Die Stadt läuft voll wie eine Badewanne. Auf den Straßen herrscht bereits jetzt, etwas über einen Tag vor der Feier, in der Papst Franziskus zwei seiner Vorgängerpäpste heilig sprechen wird, dichtes Gedränge. Es ist schwierig, auch nur einen Ort der Ruhe zu finden. Das Hotel, in dem ich Unterkunft gefunden habe, lehnt sich an ein altes Kirchlein im Trastevere an, das den putzigen Rekord des »kleinsten Glockenturms Roms« hält.
Als ich den romanischen Raum mit den kostbaren Kosmatenmosaiken und den zierlichen Seitenschiffarkaden zum ersten Mal betrete, bin ich wie gefangen von einer Atmosphäre des Gebets. Der Name des Kirchleins verweist auf die Geschichte des Orts: San Benedetto in Piscinula. Der Name Piscinula geht wohl auf ein altes Badehaus in dem Viertel zurück, von dem sonst nichts geblieben ist. Der Überlieferung nach besaß die Familie der Anicier in der späten Antike hier ein Haus, in dem der heilige Benedikt während seiner römischen Studien lebte - und das Treiben der Stadt verachten lernte.
Das Kirchlein ist einer Gemeinschaft päpstlichen Rechts anvertraut, die auf den malerischen Namen »Herolde des Evangliums« hört und deren Mitglieder eine sehr eigenwillige Tracht, eine Mischung aus Rittermantel, Mönchskutte und Reiterkleidung tragen. In ihrem geistlichen Leben versuchen sie die Weisung Christi »Seid vollkommen, wie euer Vater vollkommen ist« zu leben. Solange es in Hingabe und nicht in Stress ausartet … :-)
Mir hat die stille Kirche in der Nachbarschaft mit ihrem wirklich sehr berührenden, gerahmten Marienfresko in einer Seitenkapelle zu einer Zeit der Betrachtung verholfen. Sehr cool. So fühle ich mich gewappnet, mich erneut ins Gedränge Richtung Piazza Navona zu stürzen, um in der Kirche Sta. Maria del’Anima, der »Anima«, das Nighfever mitzufeiern.
Freitag, April 25, 2014
Donnerstag, April 24, 2014
Stay Tuned!
PE, Rom. Echo Romeo hat weder Zeit noch Kosten gescheut und ein Korrespondentenbüro in Rom eingerichtet, von dem aus so quasi LIVE über die Heiligsprechung der Ausnahmepäpste Giovanni XXIII und Giovanni Paolo II durch den Ausnahmepapst Francesco in Beisein des Ausnahme-Papa-Emerito Benedetto XVI berichtet wird.
Heute darf der Taxifahrer nicht vergessen werden, der sich in milder Resignation ob des ab morgen zu erwartenden Verkehrsaufkommens noch einmal einfeach gar keinen Zwang angetan hat und streckenweise dreimal so schnell fuhr, wie die Polizei erlaubte. Ja neeee!
Heute darf der Taxifahrer nicht vergessen werden, der sich in milder Resignation ob des ab morgen zu erwartenden Verkehrsaufkommens noch einmal einfeach gar keinen Zwang angetan hat und streckenweise dreimal so schnell fuhr, wie die Polizei erlaubte. Ja neeee!
Dienstag, April 22, 2014
Vortrag zum Thema "Gebote"
[Von Bastian]
Nach Rücksprache mit EchoRomeo persönlich hier nun der schon einmal verlinkte lange Text.
Eine Bemerkung vorab: Es geht in der Kirchen natürlich nicht nur um Gebote. Es ist klar, dass es sich bei diesem Thema um einen Ausschnitt der Verkündigung behandelt. Natürlich handelt das Wort Gottes nicht nur von Geboten. Allerdings sie sind nun einmal da. Sie sind da, und man kommt um eine Auseinandersetzung nicht herum. Das möchte ich hier versuchen.
