derer sich die Presse zur Skandalsuche bedient, nicht demonstrieren.
Freitag, Januar 13, 2012
Eine Polemik.
[Von Bastian]
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie der Mensch zum Sein kommen kann: Schöpfung oder ein Weg ohne Schöpfung. Die Alternative hat Folgen.
Woher komme ich?
Angenommen, es gibt den Schöpfer. Wie vollzöge sich eine Schöpfung? Da sind die unterschiedlichsten Dinge denkbar. Jedes individuelle Ding und Wesen könnte sozusagen eine Einzelanfertigung sein. Der Schöpfungsakt könnte aber auch im Anstoß einer Entwicklung bestehen, die alles Gewollte hervorbringt. („Der Beginn ist der Urknall, und Gott hat es knallen lassen.“) Auch allerhand Zwischenstufen sind denkbar. Auf jeden Fall aber wäre das, was ist, gewollt, wie es ist, und da, weil es gewollt ist.
Angenommen, es gibt keinen Schöpfer. Wie vollzöge sich eine Nicht-Schöpfung? Steven Hawking berechnete, dass das Universum keinen Anfang hat, weil im Urknall die Zeit erst beginnt und es daher kein „vor“ dem Universum gibt. Dasselbe gelte für sein einzig mögliches Ende – einen erneuten Zusammensturz. Es gibt weder ein „vor“ oder „nach“, noch ein „außerhalb“ des Universums. Es ist einfach da. Seine Entwicklung folgt den Gesetzen, die es hat, ohne dass diese Gesetze gewollt wären – auch sie sind einfach da. Diese Gesetze sind anfangs der Zufall, später die Qualifikation. Die Entwicklung aufgrund dieser Gesetze nennt man Evolution. Sie läuft so ab, dass sich (logischerweise) das weiterentwickelt, was dafür am besten qualifiziert ist. Dass man existiert, ist nicht gewollt, sondern ein Zeichen von Erfolg: man hat sich als eine von unzähligen Möglichkeiten durchgesetzt.
Was bin ich?
Angenommen, es gibt den Schöpfer. Der wäre dann Herr über die Schöpfung. Selbst wenn er seiner Schöpfung die völlige Freiheit ließe – er hätte zumindest festgelegt, was die Schöpfung ist, indem er sie so geschaffen hat. Die Frage, was ich eigentlich bin, wäre am sinnvollsten dem Schöpfer gestellt. Der könnte mir sagen, was mein Wesen ist, und ich hätte einen Wegweiser, den zu befolgen mich tiefer in meine Freiheit führen würde. Um recht zu leben, müsste ich meinem Schöpfer folgen. Mein Leben hätte einen Sinn, weil es ein Ziel hätte. Ethik wäre das Erkennen des Ziels, Moral die Wegbeschreibung zu meinem Schöpfer.
Angenommen, es gibt keinen Schöpfer. Dann wäre ich grundsätzlich mein eigener Herr. Wegweiser auf meinem Weg durchs Leben kann nur meine eigene Beurteilung aufgrund meiner eigenen Erfahrungen sein. Was ich wirklich bin, kann ich nur selbst entdecken. Der Sinn meines Lebens wäre letztlich das Leben selbst, wenn man das einen Sinn nennen will. Um recht zu leben, müsste ich mir selbst und meinem Leben folgen. Ethik wäre die Erkenntnis, wie sich das Leben weiter entfalten kann, Moral die Wegbeschreibung hin zu mir selbst.
Wohin gehe ich besser nicht?
Angenommen, es gibt den Schöpfer. Was mir dann nicht passieren sollte, ist der Versuch, mein Leben ohne ihn in die Hand zu nehmen. Jeder Irrtum würde mich von meinem Ziel entfernen.
Angenommen, es gibt keinen Schöpfer. Was mir dann nicht passieren sollte, wäre, in eine evolutionäre Sackgasse zu geraten. Aus dem Sieger würde der größtmögliche Verlierer.
So weit, so vereinfacht.
Was heißt das jetzt für mich?
Ich sollte mir klar sein, wo meine Lebensvorstellungen angesiedelt sind. Wenn man es einmal so in den Grundzügen betrachtet, wird deutlich, dass es für die Ideen wie die der Kinderlosigkeit in der evolutionären Logik keinerlei Grundlage gibt. Kinderlosigkeit trägt gleichsam als Tatstrafe die totale Exkommunikation in sich: wer keine Nachkommen hat, stirbt, und zwar aus. Homosexualität beispielsweise oder auch jede andere Art von Ausstieg aus der Entwicklungskette sind evolutionär gesehen Sackgassen. Sie werden gnadenlos aus dem Weg geräumt. Es gibt nur einen erfolgreichen Weg: den der Fortpflanzung, denn er erhält das einzige, was in der Evolution Bestand haben kann: den Genpool, die Art. Der Einzelne ist bedeutungslos. Hmm…
Vor Gott hingegen ist Kinderlosigkeit durchaus eine Möglichkeit. Nicht das Leben selbst ist der Maßstab, sondern das rechte Leben gemäß dem Willen des Schöpfers. Eine Schöpfung hat Platz für individuelle Lebensentwürfe. Gott hat Interesse am Einzelnen. Man braucht keine Kinder, um geliebt zu sein: es gibt viele Wege. Hmm…
Wenn es also überhaupt einen Platz geben kann, an dem beispielsweise Homosexualität vertretbar ist, liegt dieser Platz im Religiösen. Irgendwie scheinen die Dinge anders zu liegen, als sie gemeinhin dargestellt werden.
