Ich habe in diesen Tagen wenig in das Weblog eingetragen; nun möchte ich mir doch die Zeit nehmen, ein paar kurze Bemerkungen zum heutigen Fest zu machen. Vor einigen Tagen, am 5. Dezember, jährte sich für mich ein persönlicher Gedenktag zum achtzehnten Mal. Am 5. Dezember 1987 fand ich zum Glauben; erst später wurde mir bewußt, daß dieser Abend, an dem mir sehr plötzlich, blitzartig und ein wenig überfallmäßig klar wurde, daß Gott existierte, und daß Ihm an mir lag, ein Abend im Marianischen Jahr 1987/1988 war. In wenigen Worten kann ich skizzieren, was damals geschah – äußerlich vielleicht nicht viel, was der Erwähnung wert war: ein Besuch als distanzierter Besucher in einer freikirchlichen Gemeinde, eine mutig ausgesprochene Prophetie, ein blitzartiges Innewerden, daß ich, wirklich ich, gemeint war; das Gebet mit den Brüdern aus der Freikirche, der Entschluß, mit einem Priester, den ich bereits seit einigen Jahren kannte, zu sprechen. Ein Gespräch, daß zur Beichte wurde, eine Adventszeit, die zur Vorbereitung der Entscheidung wurde, von nun an Jesus Christus als den Herrn gläubig anzunehmen. Als ich an diesem 5. Dezember abends nach Hause kam, schlug ich aufs Geratewohl eine Bibel aus, die ich bereits seit Schulzeiten besaß. Die Bibel liegt nun vor mir und ich lese aus dem Sendschreiben an die Gemeinde in Laodizäa erneut die Worte: »Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür aufmacht, so werde ich bei ihm einkehren und Mahl mit ihm halten und er mit mir.« (Offb 3,20f)
Eines der größten Geschenke dieser Zeit für mich ist, daß sich von diesem Anfang an mein neuer Glaubensweg mit dem Glauben daran verband, daß dieses einzigartige Geschöpf, die Jungfrau Maria, eine treue Wegbegleiterin sein konnte. Mirjam von Nazareth – keine bemalte Gipsfigur, wie ich sie in Irland und anderswo gesehen hatte, keine Hirngespinst einer – Pardon! – in meiner Erinnerung etwas bigotten Großtante, die mich als Kind mit beunruhigenden Geschichten zwischen Aberglauben und Marienfrömmigkeit beunruhigt hatte, sondern eine Mutter, die mir seither auch in verlassenen Augenblicken nah war. Nicht fordernd, aber immer einladend, mich und mein Gehege auf Gott hin zu verlassen. Nur wenige Tage, an denen ich nicht den Rosenkranz zumindest in der Tasche getragen hätte. – Und doch habe ich ihn oft nur dann gebetet, wenn mir scheinbar kein anderer Weg offenstand.
»Ist das biblisch zu begründen?« habe ich mich oft gefragt. Meine Kirche sagt »Ja« – und das sollte mir reichen. Und doch habe ich weiter nach Antworten gesucht. Eine kleine Antwort möchte ich gerne mit euch teilen. Die meisten Gestalten der Bibel liebe ich deswegen, weil sie Schlawiner sind, wie ich selber. Petrus, mein Namenspatron zuerst. Impulsiv, unüberlegt, das Herz auf dem rechten Fleck; aber immer wieder auch bereit, vor dem selbstgesteckten Maßstab zu versagen, wenn es ernst wird und Ausdauer gefragt ist. Der Mensch der Bibel, dem aus höchstem Mund die schlimmste Zurechtweisung zuteil wurde, die eine biblische Gestalt je einstecken mußte: »Zurück, Satan, denn du hast nicht im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen!« Jakob, der Patriarch: Verschlagen, hinterhältig, auf den eigenen Vorteil bedacht – und doch ein Mensch, der Segen spenden konnte wie keiner. Einer, der mit Gott zu ringen verstand. Alle anderen Gestalten – Sünder, »Versager«, Menschen, die lernen mußten, daß sich »vor Gott kein Fleisch rühmen« kann.
Aus dieser Reihe der Sünder nimmt die Bibel nur zwei Menschen aus. Jesus selbst, den Sohn Gottes. Und seine Mutter Maria. Sicher hat sie lernen müssen, und sicherlich hat sie Glaubenszumutungen am meisten da hinnehmen müssen, wo sie durch ihren Sohn Zurechtweisungen erfahren hat. Aber eine Sünde, in der sie sich von Gott abgewendet hätte, in der sie auch nur das leiseste »Nein« gesprochen, Abstriche an ihrem »Mir geschehe nach deinem Wort« gemacht hätte, sind mir auch in ihren Krisen, von denen das Neue Testament andeutungsweise berichtet, nicht bekannt.
Sie ist nicht die Erlöserin, sie ist keine »katholische Sondergöttin«, will, wie Luther sagte, kein Abgott sein. Aber sie ist eine treue Wegweiserin. Darin ist sie der Stern der Meere. Und darin ist es mir möglich, sie als Mutter zu lieben.
Pater Maximilian Kolbe nannte seine Gemeinschaft Soldaten oder Ritter der Unbefleckten. Ich kann da nicht mithalten. Nicht, weil ich der Immaculata nicht diese Ehre geben wollte, sondern weil ich ein miserabler Soldat bin – und als Ritter nicht satisfaktionsfähig. Aber wenigstens Stallknecht der Ritter will ich sein. Stallknecht der Immaculata zu sein, das wäre mein Wunsch für euch, die ihr das lest und für mich – an diesem Festtag.
Danke für dieses Zeugnis, Peter!
AntwortenLöschenMeinst du, die Immaculata mag auch Stall-Mägde? Dann bewerbe ich mich... ;-)
Biggi