Ich zitiere die Bibel, die Heilige Schrift, Psalm 119, Vers 47: An deinen Geboten habe ich meine Freude, ich liebe sie von Herzen. Noch einmal langsam: An deinen Geboten habe ich meine Freude, ich liebe sie von Herzen.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit diesem Satz spontan geht, aber ich kann es mir vielleicht vorstellen, denn ich weiß, wie es mir geht. Die Persönliche Erfahrung von Geboten ist: ich soll oder muss. Und zwar etwas, was ich ohne Gebot nicht immer täte. Für Selbstverständliches braucht man kein Gebot. Zumindest habe ich noch niemals vom Gebot der Schwerkraft gehört: Du sollst nach unten fallen. Das tue ich ohnehin. Gebote verlangen Dinge, die ich nicht immer automatisch mache. Und damit sind sie konfliktbehaftet: sie mischen sich ein in mein Leben und schießen dort quer. Genau dazu sind sie da.
Die Gebote Gottes sind da keine Ausnahme – und von denen gibt es einige. Am bekanntesten sind die berühmten Top10. Oder vielleicht besser gesagt: es ist bekannt, dass es 10 Gebote gibt. Die Wenigsten bekommen sie zusammen. Ich übrigens auch nicht, zumindest nicht in der richtigen Reihenfolge.
Was man von diesen Geboten weiß, findet man meist theoretisch richtig, aber eben nur theoretisch. Denn wenn es an die Umsetzung geht, an die ganz einfache Befolgung im täglichen Leben, dann kann ich nur feststellen: die Diskrepanz zwischen mir und dem, was Gott will, ist riesig. „Du sollst nicht töten.“ Das habe ich, soweit ich weiß, gehalten. „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus etc.“ – Fehlanzeige. Ich bin Architekt. Und überhaupt, das Begehren…
Die Gebote scheinen vor allem zu einem geeignet: mir zu zeigen, dass ich unvollkommen bin. Und ich bin offenbar ungeeignet, nach ihnen zu leben. Die persönliche Überforderung durch Gottes Gebote ist allgegenwärtig - der Gerechte fällt siebenmal am Tag, sagt die Bibel. Na prima! Gebote und Lebenswirklichkeit gehen irgendwie nicht zusammen. Und jetzt schreibt jemand ernsthaft, an Gottes Geboten habe er seine Freude, und er liebe sie von Herzen. Für mich waren die Gebote lange eine große Provokation, an der mein Glaube zu scheitern drohte. Doch ich kann, denke ich, diesen Satz unterschreiben.
Ich habe lange Zeit nach einem Ausweg gesucht aus der Kluft zwischen mir und dem Anspruch Gottes. Es gab keinen. Ich konnte letztlich zwischen zwei Alternativen wählen: Scheitern oder die Gebote irgendwie von mir fern zu halten. Und weil das Scheitern unschön ist, hat die Christenheit viele gute Argumente gesammelt, warum es nicht wichtig sein soll, die Gebote zu halten.
Alles läuft auf dasselbe hinaus: die Gültigkeit der Gebote wird weginterpretiert. Christliche Freiheit ist, sie nicht halten zu müssen. Jesu Botschaft macht dann nicht nur von der Sünde frei, sondern auch gleich von den Geboten.
Nur sind die folgenden Worte leider aus dem Neuen Testament, und zwar von Christus persönlich: Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.
Das klingt nicht nach einer irgendwie gearteten Ungültigkeit. Im Gegenteil. Mir ist klar geworden: Entweder glaube ich an Gott, wie er sich offenbart. Oder ich glaube an meine eigene Interpretation von ihm. Das ist dann aber nicht mehr Gott. Der Glaube an Gott konnte mich angeblich frei machen. Ein Glaube an meine eigenen Gedanken könnte das nicht. Der könnte mich nur immer fester in der eigenen Begrenztheit verankern. Auf so einen selbstgemachten und selbsterdachten Gott konnte ich verzichten – er ist nichts als eine große Täuschung, eine fromme Tarnung meiner Sünden.