Ausgehend vom Schöpfer sollte man nun schauen, ob er Homosexualität gutheißt oder nicht. Darüber gibt es einiges an Kontroversen und Diskussion. Ich wage zu behaupten, dass es eher danach aussieht, dass er es nicht tut.
Ausgehend von der Evolution sieht es ähnlich aus, wenn mein Lebensentwurf nicht auf Arterhaltung hinausläuft. Nur, dass es da keine Diskussionen gibt. It’s as simple as that.
Was heißt das jetzt allgemein?
Wie also gehen Religion und Evolution mit Dingen um, die nicht ins System passen?
Die Religion hat es einfach: sie kennt Fehler und Systemabweichungen. Man nennt sie Sünde und Schuld. Die sind nicht nur möglich – sie lassen das System sogar deutlicher hervortreten. Es gibt sogar einen Ausweg: die Vergebung. Die Abweichungen ändern im Grundsatz nichts. Das System bleibt und bietet dem Einzelnen Orientierung. Der Weg mündet in die (hoffentlich gelingende) Ewigkeit.
Die Evolution hat es noch einfacher: es gibt gar nichts außerhalb des Systems, solange man keine Schöpfung nachweist. Alles, was es gibt, ist alleine deshalb richtig sein, weil es existiert - schließlich hat es sich als evolutionärer Vorteil entwickelt. Fehlentwicklungen gehören zum System wie Weiterentwicklungen. Die einen verschwinden, die anderen bleiben. Wenn man in der Evolution eine Sünde formulieren wollte, wäre es die der Fortpflanzungsunfähigkeit. Die Evolution antwortet auf solche Abweichungen einfach und gnadenlos mit dem Todesurteil. Die Evolution bietet dem Einzelnen keinerlei Orientierung. Sein „Überleben“ besteht bestenfalls im Weiterbestehen seiner Art. Wenn er sich aus dem Genpool kegelt, erfährt er das Schicksal der totalen Bedeutungslosigkeit: nichts bleibt von ihm.
Was macht das jetzt mit mir?
Wie gehen die Menschen damit um? Warum argumentieren die Menschen, die sich am stärksten für „individuelle Lebensentwürfe“ stark machen, dann nicht religiös? Warum berufen sie sich auf eine Logik, die sie ausrottet? Der Grund ist einfach: die Evolution lässt sie zu Lebzeiten in Ruhe. Sie hat Zeit und begnügt sich mit dem natürlichen Wegsterben. In ihr regieren Arten und Genpools – das Individuum ist belanglos. Die Religion hingegen stellt den Menschen in eine Verantwortung, die das tägliche Leben betrifft. Man kann nicht tun und lassen, was man will. Oder besser: man kann schon. Nur dass man die Folgen selbst tragen muss.
Man hat also drei Möglichkeiten. Man kann sich der Evolution entsprechend sinnvoll verhallten und mich vermehren, oder man kann machen, wozu man Lust hat und sich als Verlierer, Sackgasse und Endpunkt der Entwicklung begreifen, oder man kann sich der Religion unterwerfen und verantwortlich sein.
Wie komme ich da raus?
Viele Menschen wollen nichts dergleichen: keine Kinder, kein Verlierertum und keine Verantwortlichkeit, die sie als lästige Abhängigkeit empfinden. Sie suchen „Selbstbestimmung“ und, wenn sie überhaupt weiter denken, dafür eine Rechtfertigung. Doch hier begehen sie einen tragischen Irrtum. Sie suchen nicht Rechtfertigung vor Gott dafür, was sie sind, sondern Rechtfertigung vor sich selbst dafür, wie sie sind.
Die Religion scheidet so von vorneherein aus. Die Evolution als einzige Alternative hat jedoch in diesem Moment den Wandel von der Theorie zum Paradigma vollzogen. Sie muss passend gemacht werden, koste es, was es wolle. Es gibt keine Alternative.
Auf Stammtischniveau geschieht dies durch Behauptungen. Da werden Dinge geltend gemacht wie ein „Schwulengen“. Banale Einwände wie „Ein Gen, dass die Vermehrung verhindert, wäre doch sofort verschwunden“ werden einfach übersehen. Besonders in intellektuellen Kreisen wird viel über Evolution geredet, doch ohne selbst grundlegende Kenntnisse. Man stellt sich darunter eine Art permanenter Inzucht vor: ein paar Starke überleben, während der Rest wegstirbt. Dass da nichts zusammenpasst, ist egal: man gibt sich wissenschaftlich, und da sind die Dinge eben komplizierter.
