Samstag, Dezember 31, 2011

Braucht Gott?

[Von Bastian]

Benötigt - oder stärker gesagt: braucht - Gott unsere Liebe?
Ist Gott daher sozusagen abhängig von uns?
Hat Gott überhaupt Bedürfnisse?
Diese 3 Fragen treten bei Frère Alois´ Worten und Gedanken dazu zu Tage (Link Link).
Ich beantworte alle 3 Fragen mit einem klaren „Ja!“
Da es darüber unterschiedliche Meinungen gibt, möchte ich ein paar Gedanken beisteuern.

Erst einmal ist Gott aus sich selbst, wir aber sind aus Gott. Er ist der Schöpfer. Die Abhängigkeit von uns ist existenziell klar, wie auch die Unabhängigkeit Gottes. Ein jedes „Brauchen“ kann also nur außerhalb dieses existenziellen Bereichs liegen. Es wäre jedoch meiner Meinung nach fatal, aus der Anerkennung dieser Tatsache heraus Gott Bedürfnislosigkeit zu unterstellen.

Zu unterstellen? Wäre nicht die Zuordnung von Bedürfnissen zu Gott die eigentliche Unterstellung? Wenn ich Gott ernst nehme und ihn als die Liebe erkenne, darf ich die Liebe betrachten und in ihr Gottes Eigenschaften erkennen. In ihr betrachte ich Gott. Und ich stelle fest, dass es zum Wesen der Liebe gehört, Bedürfnisse zu haben, ja Bedürfnis zu sein. Warum zieht das Kind die armen Eltern den reichen Bekannten vor, die ihm alles und jedes zu Verfügung stellen? Weil die Eltern sich nach ihm sehnen, weil sie das Bedürfnis nach ihm haben. Nicht in der Befriedigung meiner Bedürfnisse erkenne ich, dass ich geliebt bin, sondern im Empfinden des Bedürfnisses meines Gegenübers nach mir. Im Empfinden des frei gewählten Bedürfnisses. Am größten erlebt man die Liebe, wenn man sein Bedürfnis nach dem Geliebten völlig frei lassen kann und erlebt, dass der Geliebte es auffängt und erwidert. Die Erfüllung, nach der meine Liebe sich sehnt, liegt völlig in der Hand des Geliebten, ist vollständig von ihm abhängig. Wäre sie es nicht, wäre es keine Liebe, sondern Manipulation. Ohne Bedürfnis keine Liebe, sondern bestenfalls unpersönliche Generosität. Gott damit gleichzusetzen - das wäre die Unterstellung.

Meine Kinder verdanken mir ihre Existenz. Ich sorge für sie. Auf dieser Ebene brauchen sie mich, ich sie aber nicht. Doch was ist das für eine kümmerliche Ebene, verglichen mit der, auf der ich sie und ihre Liebe brauche. Darf ich das so vergleichen? Sicherlich ist jeder Vergleich mit der Liebe Gottes unzulänglich, aber nur deshalb, weil Gottes Liebe unvergleichlich tiefer, reiner, leidenschaftlicher, eben unvergleichlich mehr ist, keinesfalls aber weniger. Realitätsfern ist der Hinweis, der Liebende könne auf das Brauchen verzichten, weil es freiwillig sei und damit kein Brauchen im eigentlichen, existentiellen Sinn. Wer das sagt, kennt keine Liebe. Ich könnte keinem Gott vertrauen, der mir sagt, er brauche mich nicht. Ich wüsste nicht, wie. Und weil Liebe so persönlich ist, möchte ich Gott auch nicht dadurch verletzen, dass ich ihm seine Liebe zu mir kleinrede. Es mag menschlich sein, sich unter Allmächtigkeit und Vollkommenheit Bedürfnislosigkeit vorzustellen – göttlich ist es wohl nicht.

Göttliche Liebe ist mehr als auf Dauer zugesagter guter Wille. Das Wesen der Liebe ist es, zu brauchen. Nicht weil man ohne den anderen nicht sein könnte, sondern weil man nicht ohne ihn sein will. Und Gott ist die Liebe.

Freitag, Dezember 23, 2011

Operation Manger – Final Decision


Dr. Willibert Schultz-Hagen gab auch im Entscheidungsgefecht um die Krippe den Herstellern von Elektrospielzeug um keinen Millimeter nach.

Echo Romeo wünscht allen Bloglesern und -leserinnen (auch den Spitzenkandidaten zur Verleihung des Ebenezer Scrooge Awards) ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest.

Mittwoch, Dezember 21, 2011

Kreuzkathspiegel.net

In einem Beitrag »Glaube und Kirche ins Gespräch bringen« beschäftigt sich Pater Bieger weiterhin mit den Ähnlichkeiten der von ihm in einem Atemzug genannten Portale kath.net und kreuz.net. Unter anderem schreibt er:

Die Diskussion um den Beitrag hat die journalistischen Standards ins Gespräch gebracht. Da haben die Christen für das Internet eine wichtige Aufgabe. Es gibt noch keinen Presserat, der sich als Selbstorganisation der Medien solcher Fragen annimmt. Wir sollten die Diskussion weiterführen und einen katholischen Kodex für das Internet entwickeln. Ich werde mit den Studierenden an diese Frage herangehen. Wenn kath.net und kreuz.net an einem solchen Kodex mitarbeiten, wäre das sehr hilfreich.
Quelle


Ich habe darauf geantwortet:

Lieber Pater Bieger,

als Sie in Ihrem letzten Beitrag kath.net und kreuz.net gleichsetzten, wähnte ich einen Moment lang, Sie wüßten nicht so recht, wovon Sie da schrieben. Auf meiner Facebook-Seite benutzte ich einen drastischen Vergleich, um die Welten zu beschreiben, die trotz der (gesprächshalber gerne zugestandenen Mängel bei kath.net) zwischen den beiden Portalen liegen. Hier eine am Rande der Legalität operierende, anonyme, außerhalb der Kirche und jeglicher Form kirchlicher Ordnung operierende Hetzseite, die tragische Gestalten wie den Sedisvakantisten-»Pater« Lingen geifern läßt, dort ein Portal, auf dem Texte geschätzter Autoren und Autorinnen wie Paul Badde, Michael Hesemann, Barbara Wenz, Armin Schwibach (welcher gestern vom heiligen Vater empfangen wurde) veröffentlicht werden.

Und auch heute schreiben Sie wieder: »Könnte nicht auch kreuz.net seinen journalistischen Esprit da einbringen, als sich immer noch mit Paul VI. auseinanderzusetzen?«

Ich halte diese Verharmlosung des vom Verfassungsschutz beobachteten kreuz.net für brandgefährlich. Sicher, in Ihrem Beitrag relativieren Sie und stellen dar, daß Sie beide Portale nur unter EINEM Gesichtspunkt vergleichen, und doch: Durch die faktische Gleichsetzung beider Portale und den Ruf zur Entwicklung allgemein gültiger Standards suggerieren Sie eine Katholizität von kreuz.net.

Diese ist jedoch objektiv nicht gegeben.

Zur Entwicklung journalistischer katholischer Standards: Ich bin Blogger … und als solcher bezeichne ich mich auch gern als »ungezähmt«. Die Standards dafür entwickle ich nicht mit der GKP – dazu müßte sie erst wirklich katholisch werden – sondern mit meinem Beichtvater.

Herzliche Grüße und Ihnen und Ihren Redaktionsmitgliedern
ein gesegnetes Weihnachtsfest.
Peter Esser

Allegorie

[von Bastian]
In dieser Jahreszeit, wenn die Straßen glatt sind, erinnere ich mich immer wieder an meine Zeit als Motorradfahrer. Zur Erklärung: ich habe fast 100.000 sturzfreie Kilometer auf unterschiedlichen Maschinen hinter mir. Nicht zuletzt deshalb sturzfrei, weil ich stets vorsichtig war. Besonders, was die Straßenoberfläche anging.
Man kennt die Haftung der unterschiedlichsten Oberflächen (und ordnet unbekannte vorsichtshalber unter „sauglatt“ ein), bemerkt jeden Oberflächenwechsel, jede Feuchtigkeit. Am Fahrbahnrand erkennt man die Gefahr von Laub- und Erdflecken auf der Straße (Bäume mit Laubverlust? Feldwegeinmündungen? Wagenspuren? Reitschild (Pferdeäpfel!)?). Man erkennt auf große Entfernung Spurrillen und Straßenbahnschienen. Man sieht die Schneisen, aus denen plötzlicher Seitenwind kommen kann, oder auch feuchte Luft bei Frostgefahr etc…
Anfangs ging das bewusst so, später automatisch.
Viele Autofahrer und auch einige andere Motorradfahrer fanden das übertrieben. Alle jedoch, die ich kennengelernt habe und die etwas von der Sache verstehen, die mehr sind als ein cooler Schönwetterfahrer, kennen das ganz genauso. Und es hat funktioniert, trotz vieler Winter-, Regen- und Herbstfahrten zur Arbeit auf schlechten Straßen. Und ich bin froh darüber, denn ein Unfall kann das Leben kosten.

Jetzt übertrage ich das auf die geistliche Welt. Dort kann ein Unfall das ewige Leben kosten. Wie damit umgehen?
Oft habe ich erlebt, wie es von anderen Christen als unnötig, ja ungläubig abgetan wird, wenn jemand sozusagen vorsichtig durch das spirituelle Leben geht. Skrupel und Fundamentalismus sind schnell diagnostiziert und fast noch schneller sind Argumente, die vermeintlich fundamentalistisch sind, als nicht ernst zu nehmen abgetan. Warum?

Warum wird jemand, der die Gefahren des Motorradfahrens aufzeigt, als verantwortungsvoll empfunden, doch jemand, der sie Gefahren der Sünde aufzeigt, schnell als Spaßverderber gebrandmarkt? Meine Freiheit als Motorradfahrer lag nicht darin, die Physik ständig heraus zu fordern, sondern darin, sie zu kennen und zu nutzen, aber auch zu respektieren. Um anzukommen brauchte es 2 Dinge: das Fahren als Ausnutzen dessen, was geht, und das Aufpassen als Akzeptieren dessen, was nicht geht.
Niemand käme als Motorradfahrer auf die Idee, selbst zu entscheiden, welcher Belag gut haftet und worauf man ausrutscht. Als Christen hingegen glauben wir sehr oft, es liege in unserer eigenen Entscheidung, was uns spirituell zu tragen in der Lage ist. Wie kommt das?

Liegt es daran, dass man diesen Vergleich nicht ziehen darf, da das eine mit dem anderen nichts zu tun hat und schlicht andere Gesetze gelten? Nun, sicher darf man den Vergleich nicht überstrapazieren, aber ziehen darf man ihn, denke ich, schon. Er macht vielleicht eine Struktur deutlich, mit der man sich das geistliche Leben scheinbar einfacher, in Wirklichkeit aber gefährlicher macht (wobei sicher mancher bereits die Idee einer Gefahr im spirituellen Leben als falsch empfindet).

Für mich ist die Grenze, die es einzuhalten gilt, eigentlich recht klar – ich kann sie aber nur im gewählten Bild verdeutlichen.
Solange ich mein Wissen dazu einsetze, sicher ans Ziel zu kommen, sind es keine unnötigen Skrupel. Es ist ein freiwillig gewählter Weg mit Sinn, auch wenn andere sagen, man stelle sich an. Wenn jedoch mein Wissen dazu führt, dass ich gar nicht mehr erst in den Sattel steige, weil ja überall Gefahren lauern, hat es mich nicht sicherer gemacht, sondern das Ankommen von vorne herein verhindert. Auch wenn ich nur noch Schritt fahre und aus jedem geöffneten Hauseingang Sturmböen erwarte, dazu möglichst noch jedem, der es nicht hören will, physikalisch nachweise, dass der Gedanke durchaus nicht abwegig ist, dann bin ich kein Motorradfahrer mehr, sondern ein Motorradverhinderer. Dann habe ich Skrupel, denn die helfen der Sache nicht mehr, sondern blockieren sie.
Fahren mit Skrupeln macht keine Freude mehr. Doch ohne Freude sind sowohl der Motorradsattel als auch die Kirchenbank für mich ziemlich unerträgliche Aufenthaltsorte.