Es gibt nur einen Weg: Gott als Ganzen und damit auch seine Gebote ernst nehmen und schauen, wohin man damit gelangt. Entweder hat Gott dafür eine Lösung, oder er ruft mich auf einen Weg, den ich nicht gehen kann. Dann wäre er unlogisch und willkürlich. Auf so jemanden aber wäre kein Verlass…
(An dieser Stelle muss ich einen kleinen Einschub machen. Bis hierhin konnte ich mit einer gewissen Autorität sprechen. Die Problematik, die ich aufgezeigt habe, kenne ich nicht nur von mir. Im Gegenteil kenne ich niemanden, der mit diesen Widersprüchen nicht selbst vertraut ist. Das dürfte für die meisten Christen Allgemeingut sein. Den einen belastet dieses Thema mehr, den anderen weniger, aber kennen tut es eigentlich jeder. Mich hat es sehr belastet. Was nun folgt, ist der Umgang, den ich persönlich damit gefunden habe. Bitte nehmen Sie es als Zeugnis, aber hinterfragen Sie es gerne auf Logik und theologische Richtigkeit. Ich will keinen Anspruch aufstellen, sondern nur vortragen, was mir an diesem Thema so viel bedeutet.)
Es ist mir also klar geworden, dass ich um die Gebote nicht herum komme. Und damit stand ich plötzlich vor einem existentiellen Problem:
Ergo: Der Ruf der Nachfolge ergeht an mich, aber ich kann ihm nicht folgen, ohne ihn zu relativieren. Ich kann kein wirklicher Nachfolger Jesu sein.
Denn es stimmt: ja, Gott will, dass ich ihm gehorche, und nein, ich kann das nicht oder jedenfalls zu wenig. Das dürfte wohl jedem so gehen. Da gibt es eine Kluft, über die kommt man nicht hinweg. Also ich zumindest nicht, und meine Bekannten auch nicht. Vor dieser Kluft musste ich schlicht kapitulieren.
Und mit dieser Kapitulation wurde es interessant. Ich begann, mein Versagen zu akzeptieren und danach zu fragen, wie Gott denn damit umgeht. Und ich entdeckte, dass in meiner Liste ein Punkt fehlt.
Gott sagt:
Für dieses Handeln Gottes gibt es ein Wort: Vergebung. Diese Vergebung ist viel mehr, als ein „Ich bin Dir nicht mehr böse.“, und hinterher steht man so dumm wie zuvor vor demselben Problem. Gottes Vergebung verändert, und das, ohne zu verharmlosen oder die Tatsachen zu leugnen. Gottes Vergebung ist deshalb realistisch und tragfähig. Die Kluft zwischen Gottes Wunsch und meiner Wirklichkeit, die ich so erschreckend wahrgenommen habe, bleibt bestehen. Gott leugnet sie nicht, denn sie ist faktisch da. Gott nivelliert sie nicht, denn sein Wort steht fest. Gott überbrückt sie. Mehr noch: er füllt die ganze Kluft mit seiner Vergebung. Da, wo der Schreck saß und immer noch sitzt – so schnell vergisst man seine Angst nicht – da ist plötzlich ein ebener Weg. Mein Fehler war, die Lösung bei mir zu suchen. Zu glauben, es müsse einen Weg geben, wie ich damit klar käme. Die Lösung ist jedoch der Blick auf Gott und das, was er für mich tut, für mich und für jeden hier. Die Lösung ist der Blick auf Gott:
Doch auch, wenn das fromm und sinnvoll erscheint, könnte das erst einmal ein Allgemeinplatz sein. Ich komme mit so etwas nicht gut klar. Daher kommen jetzt ein paar kritische Fragen. Man darf Gott kritische Fragen stellen. Er wünscht das sogar, solange man bereit ist, sie sich auch von ihm beantworten zu lassen, und nicht meint, die eigene Frage beweise bereits, dass man es besser weiß als Gott.
Also die erste kritische Frage: Ist hier Vergebung nicht gleichbedeutend mit einer Relativierung der Gebote? Wo, bitte, ist der Unterschied zu der Lösung, die ich eben noch abgelehnt hatte - zu der Lösung, die sagte, man brauche die Gebote nicht zu halten? Das läuft doch auf das Gleiche hinaus. Ich meine, wozu stellt Gott Gebote auf, wenn er weiß, dass er mir die Erfüllung schenken muss? Im Bild gesprochen: wozu legt Gott einen Preis fest, den er selbst bezahlen muss, weil er für mich zu hoch ist? Den Umstand könnte man sich sparen. Kann er da nicht gleich sagen: „Du bist prima, wie Du bist!“? Damit hätten wir dasselbe Ergebnis, aber ohne den ganzen Haufen Schulden, der sich in meinem Leben ansammelt, und den zu begleichen ich ihn ständig bitten muss. Es klingt ja hehr und großartig, wenn Gottes Wort fest steht, aber warum steht etwas fest, das derart sinnlos ist? Wozu Gebote, die man nicht halten kann? Was soll das ganze, außer mir ein schlechtes Gewissen zu machen?
