Dienstag, November 15, 2005
Le Christ et son ami
Christus und sein Freund – so wird die koptische Ikone in Taizé genannt, die ihren Platz am linken Pfeiler hat – wo der Kirchenraum in den erweiterbaren Mehrzweckraum übergeht, wo Frère Roger bei den Gebetszeiten saß (und wir oft, einige wenige Meter neben ihm). Die Ikone stellt den Abt Menas dar, der, von Christus gehalten, in Taizé als Sinnbild der Freundschaft gilt. Freundschaft Christi, Freundschaft der Menschen untereinander. – Natürlich ist die Ikone in Taizé auch eine Reproduktion; aber fast scheint es, als sei die Reproduktion originaler als das Original.
Das Erstaunliche für mich immer wieder: Der Ältere, Ergraute, Weise wird vom Jüngeren gehalten. Wenn ich davon ausgehe, daß für die frühen Betrachter des Bildes das Alter als Symbol und Sitz der Weisheit galt, stellt die Ikone die Weisheit der Menschen auf den Kopf. (Heute ist die Deutung vermutlich etwas anders, aber das ist ein anderes Thema. Ich gehe mal vom »Weisen Ältesten« aus.)
Gestern habe ich einen großflächigen Druck der Ikone (etwa 50x50 cm) beim Buchbinder aufziehen lassen, um ihn in die Jugendvesper mitzunehmen. Christus und sein Freund.
Na ja, wenn der Jüngere gleichzeitig Gott ist, ist das auch nicht weiter überraschend...
AntwortenLöschenDa hast du sicherlich recht.
AntwortenLöschenWas mich aber immer wieder überrascht ist, daß der Jüngere Gott ist.
(Da wäre es doch mal an der Zeit, Herrn R. Guardini ins Blog zu rufen.)
Was mich aber immer wieder überrascht ist, daß der Jüngere Gott ist.
AntwortenLöschenDa Christus ja mit 33 Jahren gekreuzigt wurde, ist da der Spielraum doch recht klein... Und Er wäre ja auch selbst dann der Bedeutendere, wenn Er als Kind dargestellt würde, wie bei den Christophorus-, St.Josef- oder Hl. Antonius von Padua-Darstellungen...
Ja, das ist klar, liebe Petra. Amen to that, sozusagen.
AntwortenLöschenDie Jugendvesper war sehr schön.
Auch wenn es so richtig vesprig erst mit Magnificat wird.
Heute haben wir erst einmal mit der liturgischen Eröffnung begonnen.
Entschuldige. Da habe ich wohl zu eindimensional gedacht...
AntwortenLöschenAch – ich habe mir schon gedacht, daß es da vielleicht irgendein Mißverständnis gegeben haben könnte. Du hattest so auf dem Punkt insistiert.
AntwortenLöschenGestern abend habe ich noch einmal bei Guardini nachgeblättert. Wenn ich das richtig sehe, steht er zweimal ausgesprochen fassungslos vor dem Geheimnis des menschgewordenen Gottes. Und beide Male (einmal am Anfang des Werkes – und einige Zeilen später prägt er das berühmte Wort: »Die Liebe tut solche Dinge!«, einmal bei der Beschreibung der Auferstehung des Herrn) sagt er sinngemäß: Ich muß diesen Anstoß, den die Botschaft von der Menschwerdung des Eingeborenen und von der Auferstehung in mir hervorruft, ernstnehmen. Empfinde ich diese ungeheure Zumutung des Glaubens nicht, so stehe ich in der Gefahr, ihn doch noch irgendwo zu banalisieren.
Mir hat das sehr geholfen. Und ich glaube, das kann auch eine echte Wegweisung für die Katechese sein. Es bedeutet auch, daß »wir« der Zumutung der Verkündigung (der Torheit Gottes) nicht ausweichen dürfen. Die Aussage »Das dürfen wir den Leuten nicht zumuten« müßte mit Guardinis Einsicht eigentlich endgültig vom Tisch sein. Und wie oft habe ich sie von guten, alten Pastoren gehört …
Ja, ja, ich bin ordentlich ins Fettnäpfchen getappt... :-)
AntwortenLöschenZu dem Geheimnis der Menschwerdung Gottes fällt mir ein Satz aus The Last Battle von C.S. Lewis ein (nach der Erinnerung zitiert):
"Also in our world, there was once a stable that contained something larger than the whole world..."
Oder ein Zitat aus einem ostkirchlichen Mariengebet:
"Du die Du die ganze Welt in Deinem winzigen Leib getragen hast, o Theotokos!"
Dass manche dieses unbegreifliche Paradoxon einfach nicht verstehen und annehmen wollen, zeigen solche Beispiele (Bild 10) ja zur Genüge...