[Von Bastian]
Wenn ein Kind einen schönen Stock findet – ist das gut oder schlecht? Das hängt davon ab, ob das Kind damit eine Hütte bauen oder seinem Freund kräftig eins auf den Kopf hauen will. Und auch wenn, genau genommen, im zweiten Fall das Kind das Problem ist und nicht der Stock, wünschte man doch, er wäre nicht gefunden worden.
Jetzt haben Forscher eine neue Methode entwickelt, wie man das Erbgut von Kindern entschlüsseln kann, bevor sie geboren werden, ohne das Risiko einer Fehlgeburt heraufzubeschwören (LINK).
Das ist eine große Sache – kann man doch Vorkehrungen treffen, wenn das Kind nach der Geburt besondere Hilfe braucht, und kann man doch Eltern auf mögliche bevorstehende Aufgaben vorbereiten. Man kann damit viel Gutes ermöglichen! Und man kann, wie man soeben gelesen hat, naiv sein.
Realistisch ist die Erwartung, dass dieses Diagnoseverfahren, wenn es fündig wird, keine Hilfestellung für ein besseres Leben für Kinder und Eltern wird, sondern die Voraussetzung zum Tod. Besser kein Kind, als ein krankes. Unter die Definition „kein Kind“ fallen dabei auch all die, die ich noch verschwinden lassen kann, bevor ich sie sehe oder höre. In einer abtreibenden Gesellschaft mutiert eine Segen beinhaltende Diagnose zur verbesserten Messlatte im Lebensberechtigungsnachweisverfahren. Zu einer Messlatte, die ob ihrer Genauigkeit dem Missbrauch Tür und Tor öffnet, denn: welches Kind ist nun krank? Wenn man Menschen normal untersucht, sind viele gesund und manche krank. Wenn man sehr genau untersucht, entdeckt man bei den meisten Auffälligkeiten. Wenn man alle Parameter, die man kennt, genau unter die Lupe nimmt, gibt es keinen Menschen mehr auf der Welt, bei dem alles in Ordnung ist. Gesund ist, wer schlampig untersucht wurde!
Mir graust vor den Möglichkeiten, die sich da eröffnen. Ich wünschte, dieser Stock wäre nicht gefunden worden.
Ich wünschte, dieser Stock wäre in die richtigen Hände gefallen! Gefunden hätte man ihn so oder so irgendwann.
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