Dienstag, Dezember 13, 2011

Vorsicht, Werte welken!

[Von Bastian]
Ein wesentlicher Aspekt im Dialog mit Nicht-Christen ist der Versuch, Gemeinsamkeiten festzustellen. Meist läuft das über gemeinsame Werte. Ein paar Gedanken dazu.

Menschlichkeit, Solidarität, die Erkenntnis der Menschenrechte und ihre Bewahrung – all das geht auf den Glauben und damit auf Gott zurück. Kann ich also auf Grundlage dieser Werte nicht in den Dialog eintreten?
Nein, so einfach geht es nicht.

Die Kirche ist keine Wertegemeinschaft. Sie ist es so wenig, wie ein Apfelbaum eine Obstkiste ist. Wie ein solcher Baum Früchte trägt, bringt auch die Kirche Früchte. Doch sie bringt sie hervor und ist nicht mit ihnen identisch. Wie Äpfel nur eine Weile gelagert und gegessen werden können, ist es auch mit den Werten. Sie müssen immer wieder von neuem wachsen, sonst werden sie unansehnlich und faul. Man schaue nur auf das, was mit dem Lebensrecht passiert, wenn man versucht, es auf Dauer abgekoppelt vom Baum Kirche zu lagern: es wird wurmig und hässlich. Irgendwann taugt es gar nichts mehr.
Es ist ein grundlegend unterschiedliches Werteverständnis, dass hier zum Tragen kommt. Wer vom Baum nichts weiß, hält das Gammeln eines Apfels für seine notwendige Entwicklung und das Wegwerfen des „überholten“ Rests irgendwann für angemessen und sinnvoll. Er wird die Vision eines knackigen frischen Apfels mit der "Lebenswirklichkeit" der Früchte in seinem Korb vergleichen und zur Illusion erklären. Er wird den knorrigen Stamm und die sperrigen Äste des Baums etwas mitleidig betrachten und sich fragen, ob man aus dem Holz nicht besser eine Obststiege bauen soll, damit die Äpfel gut gelagert werden und so länger halten können. Das ist genau das, was von der Kirche immer wieder erwartet wird: dass sie konserviert. Man ruft nach Strukturreformen, weil man den Baum, der Werte hervorbringt, umbauen will zu einer Kiste, in der man die Werte ausstellt und aus der man sie verteilt. Doch dann gammeln sie und sind irgendwann aufgebraucht.
Die Werte sind als Grundlage für den Dialog höchst unzulänglich. Um im Bild zu bleiben: während die Kirche anbietet, Apfelbäume zu pflanzen, damit man sich ernähren kann, wollen viele Dialogpartner einfach eine Kiste Obst mit nach Hause nehmen. Die Gemeinsamkeit ist der Apfel. Doch das Hungerproblem wird durch die Obstplantage namens Kirche gelöst, nicht durch die Obstkiste. Die Gespräche müssen vorrangig um Baumpflege und Düngung gehen, nicht über gefällige Geschmacksrichtungen.

Christus macht es immer wieder in ähnlichen Bildern deutlich. So bringt die Rebe am Weinstock die Frucht hervor, wenn sie am Weinstock bleibt. Nicht nur einmal essen, sondern Frucht bringen. Anstelle eines Schluckes Wasser bietet er eine immer sprudelnde Quelle an. Nicht nur einmal trinken, sondern überfließen.
Wer dieses Prinzip vernachlässigt, täuscht die, mit denen er diskutiert. Er sucht den Konsens, indem er Steine statt Brot gibt.

Sonntag, Dezember 11, 2011

Welche Chance wird da vertan!

[von Bastian]
Letzte Woche. Familienmesse. Ein paar schöne potentielle Weihnachtsgeschenke stehen im Kirchengang: ein Computerspiel, ein Fernseher und weitere Dinge. Die Gemeindereferentin erklärt, wie Kinder sich hinter ihren Bildschirmen etc. vergraben. Das verstelle den Blick auf die Krippe. Man könne doch auch mal etwas gemeinsam machen und z.B. abends mit der ganzen Familie ein Gesellschaftsspiel spielen. Oder in die Messe gehen. Die Kommunionkinder räumen das Zeugs weg und der Weg zur noch leeren einsamen Krippe, die vor dem Altar steht, ist frei.
Meine Familie murrt hinterher. Ob denn irgendjemand ernsthaft glaube, auch nur eines der anwesenden Kommunionkinder wäre jetzt vom Gedanken begeistert, auf ein Computerspiel zu verzichten, damit es sonntags in die Messe gehen kann. Angekommen sei ja wohl bloß, dass man damit rechnen muss, dass Gott was gegen Weihnachtsgeschenke hat. Ich bin stolz auf meine Familie.

Heute nun. Wieder Familienmesse. Die Gemeindereferentin fragt, was man denn in den Familien vor Weihnachten alles so machen muss. Ein Kind: Plätzchen backen. Die Gemeindereferentin: Richtig! Man muss Plätzchen backen! Ein Kind: Geschenke einpacken. Richtig! Man muss Geschenke einpacken! Weiteres wird gesammelt. All das steht uns im Weg! Es verhindert den Blick auf die Krippe!. Die steht wieder einsam und leer vor dem Altar und ist, wenn man ehrlich ist, auch ohne Hindernis kein Hingucker. Aber jetzt kommen die Kinder dran. Und ich lerne: die Meditation aus der letzten Woche funktioniert auch rückwärts. Dieses Mal wird die Krippe nicht freigelegt, sondern zugebaut. Welch tiefe Symbolik! Vor die einsame Krippe wird ein Rahmen gestellt. Das erste Kind kommt, sagt, dass es sich auf sein Fahrrad freut, und hängt das Bild von einem Rad in den Rahmen. Ein andere Kind sagt, es habe Plätzchen gebacken, eines leckerer als das andere. Statt nach der Messe welche davon auszuteilen, hängt es ein Plätzchenrezept in den Rahmen. 2-3 weitere Zettel werden montiert. Der volle Rahmen versperrt nun den Blick auf die Krippe. Optisch eindeutig eine Verbesserung.
Das Gespräch mit meiner Familie steht noch aus. Ich denke, wir lassen es ausfallen.

„Liebes Kind, leider freust du dich auf die falschen Dinge.“ Wieder und wieder. Die wahre Weihnachtsbotschaft wird nicht als Freude, sondern als Anspruch verkündet. Am Ende ist den Kindern bestenfalls die Krippe egal. Schlimmstenfalls haben sie zusätzlich ein schlechtes Gewissen, weil sie sich auf ihr Weihnachten mit Geschenken und Plätzchen freuen.
Was geht da ab? Sagt die Weihnachtsbotschaft wirklich, Gottes Geburt sei eine so kleine Sache, dass ein Fahrrad oder Plätzchenrezept sie verdeckt? Ich denke nicht. Bei welchem Fahrrad, bitte, haben Engel gesungen? Welches Computerspiel wurde, bitte, neun Monate zuvor nicht von Computerbild, sondern von einem Gottesboten angekündigt? Welcher Fernseher hat, bitte, nicht nur den Nachmittag gerettet, sondern die Menschen erlöst?
Was also geht ab? Ich meine dies: Wenn man meint, Kinder seien noch nicht in der Lage, ein Mysterium zu verstehen, versucht man eben, Weihnachten anders zu erklären. Nur geht das nicht, denn Gott wurde Mensch - das Wesen der Weihnacht ist ein Mysterium. Und so wird das, worum es geht, zum unausgesprochenen, schwammigen Ziel, das nur noch als Moral droht. „Ich sage dir zwar nicht, worüber du dich freuen sollst, aber ich sage dir, was dich daran hindert!“ Logisch. Oder anders ausgedrückt: wer nicht verkünden will, was Weihnachten ist, verkündet eben nachdrücklich, was es nicht ist. Wenn mir zu etwas Wichtigem nichts Gutes einfällt, mache ich eben den Rest madig.
Diese Kindermessen sind in keiner Weise bös gemeint ist - im Gegenteil! Doch die Botschaft ist fatal, denn die Kinder freuen sich auf Weihnachten. Was die Eltern für sie tun, backen, aussuchen und kaufen, einpacken, hinstellen, das erleben sie als Liebesbezeugung. Viele der Kinder kommen während der Zeit des Kommunionunterrichts das erste und letzte Mal zur Kirche. Welche Chance wird da vertan!

Bei einer Kinderkatechese über Weihnachten sollte man unterscheiden zwischen Kindern, die Jesus kennen, und solchen, die es nicht tun. Bei Kindern, die Jesus kennen, kann man durchaus auch einmal die Verhältnisse gerade rücken. Nicht in dem Sinn, dass man anderes schlecht macht, aber doch dadurch, dass man den Blick darauf lenkt, dass Jesu Geburtstag bevorsteht und alle Geschenke und Plätzchen eigentlich für ihn sind. Bei Kindern, die Jesus noch nicht kennen – und die sind bei den Kommunionkindern die gewaltige Mehrheit – sollte ich erst einmal vom Thema „Irrtümer beim Fest“ die Finger lassen. Ich sollte die Weihnachtsgeschichte mitverfolgen – dass Maria ein Kind bekommt, wie Josef und Maria aufbrechen und mühsam reisen, wie sie eine Herberge suchen. Es spannend machen.
Und wenn ich unbedingt eine Geschenkesymbolik will, dann diese: In die ersten Familienmesse nach Weihnachten bringen die Kinder ein paar Geschenke mit und legen sie vor der Krippe nieder. Vor der Krippe mit Jesus drin. Und hinterher nehmen sie sie wieder mit.

Montag, Dezember 05, 2011

Ich stehe vor der Tür und klopfe an

[von Peter Esser] »Ich hab ja eigentlich kein direktes Bekehrungserlebnis gehabt!« – Ein Satz, für den ich gerade in den letzten Jahren sehr viel Verständnis (und auch ein wenig Neid) aufgebracht habe. Wer in den Glauben der Kirche hinein aufgewachsen ist, wessen Glaube Kindheitsphasen und die Krisen des Erwachsenwerdens erlebt hat, blickt auf eine Jugend zurück, die bereits Glaubensbiographie ist.

Bei mir war es halt nicht so. Im (groß)elterlichen Haus war es irgendwie unschicklich, irgendeiner Gemeinschaft anzugehören, die nicht irgendwie Teil des Familienbetriebs war. Unmöglich, sich einen »Esser« vorzustellen, der nicht dem Beruf des selbständigen Metzgers nachging. Und das genügte als Lebensdeutung. Für Kirche ist da kein Platz. Und Christus war Zimmermann, nicht Metzger. Der konnte doch für uns nicht zuständig sein.

Irgendwann waren meinen Eltern die Reste des Familienbetriebs in einem gewaltigen Knall um die Ohren geflogen. Schon zur Abiturzeit hatte ich festgestellt, daß mir der Duft bedruckten Papiers lieber war als der Geruch von Schweinehälften. Als ich dann bereits mein Studium begonnen hatte und schon einige Zeit in Düsseldorf wohnte, da habe ich zum Glauben gefunden.

Am 5. Dezember 1987, etwa um 21:10 Uhr war es. Ich hatte, um »mir das mal von außen anzusehen«, einen Abend im Jesushaus, einer freikirchlichen Gemeinde in Düsseldorf besucht. Mit einem Mal wußte ich: Jesus Christus ist da. Er kennt mich. Er will, daß ich ihm glaube, ihm mein Leben anvertraue.

Spät an diesem Abend kam mich nach Hause. Ich rief einen Krefelder Priester an, den ich vorher bereits kennengelernt hatte und vereinbarte einen Termin. Zum Gespräch. In meinem Regal lag angestaubt meine Bibel. Ich schlug sie aufs Geratewohl auf und las:

»Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.« (Offb 3,20)

Heute vor 24 Jahren. Danke, lieber Gott.