Diese Komplikationen bekommen die Menschen mit Wissen zu spüren, die Wissenschaftler, die das „Schwulengen“ herbeizaubern sollen. Es bedarf etlicher Kunstgriffe, die Idee der Nicht-Vermehrung als Vorteil für den Arterhalt darzustellen. Noch abenteuerlicher ist der Versuch, ernsthaft zu behaupten, ein Gen, das zur Nicht-Vermehrung führt, habe sich durch Selektion durchgesetzt. Der Kunstgriffe werden immer mehr. Die wenigsten Menschen haben eine Vorstellung davon, was man inzwischen aus der Evolutionstheorie geworden ist: es ist eine Sammlung von Teiltheorien, die oft kaum vereinbar sind, die Sonderfälle zur Regel erheben und tausend Gründe dafür finden, dass Unzulänglichkeiten und Widersprüche eben doch zutreffen.
Und jetzt?
Das, was der Kirche jahrelang vorgehalten wurde, nämlich dass sie die Tatsachen nicht zur Kenntnis nehmen will und entgegen sinnvoller Einwände ein ideologisches Weltbild gegen die Vernunft aufrecht erhält – genau das kann man heute life in wissenschaftlichen Kreisen bewundern. Die Wissenschaft tut etwas, was ihr zutiefst zuwider läuft: sie beobachtet nicht, um daraus Schlüsse zu ziehen, sondern sie sucht nach Beweisen für Schlüsse, die vorher feststehen. Gegenargumenten wird dementsprechend nicht sachlich, sondern ideologisch begegnet: man wolle wohl wieder ins Mittelalter zurück und eine flache Erde propagieren, sei ein Kreationist (incl. aller negativen Eigenschaften), sei homophob und dergleichen hochkarätige Einwände mehr. Die Evolutionsforschung wäre heute wahrscheinlich viel weiter, wenn sie nicht ständig das Ergebnis vorweg nehmen würde.
Und damit sind wir am Ende angekommen. Wenn Du den Schöpfer glaubst, tust Du gut daran, den Glauben zu bewahren. Selbst wenn Du dich irren solltest, ist Dein Glaube derzeit die offenere, beweglichere und damit für die Wahrheit freiere Haltung.
Wenn Du nicht glaubst, solltest Du dich bemühen, das wirklich zu tun und die Konsequenzen zu sehen. Gib Dich nicht damit zufrieden, dass andere Dir erzählen, nicht zu glauben legalisiere, was der Glaube verbiete. Halte Dich nicht daran fest, alles sei gut, weil es da ist. Die Evolution, die Dir den Grund liefert, wird Dich auch auf die Folgen blicken lassen. Es ist der Blick in den Abgrund völliger persönlicher Bedeutungslosigkeit. Unglaube führt geradewegs auf das Abstellgleis der Evolution. Dass Du dort machen kannst, was Du willst, liegt nur daran, dass nicht einmal sie sich noch darum kümmert. Die vermeintliche gesellschaftliche Reputation, die Du fühlst, ist die Anerkennung durch Haltlose, die Belanglosigkeiten beklatschen. Nach Dir die Sintflut? Nein, nicht einmal das. Nach Dir gar nichts. Du bist ausgeschieden. Die Evolution hat Dich abgeschrieben – Gott nicht.
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie der Mensch zum Sein kommen kann: Schöpfung oder ein Weg ohne Schöpfung. Die Alternative hat Folgen.
Woher komme ich?
Angenommen, es gibt den Schöpfer. Wie vollzöge sich eine Schöpfung? Da sind die unterschiedlichsten Dinge denkbar. Jedes individuelle Ding und Wesen könnte sozusagen eine Einzelanfertigung sein. Der Schöpfungsakt könnte aber auch im Anstoß einer Entwicklung bestehen, die alles Gewollte hervorbringt. („Der Beginn ist der Urknall, und Gott hat es knallen lassen.“) Auch allerhand Zwischenstufen sind denkbar. Auf jeden Fall aber wäre das, was ist, gewollt, wie es ist, und da, weil es gewollt ist.
Angenommen, es gibt keinen Schöpfer. Wie vollzöge sich eine Nicht-Schöpfung? Steven Hawking berechnete, dass das Universum keinen Anfang hat, weil im Urknall die Zeit erst beginnt und es daher kein „vor“ dem Universum gibt. Dasselbe gelte für sein einzig mögliches Ende – einen erneuten Zusammensturz. Es gibt weder ein „vor“ oder „nach“, noch ein „außerhalb“ des Universums. Es ist einfach da. Seine Entwicklung folgt den Gesetzen, die es hat, ohne dass diese Gesetze gewollt wären – auch sie sind einfach da. Diese Gesetze sind anfangs der Zufall, später die Qualifikation. Die Entwicklung aufgrund dieser Gesetze nennt man Evolution. Sie läuft so ab, dass sich (logischerweise) das weiterentwickelt, was dafür am besten qualifiziert ist. Dass man existiert, ist nicht gewollt, sondern ein Zeichen von Erfolg: man hat sich als eine von unzähligen Möglichkeiten durchgesetzt.