Das Geheimnis der Gebote ist: sie sind zugleich Verheißungen. Denn Wozu sind die Gebote da? Sie sollen uns sagen, wie wir in Gottes Nähe leben können. Und damit beschreiben sie natürlich auch, wie es sein wird, bei Gott zu leben. Du sollst nicht sündigen heißt zugleich: in meinem Reich wirst du nicht sündigen. Das Gebot zu lieben ist die Verheißung: in meinem Reich wirst Du lieben. Wie es im Gebot heißt: mit aller Kraft und von ganzem Herzen. Da erfahre ich keinen Stress und keine Ablehnung. All das, worum ich hier ringe, bekomme ich dort geschenkt. Geschenkt? Ja – ein Blick auf Gott am Kreuz zeigt mir, dass er sagt: „Du kannst alles von mir haben!“. Dann aber sind die Gebote ein Gewinn, gleich ob ich sie halte oder an ihnen scheitere: wenn ich es nur Gott hinhalte, wird aus dem, was ich nicht habe, das, was ich bekommen werde.
Das ist eine der wichtigsten Grundlagen für das Beten: dass ich mich selbst Gott hinhalte. Und er macht aus dem, was ich nicht habe, das, was ich bekommen werde. Das ist ein weiterer Sinn der Gebote: dass ich mich dazu bringen, mich und mein Leben Gott anzuvertrauen. Sie erinnern mich daran, dass da jemand ist, der alles für mich tut. Gottes Aufforderung „Mach!“ führen zu meiner Bitte „Ergänze Du, was mir fehlt!“. Und Gott tut es.
Die Gebote formulieren nicht nur das abstrakte Ideale, das Unerreichbare. Sie definieren zugleich das Geschenk, das uns erwartet. Und deshalb sind diese Gebote liebenswert. Sie können gar nicht hoch und anspruchsvoll genug formuliert sein, diese Gebote. Wenn jemand all meine Schulden bezahlt, wenn jemand alles ergänzt, was mir fehlt, wäre ich dumm, wenn ich nicht zum Höchsten, Anspruchsvollsten und Schönsten greifen würde. Und genau das bekomme ich von Gott geboten und damit angeboten: die Fülle. Alles, was ich tun muss, ist, ihm meine Leere hinzuhalten.
Die heute oft gelehrte Theologie, Gebote seien unwichtig oder rein psychische Lebenshilfen, diese Theologie ist eine seelsorgerische Katastrophe, denn sie raubt den Teil der Wahrheit, der uns den Zugang ermöglicht. Ich finde: wenn man sich etwas Gutes tun will, sollte man die Gebote lesen und dabei daran denken, dass das zugleich Verheißungen sind, für mich ganz persönlich.
Eine weitere kritische Frage: mit welcher Autorität rede ich hier eigentlich? Ich predige Gebote, von denen ich zugebe, dass ich regelmäßig an ihnen scheitere. Einem zigarrenrauchenden Lungenfacharzt und einem fetten Diätberater glaubt man nicht. Bin ich jetzt der neue Freund von denen: der unmoralische Geboteverteidiger?
Diese Frage ist berechtigt. Ich stelle sie mir selbst immer wieder: wer bin ich, so zu reden? Ich habe nicht den geringsten Grund dafür. Zumindest, was mich selbst angeht. Wäre es mein Anspruch, den ich Ihnen erzähle, wäre es eine Unverschämtheit. Doch was ich sage, kommt nicht von mir – ich gebe es nur weiter. Die Gebote kommen von Gott. Es geht nicht darum, ob ich gut bin, sondern darum, dass Sie von Gott große Verheißungen bekommen haben! Sie haben einen Sechser im Lotto gezogen, und es dürfte Ihnen ziemlich egal sein, dass der Lottobote selbst nicht sehr reich ist. Das ist bei der Verkündigung so wichtig: nicht das eigene Kapital zu predigen, sondern den Hauptgewinn von Gott zu überbringen. Der ist interessant. Alles andere kann jeder einigermaßen gute Soziologe oder Politiker besser. Zudem: das eigene Kapital glaubt man uns ohnehin nicht – mit Recht.