Dienstag, November 29, 2011

Was Aufsehen erregt im Bordell

[von Bastian]
Hier ein weiterer Bericht aus der Arbeit meiner freikirchlichen Freunde (ich hoffe, ich darf sie so nennen).
Der Text ixt wörtlich übernommen. Alle Namen wurden zum Schutz der betreffenden Personen geändert.

Letzten Freitag kam Anne mit diesem Erlebnis zurück.
„Ich saß im Salon, wo Sarah, eine südamerikanische Frau, mich fast nötigte von ihrem Teller zu essen. Es gab Jägerschnitzel mit Pommes. Weil sie beleidigt gewesen wäre, wenn ich nicht mitgegessen hätte, nahm ich von dem Teller. Sie wollte mir einfach was Gutes tun.
Plötzlich bricht es aus ihr heraus: Anne, diese Frau! Hier immer kommen mit Klamotten.“ Dabei machte sie die typische Handbewegung für Klauen. „Ach, Du meinst Timmy?!!!“ Wie kommt sie jetzt darauf? Es ist schon über 2 Jahre her, dass Timmy tagein, tagaus mit den geklauten Sachen in diesem Haus einlief. Wenn sie mich sah in den langen Fluren, verdrückte sie sich schnell, weil wir uns sehr gut kannten und sie sich schämte. Alles lief hier auf Bestellung: Artikel, Marke, Größe, Farbe oder Parfüms, Alkohol… Das ging sehr viele Jahre so. Sie gehörte zum Inventar. Jeder kannte sie, egal ob Frau oder Wirtschafter und jeder bestellte wie im Katalog. So finanzierte diese sehr harte, wie ferngesteuert funktionierende Schwerst-Drogenabhängige ihren täglichen Bedarf. Am Ende lebte sie auf der Straße und wäre an ihren Krankheiten beinahe gestorben. Die Leute aus dem Milieu benutzen sie, aber sie bedauerten sie auch, waren teilweise geschockt von ihrem Elend, das ihnen viel schlimmer erschien als ihr eigenes und viel menschenunwürdiger. Manche verachteten sie.
Ausgerechnet heute habe ich Timmys Lebensbericht dabei mit einigen Photos, die wir von ihr gemacht haben nachdem sie ihr neues Leben angefangen hatte. Sie sah darauf wunderschön aus, gesund und glücklich. „Oooooh, gut! Oooooh gut!“ stößt Sarah laut und voll begeistert aus mitten im Salon, ruft eine Freundin herbei, zeigt ihr das Blatt mit den Fotos. „Oooooh, danke Gott, danke Gott“, jubelt sie. „Nicht kaputt Timmy nicht kaputt!“ „Ich denken, diese so“: sie hält die Unterarme gekreuzt, die Hände zur Faus gemacht (Zeichen für verhaftet). Ich erzähle ihnen, dass Timmy bald in die Stadt kommt und ich sie mitbringen werde, damit es alle sehen. Die Feundin: „Du mich anrufen!“ Der Wirtschafter an der Theke wird neugierig, schaut sich die Photos an und meint: „Das war aber auch dringend notwendig. Die war ja wie tot.“

Dienstag, November 22, 2011

Das Ergebnis ist eine Ankündigung

[von Bastian]
Ich hoffe inständig, dass es überflüssig ist, noch ein Wort zu Weltbild zu verlieren. Und zugleich fürchte ich, dass ein wenig Wind nötig sein wird, die Fahne auch weiterhin flattern zu lassen, auf die die Verantwortlichen sich ihre Absichten schrieben. Weltbild soll also verkauft werden. Soll. Was ist davon zu halten? Abgesehen davon, dass das eine sehr erfreuliche Nachricht ist, bleiben mir beim Blick auf das, was man erfuhr, doch noch ein paar verzerrende Fragen.

Die Arbeitsteilung der beiden Erklärungen ist interessant: hier die entschlossenen Bischöfe, die ihre Vertreter per Lob in ihre Makellosigkeit holen, dort Weltbild selbst, das jetzt mit Problemen dasteht.
Jedoch, ohne auf Einzelheiten einzugehen: steht da zwischen den Zeilen nicht mehr? Warum spricht man dem Aufsichtsrat das Vertrauen aus, nachdem man nur einen Abschnitt vorher feststellte, dass er es nicht schaffte, sich durchzusetzen? Ist das die verklausulierte goldene Brücke für einen Abschied in Ehren, bei deren Formulierung man zudem jede Schuld auf eine untere Ebene verlagert? Du hast nichts auf die Reihe gekriegt, aber das hast Du prima gemacht! In der freien Wirtschaft heißt das: Einmal noch stützen wir dich. Noch kannst Du freiwillig gehen.

Auffällig auch: nicht das Ergebnis wird honoriert, sondern der Wunsch.
Die VDD-Vollversammlung dankt ihnen für ihre Initiative, die Geschäftsführung zur Einhaltung der in der Unternehmenssatzung verankerten kirchlichen Werte anzuhalten.
Diese Initiative hat nichts gebracht, aber sie wird als Erfolg verbucht. Ist das das Prinzip des Handelns? Es wird darauf zu achten sein, dass sich die Gesellschafteram Ende nicht selbst für die Initiative „Verkaufsabsicht“ loben, die gleichfalls im Sande verläuft. Hier liegt die Meldung nicht ganz fern, man könne aus Verantwortung für das Geld der Kirchensteuerzahler und die Arbeitnehmer Weltbild leider doch nicht wie geplant verkaufen.
Wo die bischöfliche Stellungnahme vom Ton her in allgemeinen Dingen Klartext redet (soll…werden, spricht uneingeschränktes Vertrauen aus, hat…verlangt, entschlossen aufgenommen etc…), wirft die Erklärung von Weltbild Probleme auf, die als ungelöste Anforderungen erst einmal im Raum stehen:
Unabhängig davon sind alle Beteiligten in der Verpflichtung, zum Erhalt und der Sicherung des Unternehmenswertes beizutragen. Kirchliche und soziale Implikationen einer Veräußerung verdienen eine besondere Beachtung.
Das entschlossene „werden wir entsprechend handeln“ fehlt hier.

Nun ist es sicher nicht der Zeitpunkt, fertige Lösungen für eine Mammuttransaktion zu fordern, die gerade erst beschlossen wurde. Es ist jedoch legitim, Stolpersteine zu benennen, die der Prozess in sich birgt, damit darüber nichts kippt. Und daher nehme ich mir die Freiheit, den zitierten Abschnitt so zu übersetzen: Wir wollen natürlich keinen Verlust machen und müssen an die Arbeitnehmer denken. Mit dem zweiten Punkt bin ich einverstanden – er erscheint mir noch unterbetont. Die Verantwortung für die Arbeitnehmer besteht und ist wahrzunehmen. Doch der erste Punkt jedoch hat dort, denke ich, nichts verloren: ein Wertverlust ist gegenüber dem Werteverlust unwichtig. Wenn das Geld, das durch den Verkauf verdient wird, reicht, den Mitarbeitern verantwortlich zu begegnen, langt es.

Was schließlich die der Kirche nahe stehenden Medien angeht, die alles so falsch darstellten: wer ist da gemeint? Manchmal könnte man meinen, es seien die FAZ, die SÜDDEUTSCHE und weitere große Zeitungen. Eine derartige Medienschelte wäre mutig und angemessen.
Da aber zu vermuten ist, dass wir damit gemeint sind, wir Blogger und Internetportale, bleibt mir der Trost, dass mich die Bischofsversammlung öffentlich als der Kirche nahe stehend bezeichnet hat. Das ist doch was. Vielleicht bekomme ich sogar ein gut strukturiertes niederschwelliges Seelsorge-Angebot, das mich ohne Verpflichtung ganz hinein holt.

Warum ich die Handkommunion liebe

[von Bastian]

Auf Facebook bin ich gebeten worden, zu beschreiben, wie die Handkommunion mir Christus und die Kirche erschließt. Ich möchte dem nachkommen. Die Leser bitte ich, diesen Text als rein persönliches Zeugnis zu sehen, als eine Gelegenheit, neben all den Diskussionen einmal vom eigenen Glauben zu erzählen.

Sollte es Leser geben, die mit der Thematik nicht vertraut sind: in der katholischen Kirche gibt es beim Empfang der Eucharistie, also dem Leib Christi in der Gestalt der in der Messe gewandelten Hostie, zwei unterschiedliche Weisen: die Hand- und die Mundkommunion. Bei der Mundkommunion legt der Priester die Hostie direkt in den geöffneten Mund des Empfangenden, auf dessen Zunge. Bei der Handkommunion legt der Austeilende die Hostie in die linke Hand des Empfangenden, der sie unmittelbar darauf mit der Rechten zum Mund führt und isst.
Beide Formen sind erlaubt. Beide Formen ändern nichts am Empfang der Heiligen Kommunion. Und doch sind beide Formen unterschiedlich, weil sie für den Empfangenden ein unterschiedliches Erleben des Eucharistieempfangs bedeuten. Es kann eine unterschiedliche Haltung darin zum Ausdruck kommen. Daher gibt es intensive Gespräche darüber, die letztlich dazu dienen, das Geheimnis der Eucharistie tiefer zu verstehen.

Ich kann mich erinnern, dass ich nach meiner Frühkommunion als Kind wie alle die Mundkommunion empfing, und wie mir später erklärt wurde, wie die Handkommunion „geht“. Im Laufe der Zeit habe ich mich dann in diese Form sozusagen immer mehr verliebt: sie wurde mir immer wichtiger und ist es bis heute. Auch die schrägsten Zeiten meines Lebens haben nie an meiner Ehrfurcht vor der Eucharistie gerüttelt: das ist Christus selbst.
In der Handkommunion fasst sich für mich das ganze Geschehen der Messe in einem Augenblick zusammen: Gott kommt in Gestalt der Hostie zu mir und ich empfange ihn. Ich will versuchen, das genauer zu beschreiben.

Christus hat sich den Menschen ausgeliefert. Sie haben ihn gekreuzigt. Oder besser: ich habe ihn gekreuzigt. Denn dass es meine Sünde ist, für die er sterben musste, ist mir sehr klar. Dass ich ohne sein Opfer für Gott nicht erreichbar wäre und Gott nicht für mich, weiß ich. Gott hat sich in meine Hände gegeben und endete am Kreuz. Er wusste, dass genau das passieren würde, wenn er sich mir ausliefert, und er hat es getan, weil er so die Sünde, die zwischen uns stand, überwinden wollte. Dies schenkt er mir in der Eucharistie, indem er sich selbst schenkt. In ihm ist das alles enthalten und noch viel mehr. Wenn er sich mir bei der Eucharistie mit der gleichen Liebe wieder in die Hände gibt, aber dieses Mal alles in seiner Vereinigung mit mir endet, ist sein Opfer für mich in der rechten Weise nachvollzogen. Er gibt sich und ich nehme ihn auf.