Was bin ich?
Angenommen, es gibt den Schöpfer. Der wäre dann Herr über die Schöpfung. Selbst wenn er seiner Schöpfung die völlige Freiheit ließe – er hätte zumindest festgelegt, was die Schöpfung ist, indem er sie so geschaffen hat. Die Frage, was ich eigentlich bin, wäre am sinnvollsten dem Schöpfer gestellt. Der könnte mir sagen, was mein Wesen ist, und ich hätte einen Wegweiser, den zu befolgen mich tiefer in meine Freiheit führen würde. Um recht zu leben, müsste ich meinem Schöpfer folgen. Mein Leben hätte einen Sinn, weil es ein Ziel hätte. Ethik wäre das Erkennen des Ziels, Moral die Wegbeschreibung zu meinem Schöpfer.
Angenommen, es gibt keinen Schöpfer. Dann wäre ich grundsätzlich mein eigener Herr. Wegweiser auf meinem Weg durchs Leben kann nur meine eigene Beurteilung aufgrund meiner eigenen Erfahrungen sein. Was ich wirklich bin, kann ich nur selbst entdecken. Der Sinn meines Lebens wäre letztlich das Leben selbst, wenn man das einen Sinn nennen will. Um recht zu leben, müsste ich mir selbst und meinem Leben folgen. Ethik wäre die Erkenntnis, wie sich das Leben weiter entfalten kann, Moral die Wegbeschreibung hin zu mir selbst.
Wohin gehe ich besser nicht?
Angenommen, es gibt den Schöpfer. Was mir dann nicht passieren sollte, ist der Versuch, mein Leben ohne ihn in die Hand zu nehmen. Jeder Irrtum würde mich von meinem Ziel entfernen.
Angenommen, es gibt keinen Schöpfer. Was mir dann nicht passieren sollte, wäre, in eine evolutionäre Sackgasse zu geraten. Aus dem Sieger würde der größtmögliche Verlierer.
So weit, so vereinfacht.
Was heißt das jetzt für mich?
Ich sollte mir klar sein, wo meine Lebensvorstellungen angesiedelt sind. Wenn man es einmal so in den Grundzügen betrachtet, wird deutlich, dass es für die Ideen wie die der Kinderlosigkeit in der evolutionären Logik keinerlei Grundlage gibt. Kinderlosigkeit trägt gleichsam als Tatstrafe die totale Exkommunikation in sich: wer keine Nachkommen hat, stirbt, und zwar aus. Homosexualität beispielsweise oder auch jede andere Art von Ausstieg aus der Entwicklungskette sind evolutionär gesehen Sackgassen. Sie werden gnadenlos aus dem Weg geräumt. Es gibt nur einen erfolgreichen Weg: den der Fortpflanzung, denn er erhält das einzige, was in der Evolution Bestand haben kann: den Genpool, die Art. Der Einzelne ist bedeutungslos. Hmm…
Vor Gott hingegen ist Kinderlosigkeit durchaus eine Möglichkeit. Nicht das Leben selbst ist der Maßstab, sondern das rechte Leben gemäß dem Willen des Schöpfers. Eine Schöpfung hat Platz für individuelle Lebensentwürfe. Gott hat Interesse am Einzelnen. Man braucht keine Kinder, um geliebt zu sein: es gibt viele Wege. Hmm…
Wenn es also überhaupt einen Platz geben kann, an dem beispielsweise Homosexualität vertretbar ist, liegt dieser Platz im Religiösen. Irgendwie scheinen die Dinge anders zu liegen, als sie gemeinhin dargestellt werden.
Ausgehend vom Schöpfer sollte man nun schauen, ob er Homosexualität gutheißt oder nicht. Darüber gibt es einiges an Kontroversen und Diskussion. Ich wage zu behaupten, dass es eher danach aussieht, dass er es nicht tut.
Ausgehend von der Evolution sieht es ähnlich aus, wenn mein Lebensentwurf nicht auf Arterhaltung hinausläuft. Nur, dass es da keine Diskussionen gibt. It’s as simple as that.
Was heißt das jetzt allgemein?
Wie also gehen Religion und Evolution mit Dingen um, die nicht ins System passen?
Die Religion hat es einfach: sie kennt Fehler und Systemabweichungen. Man nennt sie Sünde und Schuld. Die sind nicht nur möglich – sie lassen das System sogar deutlicher hervortreten. Es gibt sogar einen Ausweg: die Vergebung. Die Abweichungen ändern im Grundsatz nichts. Das System bleibt und bietet dem Einzelnen Orientierung. Der Weg mündet in die (hoffentlich gelingende) Ewigkeit.