Noch eine kritische Frage: Ist das Ganze nicht eine Art soziales Spielchen: Ich strebe nach etwas, was ich sowieso nicht erreiche, um meinen guten Willen zu zeigen? Heißt das nicht letztlich auch: ich tue nur so, als ob?
Nein, es ist mehr. Paulus schreibt: „Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an. Lasst euch vielmehr von Gott umwandeln, damit euer ganzes Denken erneuert wird. Dann könnt ihr euch ein sicheres Urteil bilden, welches Verhalten dem Willen Gottes entspricht, und wisst in jedem einzelnen Fall, was gut und gottgefällig und vollkommen ist.“
Wir sollen uns auf Gottes Logik der Gebote und Verheißungen einlassen, wir sollen ihn wirken lassen. Dann erkennen wir, was zu tun ist. Die Gebote werden zum Wegweiser, und Gott befähigt uns mehr und mehr, ihnen zu folgen. Gott wird denen, die zu ihm unterwegs sind, die Ankunft schenken. So zu tun, als ob, reicht dafür nicht. Denn wer sich gar nicht erst auf den Weg macht, schlägt nicht nur das Gebot, sondern auch die enthaltene Verheißung aus.
Noch eine kritische Frage: Warum das Ganze schon hier und nicht einfach nach dem Tod? Warum hier mit Anforderungen konfrontiert sein, die mit dem „wirklichen“ Leben, wie wir es nun einmal kennen, derart inkompatibel sind?
Kennen Sie den Film „Plötzlich Prinzessin“? Ich habe eine 12-jährige Tochter und kenne ihn. Es geht darum, dass ein völlig normal lebendes Mädchen plötzlich Thronerbin eines kleinen Landes wird, das sie gar nicht kennt. Und sie sieht sich mit Anforderungen konfrontiert, die sie nicht erfüllen kann und auch nicht erfüllen will. Aber indem sie mehr und mehr begreift, wer sie ist und was auf sie wartet, erkennt sie auch den Sinn der Änderungen. Am Ende füllt sie das Amt aus und ist zugleich mehr sie selbst, als sie es vorher war.
So geht es uns. Wir sind Königskinder. Wir sind die Freunde und Geschwister des Sohnes Gottes. Was wir lernen sollen, ist, als Könige zu leben. Die Gebote beschreiben unsere Würde. Und weil wir schon jetzt Königskinder sind, können wir nicht damit warten als solche zu leben.
Wir sind Herrscher! Klingt gut, aber: Wenn alle Herrscher sind, über wen oder was herrschen wir denn dann noch? Die Antwort ist: über uns. All das in uns, was uns das Leben schwer macht, die Trägheit und Traurigkeit, die Lieblosigkeit, alle Gedanken, die wir nicht zu Ende denken können, all die Gefühle, die wir nicht in unserer Gewalt haben, die Ideen, die zu groß für uns sind – kurz: all das, was an den Geboten scheitert. Dieses riesige Potential in uns, an das wir nicht wirklich heran kommen und das oft mehr Last als Hilfe ist: all das wird uns aufgeschlossen und dient unserer Freude. Es wird ein Reich der reinen Freude werden, das wir mit anderen teilen können. So werden wir wir selbst sein, mehr als wir es in diesem Leben sein können. Bei Gott zu sein wird kein Aufgeben unserer persönlichen Eigenschaften – es wird deren wirkliche Freisetzung. Alles, was wir sind, kann aufblühen. Herrschen bei Gott ist Freude. Auch das ist die Verheißung der Gebote.
Ich fasse zusammen: Es gibt Gebote, und sie können eine Last sein. Wir brauchen Hilfe. Geben kann die nur Gott, weil Er allein nicht nur dazu auffordern, sondern auch dazu befähigen kann. Es funktioniert nicht, wenn ein Christ sich bei der Beantwortung dieser Fragen auf die menschlichen Aspekte beschränkt. Da kann man nur scheitern. Wir haben Gott – auf ihn können wir uns verlassen.