„Nehmet und esset“. Das Nehmen ist für mich wichtig, weil es das wenige ist, das ich tun kann. Es ist mir nicht wichtig, weil es der Eucharistie irgendeinen Aspekt hinzufügen würde, sondern weil es mein aktives „Ja!“ ist, meine kleine Gelegenheit, ihm Dank zu sagen für das Unglaubliche, was gerade geschieht. Darum liebe ich den Kommunionempfang mit der Hand. Dieser zusätzlicher kleine Schritt steht nicht zischen mir und der Unmittelbarkeit des Eucharistieempfang, sondern er macht sie für mich das Unmittelbare erst greifbar. Er gibt mir die Möglichkeit, Christus für sein Opfer zu danken, indem ich genau das tue, was er sich von Herzen wünscht: indem ich es annehme.
Entsprechend dem wenigen, was ich von Christus verstehen (besser: erahnen?) darf, ist die Handkommunion die Form, in der ich Christus empfange, wie er von mir empfangen werden möchte. Da Gott in keiner Weise meinem Verstehen entspricht, kann das alles natürlich nur für mich gelten. Ich bin der Beschenkte, weil Gott mich liebt. Aber gerade weil er mich liebt, weiß ich auch, dass er sich über meine Gegenliebe freut. Wenn ich Gottes Liebe ernst nehme, dann ist nicht nur er meine Freude, sondern auch ich bin seine. Wenn ich die Vergebung ernst nehme, die Christus mir erwirkt hat, dann bin ich tatsächlich zu jemandem geworden, der Gott durch Gegenliebe erfreuen kann, nicht mehr unwürdig, sondern plötzlich würdig gemacht. Dann darf und muss ich begreifen, dass Gott am Kreuz starb, um mit mir zusammen sein zu können. Es ist, als ob Gott im Sakrament zu uns sagt: „Meine Sehnsucht nach Dir ist in der Eucharistie größer als Deine Sehnsucht nach mir. Meine Freude an allem, was Du für mich tust, ist jenseits dessen, was Du Dir vorstellen kannst! Deshalb bin ich für Dich gestorben und lebe jetzt für Dich.“ Ich finde es schwer, dies zu glauben: dass Gott sich nicht nur herabließ, mir zu vergeben, sondern dass er sich nach mir sehnt. Er erhofft sich als Antwort von mir auf sein Opfer nicht, dass ich in der gebotenen Ehrfurcht erstarre, sondern dass ich seine Liebe erwidere. Ich kann das nur in der Demut akzeptieren, die mir möglich ist. Aber wenn ich es glaube, und wenn mein Glaube noch so klein ist, kann ich in diesem Zusammensein nicht schweigen.
Der Moment, in dem Christus in meiner Hand liegt, ist für mich der Moment, in dem ich seine Liebe dadurch erwidern kann, dass ich selbst mit gläubigem Tun auf das antworte, was er für mich tut. Ich tue es nicht für mich, sondern für ihn. In diesem Moment überwinde ich mich und versuche, das Unerhörte anzunehmen: dass er in seiner Liebe nicht nur an mir handeln will, sondern ebenso mein Handeln ersehnt. Es ist eine unbeholfene Liebeserklärung an Gott, der Versuch einer Erwiderung der Liebe, die er mir schenkt. Das ist für mich in dem Moment enthalten, in dem ich die Hostie esse.

Ich habe so gerade durch den Eucharistieempfang entdeckt, dass die Kirche nicht ein Überbau ist, der sich zwischen Christus und mich stellt und mein Glaubensleben verwaltet. Vielmehr stellt sie mir die Gelegenheit bereit, bei der meine Erlösung wirklich stattfindet und erlebbar wird. Sie stellt mich vor Gott, ganz unmittelbar. Diese Entdeckung hat meine Angst vor der Kirche und Gott in Liebe zur Kirche und Gott verwandelt. Viel zu wenig Liebe, aber immerhin. Ich freue mich darüber, und Gott freut sich auch.

Freitag, November 18, 2011

Ein Zeugnis

[von Bastian]
In unserer Stadt gibt es eine Gemeinschaft von evangelikalen Freikirchlern, die seit gut 25 Jahren ein besonderes Apostolat leben. Sie wohnen mit mehreren Ehepaaren (mit Kindern) und einigen Alleinstehenden zusammen in einem Mietshaus, in dem sie im Dach eine Wohnung für Gäste eingerichtet haben. Diese Gäste sind Drogenabhängige und Prostituierte, die aussteigen wollen. Die Drogenabhängigen machen dort ihren Entzug. Alle werden so lange beherbergt, bis sie in eine christliche Therapie vermittelt werden können.
Die Mitglieder der Gemeinschaft haben regelmäßig gemeinsame Mahlzeiten und Gebetszeiten. Sie arbeiten am Bahnhof in der Szene und besuchen Bordells. Sie haben nur wenig eigenes Einkommen und leben zum großen Teil von Spenden. Ich habe sie gebeten, ab und zu aus ihrem Rundbrief bloggen zu dürfen. Solange ich keine Namen nenne, darf ich. Hier ein erster Artikel aus einem ihrer Rundbriefe, ungekürzt und wörtlich übernommen.


Was keiner kann

Die Probewoche ist fast um. Morgen müssen wir ihm sagen, ob er bleiben kann oder gehen muss. „Gehen!“ „Das tun wir uns nicht noch länger an. Das halten wir keine drei Monate aus. Und solange würde es bestimmt dauern, bis wir ihn in Therapie bringen können. Es ist so bedrückend, so schwer. Irgendwas Finsteres geht von ihm aus, zieht alle runter. Wir sind dieser Sache nicht gewachsen. Das können wir auch den anderen Gästen nicht zumuten.“
War das jetzt eine klare Entscheidung mit dem Gehen? Wenn, dann mehr, um sich zu vergewissern, dass man nicht muss, dass einen nichts und niemand zwingt ihn zu halten.
Eine Idee noch, ein letzter Versuch, etwas, was eine Entscheidung seinerseits herausfordern könnte. Suche überall nach diesem alten Johannes-Evangelium mit Anmerkungen von Werner Heukelbach, das noch irgendwo sein muss. Finde es schließlich. Gehe heute ein letztesmal hoch zur Gästeetage, drücke ihm das Heftchen in die Hand. „Du hältst morgen früh die Andacht. Lies in diesem Evangelium, egal wo, egal wieviel oder wie wenig, und morgen erzählst Du uns, ob Du irgendwas interessant findest, ob Du was für Dich entdeckt hast, kannst aber auch sagen, was Dich ärgert, kannst Dich aufregen – irgendwas sagst Du jedenfalls."
Sowas habe ich noch nie gemacht.
8.30 Uhr. Er sitzt wirklich da mit diesem Heft. Hatte die ganzen Tage davor keine Miene verzogen, bei jeder Andacht rumgegähnt. „Also, Du bist dran. Erzähl mal, was Dich beschäftigt hat. Hast Du reingeschaut?“ Was dann kam ließ uns allen den Mund offen stehen. Er fing an Johannes, Kap. 1 auszulegen, zitierte auswendig einzelne Verse. Er redete wie einer, der begriffen hat, dem ein Licht aufgegangen ist, einer der erkannt hat, dass er im Dunkel lebt und der gerade umkehrt von seinem falschen Weg. Wir trauten unseren Ohren nicht. Bis Kapitel drei hatte er alles im Kopf, auch die Geschichte mit Nikodemus, dem alten Mann, der es ganz genau wissen wollte und dem Jesus gesagt hatte: Du musst von neuem Geboren werden. Eine heilige Atmosphäre breitete sich aus während er immer noch redete, er, den wir gestern noch unbedingt loshaben wollten. Darüber brauchte man jetzt nicht mehr nachzudenken, nicht mehr zu diskutieren. Jedem war klar, da geschieht gerade ein Wunder vor unseren Augen, etwas, was kein Mensch machen könnte, was von oben kommt, was einfach passiert.
„Sein Gesicht! Schaut Euch sein Gesicht an!“ Es war nicht mehr dasselbe. Er war nicht mehr derselbe, wir irgendwie auch nicht. Kein Jubel, keine großen Worte, nur stille ehrfürchtige Dankbarkeit machte sich breit.

Mittwoch, November 16, 2011

Ein politisch korrekter Skandal?

[Von Bastian Volkamer]
Was erhält man, wenn man einen ökologisch nachhaltigen Transport, Nachhaltigkeit, und wirtschaftlichen Nutzen vereint? Sie haben es längst erraten: Weihnachten im Bistum Trier. Sind doch, wenn man dieser Website glauben darf, genau das die Kriterien, die man dort an ein gelungenes Weihnachtsgeschenk anlegt.

„Weihnachten im Schuhkarton“ leistet für Kinder in Not keine nachhaltige Entwicklungshilfe. Die Aktion bewirkt keine langfristige Verbesserung der Lebensbedingungen notleidender Kinder.“
Stimmt meist. Soll sie aber auch nicht vorrangig. Wir übertragen die Argumente einmal auf Hartz IV: keine Weihnachtsgeschenke für die Betroffenen. Sie verbessern die Lebenssituation nicht – jede Nachhaltigkeit fehlt. Keine Verbesserung der Ausbildungssituation oder der einseitigen Ernährung mit gesundheitsschädlichen Fertigprodukten.

„Der weltweite Transport der Kartons über Tausende von Kilometern ist nicht nur mit einem enormen finanziellen Aufwand verbunden, sondern auch aus ökologischen Gründen problematisch.“
Es gibt bei uns Dinge, die vom Transport oder anderem Energieverbrauch her ökologisch eigentlich unverantwortlich sind. Da ich einfach einmal unterstelle, dass die Kritiker weder auf Bananen, noch auf Orangen, ihren in Fernost hergestellten Computerprozessor oder gar auf ihr die Umwelt verschmutzendes Auto verzichten (wenn sie nicht sogar in Urlaub fahren!), kann ich aus dieser Argumentation nur schließen, dass selbstverständlich für ärmere Menschen in anderen Ländern andere Maßstäbe gelten. Die Kirchenvertreter propagieren hier ganz offen, was die Politik wenigstens zu umgehen versucht: die eigenen Vorstellungen von Nachhaltigkeit, Ökologie und Niveau kann man dadurch erreichen, dass mit klugen Begründungen bei denen gespart wird, die sich am wenigsten wehren können: den Fremden, Armen und den Kindern.

Wir fassen zusammen: Wer diesen Kindern eine Freude machen möchte, spende bitte an Hilfsaktionen, die nachhaltige Hilfe leisten. („Das Bistum Trier unterstützt keine derart aufwändigen Geschenkaktionen.Wir empfehlen denjenigen, die Kindern in Not helfen wollen, Hilfsaktionen zu unterstützen, die humanitäre Hilfe und nachhaltige Entwicklungshilfe leisten.“)


„Weihnachten im Schuhkarton“ ist in erster Linie eine evangelikale Missionsaktion.“
Viele Menschen wären sofort bereit, eine gleichwertige katholische Aktion zu unterstützen. Allerdings ist die Finanzierung von theologischen Kongressen und abstrakten Hilfsaktionen einfach nicht so motivierend.

„Die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ beschränkt sich nicht auf die Verteilung der gesammelten Geschenkkartons, sondern hat vor allem eine missionarische Zielsetzung.“
Wird eine solche Zielsetzung von der katholischen Kirche, insb. dem Heiligen Vater, neuerdings abgelehnt?

„Die Kinder, die die Geschenkkartons erhalten, sollen mit den christlichen Missionaren und Gemeinden, die die Verteilung organisieren, in Kontakt kommen. Daher wird mit den Kartons, wo immer möglich, eine Missionsbroschüre verteilt.“
Die Kartons werden auch ohne Broschüre verteilt. Sie sind daran nicht gekoppelt. Allerdings ist es durchaus sinnvoll, auch Informationen darüber parat zu haben, warum man die Geschenke macht. Christus ist nicht der schlechteste Grund. Und die Idee, geknüpfte Kontakte zur Mission zu verwenden, ist eigentlich genau, was wir brauchen. Oder sollen wir da missionieren, wo wir keine Kontakte haben, damit wir sie nicht ausnutzen? Tatsache ist doch, dass die Jugendarbeit nahezu jeder Gemeinde in Deutschland angesichts solcher positiv angebahnter Kontakte vor Neid erblassen könnte.

„Wo immer möglich, wird darüber hinaus mit der Verteilung der Geschenke die Einladung zu einem ausführlichen Missionskurs verbunden. Nicht nur die Kinder, auch deren Eltern sollen für diese evangelikalen missionarischen Programme gewonnen werden. Dafür wurden spezielle Materialien entwickelt, für die „Geschenke der Hoffnung“ ebenfalls Spenden sammelt.“
Die evangelikalen Christen wollen die Menschen nicht für irgendwelche Programme, sondern für Christus gewinnen – eine Einstellung, die manchem strukturorientierten Katholiken unglaublich erscheinen mag. Das zu unterstützen ist im Sinne Gottes, wenn auch vielleicht nicht im Sinne aller katholischen Vereine. Würde neben Gott noch seine Kirche bekannt gemacht – es wäre wunderschön! Doch Gott allein ist besser als besserwisserisches Nichtstun!