Die Evolution hat es noch einfacher: es gibt gar nichts außerhalb des Systems, solange man keine Schöpfung nachweist. Alles, was es gibt, ist alleine deshalb richtig sein, weil es existiert - schließlich hat es sich als evolutionärer Vorteil entwickelt. Fehlentwicklungen gehören zum System wie Weiterentwicklungen. Die einen verschwinden, die anderen bleiben. Wenn man in der Evolution eine Sünde formulieren wollte, wäre es die der Fortpflanzungsunfähigkeit. Die Evolution antwortet auf solche Abweichungen einfach und gnadenlos mit dem Todesurteil. Die Evolution bietet dem Einzelnen keinerlei Orientierung. Sein „Überleben“ besteht bestenfalls im Weiterbestehen seiner Art. Wenn er sich aus dem Genpool kegelt, erfährt er das Schicksal der totalen Bedeutungslosigkeit: nichts bleibt von ihm.
Was macht das jetzt mit mir?
Wie gehen die Menschen damit um? Warum argumentieren die Menschen, die sich am stärksten für „individuelle Lebensentwürfe“ stark machen, dann nicht religiös? Warum berufen sie sich auf eine Logik, die sie ausrottet? Der Grund ist einfach: die Evolution lässt sie zu Lebzeiten in Ruhe. Sie hat Zeit und begnügt sich mit dem natürlichen Wegsterben. In ihr regieren Arten und Genpools – das Individuum ist belanglos. Die Religion hingegen stellt den Menschen in eine Verantwortung, die das tägliche Leben betrifft. Man kann nicht tun und lassen, was man will. Oder besser: man kann schon. Nur dass man die Folgen selbst tragen muss.
Man hat also drei Möglichkeiten. Man kann sich der Evolution entsprechend sinnvoll verhallten und mich vermehren, oder man kann machen, wozu man Lust hat und sich als Verlierer, Sackgasse und Endpunkt der Entwicklung begreifen, oder man kann sich der Religion unterwerfen und verantwortlich sein.
Wie komme ich da raus?
Viele Menschen wollen nichts dergleichen: keine Kinder, kein Verlierertum und keine Verantwortlichkeit, die sie als lästige Abhängigkeit empfinden. Sie suchen „Selbstbestimmung“ und, wenn sie überhaupt weiter denken, dafür eine Rechtfertigung. Doch hier begehen sie einen tragischen Irrtum. Sie suchen nicht Rechtfertigung vor Gott dafür, was sie sind, sondern Rechtfertigung vor sich selbst dafür, wie sie sind.
Die Religion scheidet so von vorneherein aus. Die Evolution als einzige Alternative hat jedoch in diesem Moment den Wandel von der Theorie zum Paradigma vollzogen. Sie muss passend gemacht werden, koste es, was es wolle. Es gibt keine Alternative.
Auf Stammtischniveau geschieht dies durch Behauptungen. Da werden Dinge geltend gemacht wie ein „Schwulengen“. Banale Einwände wie „Ein Gen, dass die Vermehrung verhindert, wäre doch sofort verschwunden“ werden einfach übersehen. Besonders in intellektuellen Kreisen wird viel über Evolution geredet, doch ohne selbst grundlegende Kenntnisse. Man stellt sich darunter eine Art permanenter Inzucht vor: ein paar Starke überleben, während der Rest wegstirbt. Dass da nichts zusammenpasst, ist egal: man gibt sich wissenschaftlich, und da sind die Dinge eben komplizierter.
Diese Komplikationen bekommen die Menschen mit Wissen zu spüren, die Wissenschaftler, die das „Schwulengen“ herbeizaubern sollen. Es bedarf etlicher Kunstgriffe, die Idee der Nicht-Vermehrung als Vorteil für den Arterhalt darzustellen. Noch abenteuerlicher ist der Versuch, ernsthaft zu behaupten, ein Gen, das zur Nicht-Vermehrung führt, habe sich durch Selektion durchgesetzt. Der Kunstgriffe werden immer mehr. Die wenigsten Menschen haben eine Vorstellung davon, was man inzwischen aus der Evolutionstheorie geworden ist: es ist eine Sammlung von Teiltheorien, die oft kaum vereinbar sind, die Sonderfälle zur Regel erheben und tausend Gründe dafür finden, dass Unzulänglichkeiten und Widersprüche eben doch zutreffen.
Und jetzt?
Das, was der Kirche jahrelang vorgehalten wurde, nämlich dass sie die Tatsachen nicht zur Kenntnis nehmen will und entgegen sinnvoller Einwände ein ideologisches Weltbild gegen die Vernunft aufrecht erhält – genau das kann man heute life in wissenschaftlichen Kreisen bewundern. Die Wissenschaft tut etwas, was ihr zutiefst zuwider läuft: sie beobachtet nicht, um daraus Schlüsse zu ziehen, sondern sie sucht nach Beweisen für Schlüsse, die vorher feststehen. Gegenargumenten wird dementsprechend nicht sachlich, sondern ideologisch begegnet: man wolle wohl wieder ins Mittelalter zurück und eine flache Erde propagieren, sei ein Kreationist (incl. aller negativen Eigenschaften), sei homophob und dergleichen hochkarätige Einwände mehr. Die Evolutionsforschung wäre heute wahrscheinlich viel weiter, wenn sie nicht ständig das Ergebnis vorweg nehmen würde.