„Die Aktion richtet sich ausdrücklich auch an Angehörige nichtchristlicher Religionen, die das christliche Weihnachtsfest nicht feiern. Im Rahmen der weltweiten Aktion werden Geschenkkartons daher auch in Ländern verteilt, in denen mehrheitlich oder fast ausschließlich Buddhisten, Hindus oder Muslime leben, beispielsweise im Irak.“
Eigentlich ist es das Wesen von Mission, dass sie sich an Nicht-Christen wendet. Nur um Missverständnissen oder mangelnder Recherche vorzubeugen: sie tut es hier mit Weihnachtsgeschenken, nicht mit Waffen.

„Dabei kommt es immer wieder zu Konflikten.“
Im Zuge des Umdenkens kommt es zu Konflikten. In Ländern, in denen Mission verboten ist, geht das gar nicht anders. Hat Christus uns nicht gesagt, wir sollten uns nicht darüber wundern? Die Alternative, Missionsverbote zu akzeptieren und die frohe Botschaft dort nicht zu verkünden, kann doch kaum offizielle Meinung eines katholischen Bistums sein.

„Viele christliche Kirchen und viele Angehörige anderer Religionen lehnen diese Verteilung von Weihnachtsgeschenken und die damit beabsichtigte Missionierung von Juden, Muslimen, Buddhisten und Hindus ab. Sie betrachten dieses Vorgehen als respektlos oder empfinden es als Provokation.“
Das Bessere ist der Feind des Guten. Das Besser-Wissen allein allerdings nicht. Immer nur herein mit den guten Ideen! Wo kann ich eine katholische unterstützen, die in diesem Umfang Freude bereitet und zugleich Kinder zur Liebe erzieht?

Wir fassen zusammen: Wenn man von Christus erzählen und missionieren will, nutze man dafür bitte keine Kontakte. Mission von Menschen anderer Religionen ist ohnehin unangemessen. Verkopfte Theorie, die auf Kongressen theoretisch abgehandelt werden können, sind das Mittel der Wahl! („Das Bistum Trier lehnt Missionierungspraktiken ab, bei denen Geschenke für bedürftige Kinder als Werbemittel für Missionsaktivitäten eingesetzt werden. Das gilt besonders für die Missionierung von Angehörigen nichtchristlicher Religionen.
Stattdessen fördert das Bistum Trier den Dialog der Religionen und ein konstruktives gemeinsames Engagement der Weltreligionen für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung.“)


„Geschenke der Hoffnung e.V.“ ist eng mit dem christlich-fundamentalistischen Missionswerk „Samaritan´s Purse“ aus den USA verbunden.“
Die Fundamentalismus-Keule ist eine praktische Sache, wenn man etwas ablehnen will. Nur, dass man Fundis überall findet, auch bei uns Katholiken. Und jeder versteht etwas anderes darunter. Es gibt sicher Fragwürdiges. Solange aber jeder, der andere Christen zu Fundamentalisten erklärt, irgendwie im Glashaus sitzt, sollte man vielleicht auf Christus zurück greifen: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen!“ Es kann auch fundamentalistisch sein, Äpfel zu predigen, die man nicht hat, und dabei das Verschenken von Kirschen, die da sind, zu verteufeln.

„„Weihnachten im Schuhkarton“ ist Teil der weltweiten Aktion „Operation Christmas Child“. Träger und Inhaber dieser Aktion ist das amerikanische Hilfs- und Missionswerk „Samaritan´s Purse“. „Geschenke der Hoffnung e.V.“ führt diese Aktion lediglich im deutschsprachigen Raum durch. „Geschenke der Hoffnung e.V.“ ist auch über diese Aktion hinaus personell und programmatisch eng mit „Samaritan´s Purse“ verbunden. „Samaritan´s Purse“ ist immer wieder durch fragwürdige und aggressive Missionsmethoden und –aktionen in Erscheinung getreten, nicht nur durch die "Operation 'Desert Save'" ("Operation ‚Rettung in der Wüste’") während des ersten Irakkriegs.
Franklin Graham, der Sohn des Predigers Billy Graham und Direktor von „Samaritan´s Purse“ wird immer wieder wegen seiner Polemik gegen andere Religionen kritisiert, die sich vor allem, aber nicht nur gegen den Islam richtet.“
Das ist sicher alles richtig. Allerdings sind die Weihnachtspäckchen nicht aggressiv, sondern gut. Dürfte ich nichts Gutes unterstützen, was Strukturen zugeordnet wird, in denen es auch große und aggressive Fehler gab und gibt – ich müsste sofort aus der katholischen Kirche austreten.

Wir fassen zusammen: Da wir Mission anders verstehen, wollen wir das nicht. Wir machen selbst viel. Davon bekommt man zwar kaum etwas mit, es gibt keine Geschenke, unsere Kinder können sich nicht daran beteiligen und eigentlich ist so eine Schuhkartonaktion eine wunderbare Ergänzung, aber mit diesen Typen wollen wir nichts zu tun haben. („Zwischen dem Bistum Trier und dem evangelikalen Missions- und Hilfswerk „Geschenke der Hoffnung e.V.“ bestehen wesentliche Unterschiede im Verständnis der christlichen Mission und der christlichen Entwicklungspartnerschaft. Es gibt es keine ökumenischen Kontakte und keine Zusammenarbeit. Gleiches gilt für „Samaritan´s Purse“. Im Unterschied dazu ist das Bistum Trier mit vielen christlichen Kirchen und Gemeinden durch eine lange und vertrauensvolle ökumenische Zusammenarbeit verbunden. Wir legen Wert auf die Feststellung, dass es sich bei diesen christlichen Kirchen und Gemeinden, beispielsweise bei den Freikirchen, nicht um christliche Fundamentalisten handelt.)

Es bleibt der Eindruck, dass aus Gründen, über die man nur spekulieren kann – was man besser nicht tun sollte, denn das Ergebnis ist zu traurig! – dass aus irgendwelchen Gründen eben Argumente konstruiert werden. Diese sind weder katholisch oder christlich, sondern nur eines: politisch korrekt.
Respekt, Nachhaltigkeit, Ökologie und Abkehr vom Fundamentalismus werden präsentiert. Demokratenherz, was willst du mehr!
Und das Herz meint: „Vielleicht etwas weniger Prinzipien und dafür etwas mehr Liebe?“

Dienstag, November 15, 2011

...und das bei unserem intellektuellen Papst!

[Ergänzung zum letzten Blogeintrag. Von Bastian Volkamer]
Sollte jemand gehofft haben, dass das großartige Anliegendes Papstes von der Einheit des Intellekts und Glaubens allgemein unterstützt werde, dann wurde er dieser Tage gründlich eines besseren belehrt. Die Argumente gegen die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“, die auf Domradio veröffentlicht wurden, sind auch intellektuell auf einem erschütternden Niveau.

Es reiche nicht, notleidenden Heranwachsenden ein Geschenk zu machen und davon auszugehen, damit sei ihnen geholfen. „Diese Kinder brauchen nachhaltige Unterstützung, Bildung oder Medikamente zum Beispiel.“
Ins Auge sticht hier die Logik, man solle das, was nicht reicht, schon aus dem Grunde bleiben lassen, weil es nicht reicht. Weg, Wahrheit und Leben werden in dieser Logik zu Stillstand, Fatalismus und Lieblosigkeit.

Beachtlich ist auch die Aussage des Münchener „Sektenfachmanns“: er frage sich, ob Kinder in Afrika und Asien etwas mit Teddybären anfangen können, und zieht diese Frage als Grund heran, die Aktion abzulehnen. Er weiß es nicht, also lehnt er ab. Oder anders gesagt: Gerade weil er keine Ahnung hat, bildet er sich eine Meinung.
Abgesehen davon, dass es erschütternd ist, dass auf diesem Niveau im Namen von Bistümern Weltanschauungen beurteilt werden: Warum fragt dieser Herr sich selbst und nicht jemanden, der es weiß? Ist es wirklich seine Aufgabe, das eigene Limit an Kenntnis zur Grundlage weitreichender Entscheidungen zu machen?

Die Geschenke aus Deutschland gehen vor allem nach Osteuropa, in die Mongolei und nach Haiti, aus anderen Ländern auch nach Afrika.
Afrika wird also aus Deutschland nicht beschickt – das wissen die Kritiker. In ihrer Logik leiten sie daraus ab, dass Deutschland nichts schicken soll, damit nichts nach Afrika geht.

„Es geht um Produkte aus unserer Hemisphäre, dahinter steckt unser Verständnis des Spielens.“ Damit könnten anderen Kulturkreisen europäische Verhaltensmuster aufgezwungen werden.
Afrika liegt zu über 60% auf der nördlichen Hemisphäre, Asien zu 100%.
Allerdings ist das belanglos, denn wohin die Päckchen gehen, kann man auch detaillierter unschwer auf der Website der Organisatoren nachlesen:
2011 werden die Schuhkartons voraussichtlich in folgenden Empfängerländern verteilt:
Bulgarien, Georgien, Kasachstan, der Kosovo, Moldau, die Mongolei, Polen, Rumänien, Serbien, die Slowakei, Weißrussland und das Westjordanland.
Selbst wenn man davon alle afrikanischen und fernöstlichen Länder abzieht, bleibt noch einiges in unserem eigenen Kulturkreis und damit ungefährlich.

Uns bleibt festzuhalten: die mit großer Nachdenklichkeit vorgetragenen Kritikpunkte bewgen sich in erstaunlichen intellektuellen (Hemi-) Sphären. Sie sind unlogisch und verlassen die faktischen Grundlage, selbst wenn die bekannt ist. Statt nach den Tatsachen zu suchen, suchte man offenbar nach Zitaten, an denen man seine Ablehnung festmachen konnte.

Liebe Kritiker, wenn Ihr schon Lieblosigkeiten verbreiten müsst – könnt Ihr das nicht wenigstens intellektuell lesenswert tun?

Montag, November 14, 2011

Schatz, ich habe Dir heute keine Blumen mitgebracht – so simpel sind die Dinge nicht.

[von Bastian Volkamer]

Mehrere Bistümer lehnen die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ ab und raten, nicht daran teilzunehmen. Die Gründe für diesen Rat offenbaren ein erschütterndes Ausmaß an Verkopftheit und Lieblosigkeit.
Tausenden Kindern wird jährlich mit dieser Aktion eine große Freude gemacht. Ohne dass von einer Alternative gesprochen wird, soll damit von katholischer Seite Schluss sein. Die Gründe sind prinzipieller Natur.

Da ist einmal die Islamfeindlichkeit des Sohnes von Billy Graham, anhand derer die ganze Aktion als fundamentalistisch dargestellt wird. Der Hinweis, dass es bei Evangelikalen zu kruden Aussagen kommt, mag stimmen, aber es dürfte den Evangelikalen kaum schwer fallen, auch in katholischen Kreisen derartiges zu finden. Darauf muss wohl kaum weiter eingegangen werden. Das Totschlagargument des Fundamentalismus ist hier ein gefährlicher Bumerang.
Anderen Religionen sei auf Augenhöhe zu begegnen. Das klingt vielversprechend aus einem Mund, der soeben die Aktionen einer anderen Denomination mit Standardargumenten nieder gemacht hat. Zudem ist die geforderte Begegnung mit dem Islam auf Augenhöhe zumindest in diesem Fall reines Blendwerk. Realistisch ist doch, dass die Alternativen hier lauten: Begegnung und keine Begegnung, Reden auf eine Weise, die sicher verbessert werden könnte, oder Schweigen auf Augenhöhe, das schon immer sehr produktiv war.

Auch praktisch sei die Sache wenig nutzbringend. Es reiche nicht, notleidenden Heranwachsenden ein Geschenk zu machen und davon auszugehen, damit sei ihnen geholfen. Die Logik ist zwingend. Es reicht nicht, also lassen wir’s. Wozu brauchst Du was zu essen? Morgen hast Du wieder Hunger. Freude willst Du? Nix da – Du wartest, bis es was Nachhaltiges gibt. Das ist nämlich die frohe Botschaft! Kapiert?

Man frage sich, ob ein Kind in Afrika oder Asien überhaupt etwas mit einem Teddybären anfangen könne. (Diese Frage lässt sich beantworten: ja, es kann. Ich war da und habe es gesehen. Allerdings hätte diese Antwort Recherche erfordert und nicht so intellektuell geklungen.) „Es geht um Produkte aus unserer Hemisphäre, dahinter steckt unser Verständnis des Spielens.“ Damit könnten anderen Kulturkreisen europäische Verhaltensmuster aufgezwungen werden. Noch einmal in normale Sprache übersetzt: Ein Teddybär für Afrika? Können die damit überhaupt spielen? Werden die durch den Spielzwang nicht verwestlicht? Das können wir nicht verantworten. Da ist es besser, die bekommen nichts. Nun ja.

Die Aktion helfe eher den Schenkenden als den Beschenkten. Hier wurde ein großes Geheimnis des Christentums entdeckt: Nächstenliebe erfreut den Liebenden selbst. Ein Thema, dass so abgedroschen ist, dass man es in keiner Weihnachtspredigt mehr hören mag. Interessanterweise scheint es aber in Teilen der Bistumsverwaltung noch nicht bekannt zu sein.
Mir ist klar, dass die Kritiker der Aktion ihren Kindern und Verwandten selbstverständlich nichts zu Weihnachten schenken, sondern sie mit Medikamenten und Bildung beglücken. Ebenso ist mir klar, dass diese Kinder und Verwandten gern auf die Freude verzichten, weil es so sinnvoller ist. Doch ist diese Einstellung z.B. meiner Familie noch viel fremder als unser Spielzeug irgendeinem anderen Kulturkreis. Ihr lieben Kritiker, habt Ihr Euch mal gefragt, wie kulturfremd Euer Anliegen ist? Und mit welcher Rücksichtslosigkeit Ihr Eure Ansichten verbreitet?

Die Broschüre über das Christentum wird abgelehnt, weil sie zu vereinfachend ist. Das mag sein. Ich würde sie auch nicht so schreiben. Aber sie ist da. Keine Freude, dass da jemand ist, der Christus bekannt machen will. Stattdessen Ablehnung, weil man es selber besser könnte. Könnte – nicht tut.

Das einzig erfreuliche an der Nachricht – die Stellungnahme der Organisatoren von „Weihnachten im Schuhkarton“ – „konnte die grundsätzlichen Bedenken nicht entkräften“. Nun, das war bei den genannten Argumenten auch nicht zu erwarten.

Die Zuständigen sind weise und haben gesprochen: Freude machen ist sinnlos. Selbst dabei Freude zu haben, ist abzulehnen. Unvollkommenes findet besser erst gar nicht statt. Schaut auf uns – wir können es besser und tun auch nichts. Hoch leben unser Intellekt und unsere Prinzipien. Ein paar tausend verpasste Gelegenheiten zur Freude fallen da nicht ins Gewicht.

Wenn noch jemand eine Antwort darauf sucht, warum die Evangelikalen so viel Zulauf haben und die Katholiken so wenig - hier ist sie.

Samstag, November 12, 2011

Denn sie wollen verköstigt sein

[von Sierra Victor]
Speiseplan für eine öffentliche Tagung zum Thema: "Theologie im deutschen Sprachraum - Quo vadis?"

Als Vorspeise:
  • Carpaccio vom Schein an einer leichten Selbstverwirklichungs-Sauce mit kleinen Stückchen von verbranntem Hirn.

Als Hauptgerichte:
  • Liturgisches Frikassee an gequirltem Mainstream mit hausgemachter Wahrheit.
  • WiSiKi-Eintopf mit armen Würstchen.
  • Langendörfer Klopse mit Beschwichtigungs-Sauce.
  • Aachener Allerlei mit weichgekochten Liturgie-Splittern.

Für Weltbild-Freunde:
  • Pasta al porno an Sauce-Esoterique und geschriebenem Käse.

Für den kleinen Hunger:
  • Eulenspiegelei auf Toast.
  • 2 Scheibchen geballte Medienkompetenz. Dazu reichen wir Saure Gurken aus der Presse.

Als Nachtisch:
  • Einheitsbrei mit Süßholz-Raspeln.
  • Mousse „Inghoff“ au chocolate.
Dazu kalter Kaffee.

Tischweine:
  • Wigratzbader Priesterrücken. Ein lang gelagerter dunkelroter Tropfen, edel, mit etwas staubigem, strengem Aroma. Nicht für jeden Geschmack.
  • Mannheimer Kreisstuhl. Ein leichter, süffiger eher farbloser Wein mit vollmundigem Aroma und etwas bitterem Nachgeschmack. Ein Wein für lockere Gespräche mit jedermann.
  • Schüllerer Zeitgeist. Ein wohlfeiler Wein, der leicht zu Kopfe steigt.
  • Schönborner Kardinal. Eine Nachlese, die geschmacklich zwischen dem Zeitgeist und dem Priesterrücken vermittelt.

Zur Entspannung gibt nach der Mahlzeit die Pfarrerinitiative ein kurzes Gastspiel.
Wir weisen darauf hin, dass das Abend-Mahl gemeinsam eingenommen wird, egal, was es gibt!

Donnerstag, November 10, 2011

Eine Idee zieht Kreise



Aufforderung zum rechts Überholen

Die Verweigerung der längst notwendigen Reform der Verkehrsregeln und die Untätigkeit des ADAC erlauben uns nicht nur, sondern zwingen uns, unserem selbst programmierten Navi zu folgen und in der Baustelle deutlich schneller zu werden.

Wir Fahrer wollen künftig Zeichen setzen:


WIR WERDEN in Zukunft an jedem Auto einen Aufkleber mit unseren Forderungen anbringen.
WIR WERDEN an gutwillige Passagiere unsere Fahrscheine ausgeben. Dies gilt auch für Passagiere, die mit einer anderen Linie woanders hin fahren und fallweise auch für Schwarzfahrer.
WIR WERDEN möglichst vermeiden, eine Strecke mehrmals täglich zu befahren, oder fremde Fahrer einzusetzen. Besser gut zu Fuß als zu viel gearbeitet.
WIR WERDEN künftig auch in stehenden Bussen Tickets ausgeben und dies als fahrerlose Fahrt ansehen und auch so nennen. So erfüllen wir die Transportpflicht in fahrerarmer Zeit.
WIR WERDEN auch das Lenkverbot für sportliche Radfahrer ohne Führerschein missachten. Es ist gerade bei viel Verkehr und Staugefahr wichtig, vorwärts zu kommen.
WIR WERDEN uns dafür einsetzen, dass trotz Personalmangels jede Linie einen eigenen Zugführer bekommt: hauptamtlich oder nebenamtlich. Das aber nicht durch Vereinfachung der Strecken, sondern durch ein neues Fahrerbild.
WIR WERDEN deshalb jede Gelegenheit nützen, öffentlich zu fordern, den Begriff des Fahrers auch auf Menschen auszudehnen, die keine Fahrer sind. Nur so bekommen wir unsere Personalnot in den Griff.

Im Übrigen sehen wir uns solidarisch mit jenen Kollegen, die wegen der Wahl eines anderen Berufes nicht mehr fahren, sowie mit allen, die noch fahren, obwohl sie zum Sitznachbarn und nicht nach vorne schauen. Sie verfolgen ihre Ziele, wie wir ja auch mit unserem Protest. Wir sehen in ihnen wie im Verkehrsminister und dem ADAC unsere Kollegen. Und Kolleginnen – sollte es unter Passagieren und Passagierinnen wohl heißen. Dafür wollen wir hupen, dafür drücken wir auf die Tube.
Diesel.

Mittwoch, November 09, 2011

Ein Offener Brief

[von Peter Esser]

Sehr geehrter Herr Pater Langendörfer,

wie Ihnen mittlerweile bekannt ist, werden auf der Homepage und im Webshop des von Ihnen durch Ihren Sitz im Aufsichtsrat mitverantworteten Weltbild-Verlags erotische, kirchenfeindliche und esoterische Literatur vertrieben.

Durch einige Klicks auf der Homepage landet man zum Beispiel in der Sparte »Psychologie«, danach im Unterpunkt »Psi-Phänomene« und kann dann folgendes von Ihnen (oder in Ihrer Mitverantwortung) beworbene Buch finden:



ALOHA
Gelebte Liebe und hawaiianische Huna-Philosophie


Die Wikipedia erläutert den Begriff »Huna«: »Huna ist eine esoterische Interpretation der alten schamanistisch geprägten Naturreligion Hawaiis mit psychologischen, religiösen und magischen Elementen. Huna hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte einen gewissen Kreis von Anhängern in vielen Ländern Europas sowie in Amerika erobert, da Überschneidungen mit Weltanschauungen aus Esoterik, New Age und Neoschamanismus vorhanden sind.«

So findet sich im – von »Weltbild« redaktionell eingepflegten Klappentext folgende Aussage:

»Wenn wir die Lebensenergie mit Freude teilen, kommen wir in Einklang mit der göttlichen Kraft, die »Mana« genannt wird. HUNA zeigt uns also auf einzigartige Weise, wie wir unser Potenzial entfalten und so alte Dinge in Liebe erlösen, Gesundheit, Glück, Wohlergehen und Erfolg erzeugen sowie die göttliche Harmonie in uns und damit in der Welt herstellen können.«

Quelle: http://www.weltbild.de/3/16543077-1/buch/aloha.html

Nun habe ich im Johannesevangelium gelernt, daß Jesus Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben sei. Ich kann daher nicht verstehen, wie die Kirche in Deutschland durch den Profit an esoterischer Literatur ihrem vom Herrn gegebenen Auftrag, Sauerteig zu sein, nachkommen will.

Ich bitte Sie höflich, das Angebot des Weltbild-Verlags nicht nur um pornographische, sondern auch um esoterische Literatur zu bereinigen. Da das Problem bereits seit Jahren bekannt ist, und die Bischofskonferenz bislang keine Anstalten unternommen hat, wirksame Schritte einzuleiten, erlaube ich mir, dieses Schreiben als »Offenen Brief« auf unserem Blog »Echo Romeo« zu veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen und der Zusicherung meines Gebets
Ihr Peter Esser

Sonntag, Oktober 30, 2011

Matthäus heute für mich

Von Bastian

Heute ist endlich Matthäus 23 wieder dran. Eine meiner Lieblings-Bibelstellen, weil sie die Kirche so wunderbar stärkt und entspannt.

„Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun…“

Es ist die Trennung von Amt und Person. Eine Trennung, die mir derzeit in einigem durchaus entgegen kommt, wie ich zugeben muss.

Die Autorität wird bestätigt: Tut, was sie sagen. Sie ist aber unabhängig von der Person: schau nicht auf das, was sie tun. Die Autorität, die von Gott kommt, hat auch dann Vollmacht, wenn die Amtsinhaber versagen. Sogar dann, wenn sie ausdrücklich in ihrer Amtsausübung versagen: die Ehrenplätze nehmen die Pharisäer gerade aufgrund ihrer Stellung ein.