Und damit sind wir am Ende angekommen. Wenn Du den Schöpfer glaubst, tust Du gut daran, den Glauben zu bewahren. Selbst wenn Du dich irren solltest, ist Dein Glaube derzeit die offenere, beweglichere und damit für die Wahrheit freiere Haltung.
Wenn Du nicht glaubst, solltest Du dich bemühen, das wirklich zu tun und die Konsequenzen zu sehen. Gib Dich nicht damit zufrieden, dass andere Dir erzählen, nicht zu glauben legalisiere, was der Glaube verbiete. Halte Dich nicht daran fest, alles sei gut, weil es da ist. Die Evolution, die Dir den Grund liefert, wird Dich auch auf die Folgen blicken lassen. Es ist der Blick in den Abgrund völliger persönlicher Bedeutungslosigkeit. Unglaube führt geradewegs auf das Abstellgleis der Evolution. Dass Du dort machen kannst, was Du willst, liegt nur daran, dass nicht einmal sie sich noch darum kümmert. Die vermeintliche gesellschaftliche Reputation, die Du fühlst, ist die Anerkennung durch Haltlose, die Belanglosigkeiten beklatschen. Nach Dir die Sintflut? Nein, nicht einmal das. Nach Dir gar nichts. Du bist ausgeschieden. Die Evolution hat Dich abgeschrieben – Gott nicht.
Montag, Januar 02, 2012
An Marcus von Sankt Irenaeus
[von Bastian]
Ich glaube, wir sind dichter beieinander, als es auf den ersten Blick vielleicht aussieht.
Erst einmal: was Bruder Alois angeht: er hat mir den Gedankenanstoß geliefert. Es sind dann aber meine Gedanken, nicht der Versuch, seine nachzuvollziehen. Auf Einwände gegen seine Aussagen kann ich nicht eingehen.
Ich schrieb im Anfang meines Beitrages:
Erst einmal ist Gott aus sich selbst, wir aber sind aus Gott. Er ist der Schöpfer. Die Abhängigkeit von uns ist existenziell klar, wie auch die Unabhängigkeit Gottes. Ein jedes „Brauchen“ kann also nur außerhalb dieses existenziellen Bereichs liegen.
Ich glaube, auf dieser Grundlage sind wir uns erst einmal einig. Gott würde niemals mit der Menschheit untergehen. Abgesehen davon, dass es eine völlig falsch geartete Abhängigkeit postuliert, würde es Gott der Zeit unterwerfen: Gott kann nicht vergehen: er ist.
Gottes Bedürfnisse – wenn es sie gibt - entspringen seiner Liebe, nicht seinem Existenzwillen.
Insgesamt ist das ein schwieriges Thema. Mir wird immer klarer, wie schwer es ist, die richtigen Begriffe zu wählen.
Du schreibst: Bedürfnisse werden von der Liebe getragen und "er"tragen, aber sie sind nicht wesensstiftend für die Liebe.
Dem stimme ich erst einmal zu. Ich versuche, es genauer zu betrachten und bleibe dazu beim Beispiel meines Verhältnisses zu meinen Kindern, weil es der in Frage stehenden Situation wohl am nächsten kommt.
Wo können Bedürfnisse auftreten?
Wenn meine Kinder etwas brauchen und ich es geben kann, gebe ich es. Ich tue das aus Liebe – das Geben ist aber nicht meine Liebe. Die Befriedigung der Bedürfnisse meiner Kinder ist auch nicht identisch mit meiner Liebe. Sie ist deren Resultat. Auch wenn meine Kinder nichts bräuchten, würde ich sie lieben. Diese Bedürfnisse sind nicht wesensstiftend für meine Liebe. Anders herum ist es genauso.
Wie sieht es mit Bedürfnissen aus, die der Liebe selbst entspringen? Ist beispielsweise mein Bedürfnis nach Gesellschaft mit meinen Kindern wesensstiftend für meine Liebe? Zumindest die Befriedigung dieses Bedürfnisses ist es nicht, denn ich liebe sie auch, wenn es mit der Gesellschaft nichts wird. Aber wäre eine Liebe denkbar, in der das Gemeinschaftsbedürfnis fehlt? Zumindest kann dieses Bedürfnis ausgehebelt werden. Bei meinen älteren Kindern in der Pubertät ist es mein Bedürfnis, nicht zu viel Gemeinschaft zu haben. Nicht, weil sie unerträglich wären – das sind sie nicht, sondern weil es wichtig für sie ist, nicht überbehütet zu werden und ihre Dinge auch allein zu tun. Mein Wunsch nach ihrem Besten führt dazu, dass ich mich zurückhalte. Die Liebe führt mich von ihnen weg, ihrer notwendigen Freiheit zuliebe. Und das Interessante ist: sie erleben meine Liebe gerade dadurch intensiver, dass ich eben nicht ständig Gemeinschaft mit ihnen suche. Das Bedürfnis nach Gemeinschaft entspringt also der Liebe, ist aber nicht mit ihr identisch. Es ist nicht ihr Wesen, denn es wird ersetzt von meinem Wunsch nach dem Besten für meine Kinder.