So sagt mir Gott in seiner Schrift hier: „Vertraue ruhig dem Amt. Es hat meinen Segen. Nicht die Amtsinhaber sind der Garant dafür – ich bin es, denn ich bestätige die Vollmacht. Durch das Amt hindurch vertraust Du mir.“

Ich finde das sehr beruhigend: letztlich führt Gott seine Kirche selbst. Für die Priester und Bischöfe und alle Christen heute ist dieses Evangelium viel mehr, als die Schelte, die es irgendwo für jeden von uns darstellt. Es ist zugleich ein Freispruch für den, der wirklich Gott sucht: ich kann Gott letztlich nicht verhindern, denn er bestätigt das, was er ins Leben ruft, unabhängig von meinen Fehlern und Sünden. Die anderen sind aufgefordert, sich von mir nicht irre machen zu lassen. Gott sei Dank! Gerade weil Gott im Zweifelsfall sagt: „Stört Euch nicht am Bastian – der dreht gerade etwas ab!“, gerade deshalb kann ich ich sein, ohne Perfektionismus.

Doch ich bin zu mehr berufen, als nur dazu, letztlich nicht zu stören. Christus beklagt ausführlich, wie die Pharisäer mit ihrem Handeln im Widerspruch zur Botschaft Gottes stehen, und zeichnet so zugleich ein Bild, wie es richtig wäre: lebe das, was zu verkünden Du berufen bist, und spiegele so Gott wider.

So bleiben erst einmal drei Dinge für mich übrig: ich soll leben, was ich eigentlich glaube, der Autorität des Amtes gehorchen und mich ansonsten von anderen nicht kirre machen lassen. So bin ich in die Kirche hineingenommen, ohne dass ich mich von einigen Bischöfen verwirren lassen muss, die derzeit offenbar selbst verwirrt sind und ein eher abstruses Weltbild verbreiten.

Donnerstag, Oktober 27, 2011

Der Antwort zweiter Teil

Von Bastian frei nach dieser Quelle.

„Mein Sohn, ich wiederhole: das ist schlimm! Was Du mir da aus dem Internet erzählst, sind nach wie vor vielfache Verführung deiner Schutzbefohlenen zur Sünde, Abzocke mit Dingen, die ihr Geld nicht wert sind und Täuschung deiner Familie seit langer Zeit. Bedenke, Du verdienst Dein Geld mit Sünde! Möchtest Du nicht doch beichten?“

Nein, Pater, es ist nicht nötig, wie ich schon sagte. Mit dem harten Kerngeschäft, das hier in Frage steht, verdiene ich nur 0,017% meines Geldes. Das lasse ich verbreiten. Da kann mir keiner was. Außerdem überlege ich, ob ich nicht einfach all denen drohe, sie zu verhauen, die mir blöd kommen. Sie verstehen: wo kein Kläger, da kein Richter. Am wirklichen Dreck verdiene ich übrigens nur mittelbar. Das habe ich gut organisiert, da bleibe ich sauber. Wenn Ihnen das Freude macht, Pater, kann ich gerne ein paar der wirklichen Täter zu Ihnen schicken. Aber nur, wenn Sie mir versprechen, dass die hinterher noch Geld ranschaffen. Sie sehen, Pater: mit ein wenig Druck und ein paar relativierenden Zahlen wird in ein paar Tagen keiner mehr fragen. Und dann bin ich die Sorgen los. Es besteht wirklich kein Anlass, irgendeine Schuld zu bekennen!


Sonntag, Oktober 23, 2011

Es war ein Vergnügen!




Mir wurde die Ehre zuteil, einen der Großen seiner Zunft persönlich kennen zu lernen!
Bastian

Samstag, Oktober 22, 2011

Bücher, die jeder Katholik lesen sollte

Von Bastian Volkamer und Peter Esser.

Dies ist eine erste Liste von Büchern, die man im Regal haben sollte.

Wir finden, eine gut sortierte Bibliothek ist durch nichts zu ersetzen!


Zolli Baba und die 40 Memorandisten

Alois im Glück

Das tapfere Meisnerlein

Vom Menschenfischer und keiner Frau

Sündbad der Seelenfahrer

Das Wirtshaus im Beichtstuhl

Abendmahlstischlein deck dich

Die Margot auf der Erbse

Dr. No oder wie ich lernte, Drewermann zu lieben

The Küng and I (ein Trauerspiel in 3 Akten)

Geschichten aus Tausend und Einem Stuhlkreis


Und zu guter Letzt das Weltbild-Märchen:

Von einem, der sich auszog, uns das Fürchten zu lehren

Wo warst du, als der Papst kam?

Übrigens hat es in englisch- und französischsprachigen Blogs eine sehr viel intensivere Debatte über die Papstworte in Deutschland gegeben. In anderen Kulturkreisen wird der deutsche Papst offenbar besser verstanden als in seiner Heimat.

Ludwig Ring-Eifel im »European«


Von Peter Esser. Unser Blog ist sicher ein kleines Lichtlein am Bloggerhimmel, daher wird es nicht aufgefallen sein, daß die Kritik von Ludwig Ring-Eiffel, die mittlerweile ihre Runde durch die Blogoezese macht, auch auf »Echo Romeo« zutrifft. Es gibt keine Rezeption der Predigten und Ansprachen des Heiligen Vaters auf seiner Deutschlandreise. Zumindest was meine Person angeht, kann ich mich entschuldigen: Ich war unterwegs. Von Düsseldorf nach Berlin – zum Auftakt des Deutschlandbesuchs des Heiligen Vaters – und dann, während er Erfurt und das Eichsfeld besuchte, selber auf dem Weg durch Thüringen ins Allgäu, wo ein Familienbesuch anstand. In der Nacht auf Sonntag ging es wieder zurück, und auf der Strecke Ulm-Karlsruhe überholte ich die Reisebusse der Pilger auf dem Weg nach Freiburg. Pünktlich zur Messe in Freiburg saß ich dann vor dem Fernseher … zurück in Düsseldorf. Eine solche Tour de Force hinterläßt dann doch Spuren … und so war in der Zeit auch nicht viel von mir zu lesen und zu gucken.

Ich habe also den Besuch des Heiligen Vaters erlebt und nicht kommentiert. Insgesamt jedoch bemerke ich bei mir die Tendenz, eher Kritikwürdiges aufzugreifen und darüber (selten) zu schreiben und (oft) zu zeichnen. Die Frage, die Erich Kästner an sich selbst gerichtet hat »Wo bleibt das Positive, Herr Kästner?« gilt also auch für mich. Dennoch würde ich über das hingehaltene Stöcklein des »European« nicht springen und hektisch nachberichten und -kommentieren. Es berichtet sich eben leichter vor Ort, wenn man hinterher eine Spesenabrechnung einreichen kann.

Da ich jedoch davon ausgehe, daß die Worte des Heiligen Vaters nachhaltig sind, reicht es, in einem Monat (oder fünf oder zehn Jahren) mit der Hilfe seiner Ansprachen zu irgendeinem Punkt Stellung zu nehmen. Etwa so:

»Die neueste Aktion von Bundeskanzlerin Roth zeigt deutlich die Hellsichtigkeit, mit der der Heilige Vater (Gott möge ihm seine Gesundheit in seinem hohen Alter erhalten) vor zehn Jahren, bevor er beschloß, seine Sommerresidenz statt nach Castel Gandolfo nach Pentling zu verlegen …«


Gut, auch wenn sich diese Vision in ihren Schrecknissen und ihrer Freude nicht erfüllen sollte: Was uns Deutschen Papst Benedikt auf den Weg gegeben hat, ist nahrhafte Kost … und nicht etwa ein Schokoriegel, den man einwirft, um gleich zu fragen, was es denn noch zu essen gäbe. Schon jetzt wirf dasApostolische Schreiben »Porta Fidei« zur Ankündigung des Jahres des Glaubens ein noch anderes Licht auf den Besuch des Heiligen Vaters in seinem Vaterland, das ihn so wenig versteht.

Es gilt jedoch: Solange Pentling an der B16 liegt, ist noch Hoffnung.

P.S.: Peter Winnemöller hat um eine Zusammenstellung von Kommentaren aus der deutschsprachigen katholischen Bloggerwelt gebeten. Das Ergebnis ist hier zu lesen.

Freitag, Oktober 21, 2011

Die Antwort

[Von Sierra Victor = Bastian Volkamer]

„Mein Sohn, das ist schlimm! Was Du mir da aus dem Internet erzählst, sind vielfache Verführung deiner Schutzbefohlenen zur Sünde, Abzocke mit Dingen, die ihr Geld nicht wert sind und Täuschung deiner Familie seit langer Zeit. Das ist vor Gott nicht auf die leichte Schulter zu nehmen! Möchtest Du beichten?“

„Nein, Pater, das wird nicht nötig sein. Mein Hirn ist das wichtigste Organ von mir und steht deshalb in einer besonderen christlichen Verantwortung. Seine Aktionen erfahren eine ständige Prüfung hinsichtlich der Wertbindungen der kirchlichen Gebote. In diesem Sinn befasst sich das Gewissen auch regelmäßig mit den Möglichkeiten der elektronischen Kommunikationsmittel. Das Gewissen wurde angehalten, seiner Verantwortung in diesem Bereich konsequent zu entsprechen.

Das ist unser Vorbild. Noch Fragen, warum die Beichtstühle leer sind?

BILD im Blutrausch

[von Echo Romeo]




Die BLÖD fällt heute mit ihrem Titelbild in die Logik der Rache zurück. Vor den Augen vorbeiziehender Schulkinder.

Der Stein

[Von Sierra Victor]

Der Weltbildverlag verkauft Erotik-Produkte. Dabei werden Begriffe wie „Untreue“ und „Sündig“ als Werbebotschaft eingesetzt. Der Verlag gehört großenteils katholischen Bistümern.

Welch eine Vorlage! Der Traum des katholischen Bloggers. Man kann aus dem Vollen schöpfen, muss gar auswählen, weil man die Möglichkeiten gar nicht alle verarbeiten kann. Was darf es sein?
Vielleicht ein Dank an die Bistümer dafür, dass sie angesichts der bald wegfallenden Kirchensteuer vorausschauend für ein solides zweites Standbein sorgen?
Vielleicht der Vorschlag, das Angebot auszuweiten? Bietet die Erotik doch Möglichkeit, viele leer stehenden kirchlichen Immobilien mit einer neuen, Freude bringenden Funktion zu nutzen.
Man könnte auch eine Umfrage nach weiteren Ideen für lukrative Einnahmequellen starten, um die Entweltlichung der Kirche finanziell etwas abzufedern. Da wären derzeit z.B. Spekulationen auf die Getreidepreise am Weltmarkt oder der Vertrieb von PID-Gerätschaften moralisch ebenbürtig.
Denkbar wäre die Hypothese, es handele sich um eine geistliche Aktion. Um den Bedarf am Bußsakrament zu steigern, verkauft man einfach Anleitungen zum Ehebruch.
Auch wäre sicher die Frage zu behandeln, wie es beim Thema Erotik in den Bistümern zu derartigen Verhärtungen kommen kann, dass jahrelang nichts passiert.

Doch all das Launige, dass in der ersten Empörung geboren wurde, bleibt mir letztlich im Hals stecken. Am Ende stehen zwei Fragen im Raum, auf die ich keine Antwort weiß.
Einmal: wie, liebe Bischöfe, soll ich Euch wieder vertrauen, wenn Ihr so klar zeigt, dass Euch die öffentliche Meinung wichtiger ist als der Inhalt? Denn wie anders ist es erklärbar, dass trotz jahrelanger Kenntnis der Misstände nichts geschah, jetzt aber plötzlich gehandelt werden soll, da die Sache einem größeren Kreis publik wird?
Und zum anderen: warum habe auch ich beim Weltbild-Verlag gekauft, obwohl ich zumindest von dessen Esoterik-Angeboten wusste?
Liebe Bischöfe, ich kann Euch zwar nicht verstehen, aber ich muss mich zu Euch gesellen. Der Stein, den ich im ersten Absatz geworfen habe, trifft mich selbst genauso.

Mein Fazit: ich bin sauer auf uns. Stinksauer!