Aber ist dieser Wunsch ein Bedürfnis meinerseits? Dieser Wunsch führt mich doch gerade zur Bedingungslosigkeit. Die Liebe zu meinen Kindern ist doch dadurch gegeben, dass ich sie loslasse, dass ich gebe, aber nicht fordere. Wie kann dieses Nicht-Fordern Bedürfnis sein? Es kann nicht. In diesem Sinne stimmt es: Bedürfnisse werden von der Liebe getragen und "er"tragen, aber sie sind nicht wesensstiftend für die Liebe.
Was ich meine, wird vielleicht am ehesten an einem Abend klar, an dem ich schlecht gelaunt und voller Sorgen nach Hause komme, den Kopf voll Dingen, die ich noch erledigen muss. Ich bin nett zu meinen Kindern (hoffe ich!), aber ich hake sie ab. Sie bekommen, was sie brauchen, aber sie sind irgendwo zweitrangig. Ich nehme mir vielleicht dennoch die nötige Ruhe und Zeit, bin vielleicht in der Lage, zu sein wie immer. Doch wäre das der Dauerzustand – ich hätte sie bald verloren. Auch wenn mein Verhalten dasselbe wäre, das Wichtigste würde fehlen: meine Freude an ihnen, meine Sehnsucht nach ihnen. Ich kann kein Kind lange täuschen: sie merken es genau, ob ich mich darüber freue, dass sie nett zu mir sind, oder ob ich es bloß gütig annehme. Sie merken es genau, ob ich nur selbst Liebe gegen will, oder ob ich sie auch ersehne. Und in ihrer Liebe zu mir wünschen sie, dass ich sie wünsche, ersehne und brauche. Sie wollen lieber einen unvollkommenen Papa, der sie braucht, als einen, der ihnen alles gibt, aber dessen Herz ohne ihre Liebe letztlich genauso aussieht. Sie wollen einen Papa, der erst durch sie wirklich glücklich sein kann. Und ich denke, sie haben recht.
Diese Art „brauchen“ (ersehnen, dürsten nach, wünschen etc…) ist es, die ich meine. Sie ist wesensstiftend für die Liebe, macht sie persönlich und unterscheidet sie vom abstrakten Prinzip. Für meinen Glauben ist das ein existentieller Unterschied.
Man kann die Frage auch auf eine andere Weise betrachten. Kommt, wenn ich Gott liebe, davon bei ihm etwas an? Oder einfacher: kann man zu Gott nett sein? Ich will jetzt nicht auf die Antwort hinaus, natürlich könne man es in den Menschen, in denen er uns begegnet. Ich meine die direkte Ebene, die, auf der ich zu ihm bete. Das Gebet reduziere ich ja auch nicht auf gute Gespräche mit meinen Nächsten, so wichtig die sind. Hat Gott Interesse daran, dass ich ihm etwas Nettes sage, etwas, das sinnfrei ist, außer dass es ihn freuen soll? Ein solches Verhältnis setzt Vertraulichkeit voraus. Ich werde den Verdacht nicht los, dass Gott jenseits aller Theorie genau dieses Verhältnis zu uns sucht.
Wenn ihr nicht werdet, wie die Kinder.
Ich glaube, wir sind dichter beieinander, als es auf den ersten Blick vielleicht aussieht.
Erst einmal: was Bruder Alois angeht: er hat mir den Gedankenanstoß geliefert. Es sind dann aber meine Gedanken, nicht der Versuch, seine nachzuvollziehen. Auf Einwände gegen seine Aussagen kann ich nicht eingehen.
Ich schrieb im Anfang meines Beitrages:
Erst einmal ist Gott aus sich selbst, wir aber sind aus Gott. Er ist der Schöpfer. Die Abhängigkeit von uns ist existenziell klar, wie auch die Unabhängigkeit Gottes. Ein jedes „Brauchen“ kann also nur außerhalb dieses existenziellen Bereichs liegen.
Ich glaube, auf dieser Grundlage sind wir uns erst einmal einig. Gott würde niemals mit der Menschheit untergehen. Abgesehen davon, dass es eine völlig falsch geartete Abhängigkeit postuliert, würde es Gott der Zeit unterwerfen: Gott kann nicht vergehen: er ist.
Gottes Bedürfnisse – wenn es sie gibt - entspringen seiner Liebe, nicht seinem Existenzwillen.
Insgesamt ist das ein schwieriges Thema. Mir wird immer klarer, wie schwer es ist, die richtigen Begriffe zu wählen.
Du schreibst: Bedürfnisse werden von der Liebe getragen und "er"tragen, aber sie sind nicht wesensstiftend für die Liebe.
Dem stimme ich erst einmal zu. Ich versuche, es genauer zu betrachten und bleibe dazu beim Beispiel meines Verhältnisses zu meinen Kindern, weil es der in Frage stehenden Situation wohl am nächsten kommt.
Wo können Bedürfnisse auftreten?