Mittwoch, Oktober 19, 2011

Es ist noch kein Meister…

…vom Himmel gefallen! Wir können also davon ausgehen, dass es sich bei dieser Botschaft nicht um eine Offenbarung handelt, setzt eine solche doch himmlischen Ursprung voraus.
Von irgendetwas jedoch muss Bischof Meister gefallen sein, wie der Schwung zeigt, mit dem er seine Bauchlandung hinlegt. Sein Credo ist das des Muts. Den beweist er selbst in Form von erheblichem Mut zur Lücke – in theologischen Fragen wie auch im Verständnis für die Kirche, mit der Gemeinschaft zu suchen er vorgibt.
Und wir? Nun, nutzen wir eine solche Steilvorlage! Genießen wir dieses frei Haus gelieferte Argument! Was könnte besser zeigen, dass wir schon immer recht hatten im internen Kirchenkampf über die Form der Messe und des Kommunionempfangs, die Ökumene und überhaupt?
Danke, Bischof Meister! Danke für die Gelegenheit, auf dieses Niveau zu sinken!
[SV]

Freitag, Oktober 07, 2011

Nachdenklich...

[Sierra Victor]

Beim Veröffentlichen des letzten Beitrags (Mainzelmännchen) hatte ich ein zwiespältiges Gefühl.
Ich habe die Petition unterschrieben und so den Bischöfen meine Unterstützung und Solidarität bekundet. Jetzt gehe ich einen von ihnen an.
Ich kann das eigentlich nur tun, weil ich meine, dass in der Kirche derzeit ein Prozess der Neufindung in Gang ist, der sehr polarisiert erfolgt. So wie auch jeder Nichtwähler eine Wahl beeinflusst, ist an diesem Prozess jeder beteiligt, ob er will oder nicht. In dieser polarisierten Situation erscheint es mir daher angebracht, Position zu beziehen. Nicht, weil ich meine Position für die wahre halte, sondern weil auch meine Stimme im Chor gefragt ist. Meine Solidarität mit der Kirche ist dabei keine Solidarität mit allem, was derzeit im Chor gesungen wird.
Ich unterscheide zwischen dem Bischofsamt, an dem es nichts zu rütteln gibt, den Personen, die dieses Amt innehaben (und schon deshalb meine Solidarität brauchen, weil es ein äußerst schweres Amt ist) und den Aktionen, die von den Bischöfen in ihrem Amt gestartet werden. Meine Kritik gilt nur dem Letztgenannten: den Aktionen. Auch Kardinal Lehmann hat daher meine Hochachtung, meinen Respekt und meine Unterstützung.
Ich halte es jedoch für ein gefährliches Spiel, Mainstreamforderungen öffentlich aufzugreifen und ihre Verwirklichung in Aussicht zu stellen, wie es hier von Kardinal Lehmann geschieht. Nicht, weil ich etwas gegen den Mainstream hätte und es vorzöge, chronisch gegen den Strom zu schwimmen. Vielmehr deshalb, weil ich die Aufgabe der Kirche darin sehe, die Menschen zu Gott zu führen, und zwar jeden einzeln. Zu Gott kommt man nur einzeln. Das Arbeiten mit dem Mainstream geht jedoch am Einzelnen vorbei, die Öffentliche Meinung übergeht das Individuum. Wenn Diakoninnen und neue Wege bei der Geschiedenenpastoral das Anliegen eines Bischofs sind, ist die Mobilisierung von Massen kein geeigneter Weg, dorthin zu kommen. Es ist ein Ansatz, der den Blick in die falsche Richtung lenkt: als sei es der öffentlichen Druck und die Mehrheit, die eine kirchliche Entscheidung lenkt. Die einzige Frage jedoch, die in kirchlichen Entscheidungen wirklich zählt, ist die, ob etwas von Gott gewollt ist. In einem wirklichen Dialog muss man dem Gegenüber ehrlich sagen, wie es läuft, und nicht mit seinen Bedürfnissen und Wünschen spielen. Ich kritisiere diese Aktion Kardinal Lehmanns daher klar – aufgrund der in meinen Augen unangemessenen Vorgehensweise. Es erscheint mir wie der Versuch, den gegenwärtigen Prozess in der Kirche dadurch zu besänftigen, den Menschen Sand in die Augen zu streuen, die anderen Bischöfe dafür zu vereinnahmen und mögliche Enttäuschungen durch Rom in Kauf zu nehmen. Das Ziel mag richtig sein – die Mittel sind es nicht. Inhaltlich überlasse ich diese Entscheidung gelassen Rom. Gegen eine Entscheidung, die mich erstaunt, hätte ich nichts einzuwenden; schließlich ordne ich mich Rom unter und nicht Rom mir und meiner Meinung.
Es ist ein Spagat, den ich (und dabei bin ich nicht allein) zu leisten habe, ein Spagat zwischen Offenheit und Solidarität, zwischen gelassenem Schweigen und manchmal erschrockenem Aufschrei. Sollte ich dabei den falschen Ton getroffen haben, bitte ich hier die Kirche, den Kardinal und alle Leser um Entschuldigung. Es war in diesem Beitrag nicht meine Absicht, jemanden ernsthaft zu beleidigen, und so wird es auch in meinen weiteren Posts sein.

Donnerstag, Oktober 06, 2011

Die Vision



In schweren Zeiten wie diesen (Papstbesuch!) tut es gut, zu wissen, dass die Hirten bereits weiter denken. Nicht Stillstand ist gefragt, sondern Vorausschau, nicht Genügsamkeit, sondern Vision!
So meldet sich aus Mainz eine Stimme, die wahrhaft neues im Sinn hat.
Wir zeigen den Kreis der Vordenker, wie er dem Gründer vorschwebt, und werben um Unterstützung.


[Sierra Victor]

Dienstag, September 27, 2011

Die Werkstatt

[von Sierra Victor]

Mit der Rezeption des Konzils ist es wie mit einem Vater von 2 Söhnen, der sein Auto zur Inspektion brachte.

„Mein Sohn, was machst Du da?“
„Ich lasse das Öl ab.“
„Das sehe ich. Warum tust Du das? Der Wagen war doch eben erst in der Inspektion!“
„Eben! In der Werkstatt verstehen sie was von Autos. Und die haben das auch gemacht.“
„Aber das Öl ist neu und kann noch lange verwendet werden.“
„Das ist mag sein, Vater. Aber ich versuche, von der Werkstatt zu lernen. Dort war man aktiv, und jetzt geht es dem Auto wieder gut. Autopflege besteht nicht im Warten, sondern im Handeln – so viel habe ich begriffen. Wenn der Wagen in Schuss sein soll, muss daran gearbeitet werden.“
„Mein Sohn, der Wagen ist zum Fahren da, nicht zum Öltausch. Eine Inspektion ist nur nötig, wenn am Wagen etwas verschlissen ist. Und solange du daran herumschraubst, fährt er nicht.“
„Vater, das ist ein Vorurteil. Du hast es nie versucht, ohne Öl und ohne Kühlwasser zu fahren.“
„Natürlich nicht. Der Wagen braucht beides. Ohne geht er sehr schnell kaputt!“
„Vater, ich begreife dich nicht. Du hast selbst gesagt, der Wagen brauche Wartung. Du hast den Werkstattbesuch groß angekündigt und durchgezogen. Von Wartung und Pflege hast Du gesprochen, nicht von Öl und dergleichen. In der Werkstatt wurde festgestellt, dass ein Austausch dringend nötig ist. Ein Austausch. Vom Belassen im Motor danach war keine Rede!“
„Aber es ist doch klar, Sohn, dass man neues Öl einfüllt, um damit dann erst einmal eine Weile zu fahren. Das neue Öl ist gut! Es wurde sorgfältig ausgesucht und wird lange halten!“
„Vater, schau einmal. Die Wartung hat dem Wagen gut getan, und du willst plötzlich wieder damit aufhören.“
„Ja, Sohn, der Werkstattbesuch ist abgeschlossen, der Wagen ist in Ordnung. Fülle das Öl sofort wieder ein!“
„Nein, Vater, das werde ich nicht tun, weil ich den Wagen liebe. Ich werde weiter austauschen und dabei auch mal ein paar Sachen ausprobieren. Zum Beispiel ist das neue Öl viel heller als das alte. Ich habe entdeckt, dass unser Duschgel die gleiche Konsistenz hat und noch viel heller und klarer ist. Das wird dem Wagen gut tun! Du siehst, ich mache nur, was in der Werkstatt bereits angedacht wurde. Ich pflege den Wagen im Sinn der Werkstatt. Das solltest Du auch tun, wenn Du nicht bald einen Schrotthaufen haben willst!“
„Tu sofort das Öl wieder rein!“
„Nein! Du bist alt geworden und verstehst nichts von der Technik im Wagen. Du willst nur fahren und denkst, das geht ohne Wartung. In Wirklichkeit willst Du wie mein Bruder den Stillstand! Es wird Zeit, dass ich dich beerbe!“

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„Geliebter Vater!“
„Ja, mein zweiter Sohn! Lange hast du nicht mit mir gesprochen, sondern nur auf mich geschimpft. Schön, dass du da bist! Was kann ich für dich tun?
„Vater, ich möchte auch wieder fahren dürfen!“
„Du weißt doch, warum ich es verbot. Du wolltest den Werkstattbesuch behindern.“
„Ja, ehrwürdiger Vater! Sieh doch nur, was mein Bruder jetzt macht!“
„Mein Sohn, du wolltest den Werkstattbesuch behindern, nicht den Blödsinn deines Bruders.“
„Oh mein Vater, die Werkstatt ist schuld! Hätte sie nicht am Wagen herumgeschraubt, wäre mein Bruder nie auf diese Gedanken gekommen. Die Werkstatt hat den Anfang gemacht. Ich bitte Dich, mache die Inspektion rückgängig. Nur so werden wir wieder vorwärts kommen. Ich war geistesgegenwärtig und habe das alte Öl aufgehoben. Lass es mich wieder einfüllen!“
„Nein, oh mein zweiter Sohn! Frisches Öl war nötig. Auch die Winterreifen mussten runter und in den Polstern fühlten sich viele nicht mehr wohl. Es war wirklich Zeit.“
„Oh großer Vater, sieh doch! Alles, was am Auto funktionierte, war alt. Alles, was mein Bruder jetzt verbockt, ist neu. Der Wagen fährt am besten, wenn er alt ist! Man darf nichts tauschen!“
„Mein Sohn, das siehst Du falsch. Gerade um mit dem alten Wagen zu fahren, muss ich ihn pflegen.“
„Aber doch nicht so! Er ist überhaupt nicht mehr schön. Alleine wie er jetzt innen riecht! Niemand wird mit ihm fahren wollen! Ich wünschte, wir hätten wieder die alten Poster und das alte Öl! Auch die Motorwäsche war falsch! Die Heizluft riecht jetzt ganz anders. Die Rollgeräusche der alten Reifen, das Quietschen der Ledersitze und das lustige Stottern der Scheibenwischer. All das haben wir doch so geliebt! Jetzt gibt es keine Schlieren mehr auf der Scheibe und jeder meint, er könnte selbst den Weg klar sehen! Manchmal – mich schaudert - sitzen sogar Leute ohne Führerschein auf dem Beifahrersitz! Der Fahrer ist überflüssig geworden!“
„Mein Sohn, pass auf. Ich habe die alten Polster abgestaubt und daraus Bezüge gemacht, die anstelle der neuen aufgezogen werden können, wenn es gewünscht ist. Sie sind wirklich noch gut in Schuss. Ich liebe sie auch. Wenn Du wieder fahren willst, darfst Du sie nehmen und wir suche zusammen eine schöne Fahreruniform für Dich. Wenn Du fährst, darfst Du natürlich entscheiden, wer auf den Beifahrersitz kommt. Aber das neue Öl bleibt drin, die Scheibe bleibt sauber und die Vorgaben der Werkstatt werden befolgt. Willst Du das versprechen?“ „Ich werde darüber nachdenken. Gib mir einige Monate Zeit.“

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*Seufz*