Wenn meine Kinder etwas brauchen und ich es geben kann, gebe ich es. Ich tue das aus Liebe – das Geben ist aber nicht meine Liebe. Die Befriedigung der Bedürfnisse meiner Kinder ist auch nicht identisch mit meiner Liebe. Sie ist deren Resultat. Auch wenn meine Kinder nichts bräuchten, würde ich sie lieben. Diese Bedürfnisse sind nicht wesensstiftend für meine Liebe. Anders herum ist es genauso.
Wie sieht es mit Bedürfnissen aus, die der Liebe selbst entspringen? Ist beispielsweise mein Bedürfnis nach Gesellschaft mit meinen Kindern wesensstiftend für meine Liebe? Zumindest die Befriedigung dieses Bedürfnisses ist es nicht, denn ich liebe sie auch, wenn es mit der Gesellschaft nichts wird. Aber wäre eine Liebe denkbar, in der das Gemeinschaftsbedürfnis fehlt? Zumindest kann dieses Bedürfnis ausgehebelt werden. Bei meinen älteren Kindern in der Pubertät ist es mein Bedürfnis, nicht zu viel Gemeinschaft zu haben. Nicht, weil sie unerträglich wären – das sind sie nicht, sondern weil es wichtig für sie ist, nicht überbehütet zu werden und ihre Dinge auch allein zu tun. Mein Wunsch nach ihrem Besten führt dazu, dass ich mich zurückhalte. Die Liebe führt mich von ihnen weg, ihrer notwendigen Freiheit zuliebe. Und das Interessante ist: sie erleben meine Liebe gerade dadurch intensiver, dass ich eben nicht ständig Gemeinschaft mit ihnen suche. Das Bedürfnis nach Gemeinschaft entspringt also der Liebe, ist aber nicht mit ihr identisch. Es ist nicht ihr Wesen, denn es wird ersetzt von meinem Wunsch nach dem Besten für meine Kinder.
Aber ist dieser Wunsch ein Bedürfnis meinerseits? Dieser Wunsch führt mich doch gerade zur Bedingungslosigkeit. Die Liebe zu meinen Kindern ist doch dadurch gegeben, dass ich sie loslasse, dass ich gebe, aber nicht fordere. Wie kann dieses Nicht-Fordern Bedürfnis sein? Es kann nicht. In diesem Sinne stimmt es: Bedürfnisse werden von der Liebe getragen und "er"tragen, aber sie sind nicht wesensstiftend für die Liebe.
Was ich meine, wird vielleicht am ehesten an einem Abend klar, an dem ich schlecht gelaunt und voller Sorgen nach Hause komme, den Kopf voll Dingen, die ich noch erledigen muss. Ich bin nett zu meinen Kindern (hoffe ich!), aber ich hake sie ab. Sie bekommen, was sie brauchen, aber sie sind irgendwo zweitrangig. Ich nehme mir vielleicht dennoch die nötige Ruhe und Zeit, bin vielleicht in der Lage, zu sein wie immer. Doch wäre das der Dauerzustand – ich hätte sie bald verloren. Auch wenn mein Verhalten dasselbe wäre, das Wichtigste würde fehlen: meine Freude an ihnen, meine Sehnsucht nach ihnen. Ich kann kein Kind lange täuschen: sie merken es genau, ob ich mich darüber freue, dass sie nett zu mir sind, oder ob ich es bloß gütig annehme. Sie merken es genau, ob ich nur selbst Liebe gegen will, oder ob ich sie auch ersehne. Und in ihrer Liebe zu mir wünschen sie, dass ich sie wünsche, ersehne und brauche. Sie wollen lieber einen unvollkommenen Papa, der sie braucht, als einen, der ihnen alles gibt, aber dessen Herz ohne ihre Liebe letztlich genauso aussieht. Sie wollen einen Papa, der erst durch sie wirklich glücklich sein kann. Und ich denke, sie haben recht.
Diese Art „brauchen“ (ersehnen, dürsten nach, wünschen etc…) ist es, die ich meine. Sie ist wesensstiftend für die Liebe, macht sie persönlich und unterscheidet sie vom abstrakten Prinzip. Für meinen Glauben ist das ein existentieller Unterschied.
Man kann die Frage auch auf eine andere Weise betrachten. Kommt, wenn ich Gott liebe, davon bei ihm etwas an? Oder einfacher: kann man zu Gott nett sein? Ich will jetzt nicht auf die Antwort hinaus, natürlich könne man es in den Menschen, in denen er uns begegnet. Ich meine die direkte Ebene, die, auf der ich zu ihm bete. Das Gebet reduziere ich ja auch nicht auf gute Gespräche mit meinen Nächsten, so wichtig die sind. Hat Gott Interesse daran, dass ich ihm etwas Nettes sage, etwas, das sinnfrei ist, außer dass es ihn freuen soll? Ein solches Verhältnis setzt Vertraulichkeit voraus. Ich werde den Verdacht nicht los, dass Gott jenseits aller Theorie genau dieses Verhältnis zu uns sucht.
Wenn ihr nicht werdet, wie die Kinder.