Wenn man erkennt, dass Gottes Gebote uns überfordern können, gabelt ich der Weg: die Welt sagt, dann ist eben das Gebot falsch, und Gott sagt: Meine Gebote führen zu Mir und Ich vergebe die Sünden auf diesem Weg. Die Welt ändert angesichts eines schweren Weges das Ziel, Gott stärkt und verzeiht das Fallen. Das hohe Ziel gibt er nicht auf – uns zuliebe. Er will, dass wir das Leben in Fülle haben, und zwar in Ewigkeit. Er will uns als Brüder und Schwestern bei sich haben.
Das ist Seine Logik: die der höchsten Berufung, der Verheißung und der Vergebung. Diese Logik zu verkünden ist uns aufgetragen. Sie fehlt heute an allen Ecken und Enden. Die Zukunft des Glaubens hängt weniger an der Frage nach der Kirchensteuer, sondern an der Logik, der unser Denken und Reden folgt.
Noch einmal Paulus: „Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an. Lasst euch vielmehr von Gott umwandeln, damit euer ganzes Denken erneuert wird. Dann könnt ihr euch ein sicheres Urteil bilden, welches Verhalten dem Willen Gottes entspricht, und wisst in jedem einzelnen Fall, was gut und gottgefällig und vollkommen ist.“
Darüber nachzudenken und davon zu sprechen macht schon jetzt und hier Freude.
Ich habe auf der Herfahrt übrigens ein weltliches Gebot gefunden, das dem Verheißungscharakter von Gottes Geboten irgendwo entspricht und keine reine Vorschrift ist, das einzige, das mir einfällt: das Reinheitsgebot für Bier. Sicher bedeutet es, man dürfe das und das nicht ins Bier schütten, aber vom Wesen her ist es ein Qualitätssiegel. Viele Brauereien wollen sich daran halten und viele Kunden wollen Bier in dieser Qualität. Ein brauchbares Beispiel, und dazu eines, auf das man ab und zu gestoßen wird. Auch in dieser Hinsicht eine gute Sache.
Vielen Dank!
Nach Rücksprache mit EchoRomeo persönlich hier nun der schon einmal verlinkte lange Text.
Eine Bemerkung vorab: Es geht in der Kirchen natürlich nicht nur um Gebote. Es ist klar, dass es sich bei diesem Thema um einen Ausschnitt der Verkündigung behandelt. Natürlich handelt das Wort Gottes nicht nur von Geboten. Allerdings sie sind nun einmal da. Sie sind da, und man kommt um eine Auseinandersetzung nicht herum. Das möchte ich hier versuchen.
Ich zitiere die Bibel, die Heilige Schrift, Psalm 119, Vers 47: An deinen Geboten habe ich meine Freude, ich liebe sie von Herzen. Noch einmal langsam: An deinen Geboten habe ich meine Freude, ich liebe sie von Herzen.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen mit diesem Satz spontan geht, aber ich kann es mir vielleicht vorstellen, denn ich weiß, wie es mir geht. Die Persönliche Erfahrung von Geboten ist: ich soll oder muss. Und zwar etwas, was ich ohne Gebot nicht immer täte. Für Selbstverständliches braucht man kein Gebot. Zumindest habe ich noch niemals vom Gebot der Schwerkraft gehört: Du sollst nach unten fallen. Das tue ich ohnehin. Gebote verlangen Dinge, die ich nicht immer automatisch mache. Und damit sind sie konfliktbehaftet: sie mischen sich ein in mein Leben und schießen dort quer. Genau dazu sind sie da.
Die Gebote Gottes sind da keine Ausnahme – und von denen gibt es einige. Am bekanntesten sind die berühmten Top10. Oder vielleicht besser gesagt: es ist bekannt, dass es 10 Gebote gibt. Die Wenigsten bekommen sie zusammen. Ich übrigens auch nicht, zumindest nicht in der richtigen Reihenfolge.
Was man von diesen Geboten weiß, findet man meist theoretisch richtig, aber eben nur theoretisch. Denn wenn es an die Umsetzung geht, an die ganz einfache Befolgung im täglichen Leben, dann kann ich nur feststellen: die Diskrepanz zwischen mir und dem, was Gott will, ist riesig. „Du sollst nicht töten.“ Das habe ich, soweit ich weiß, gehalten. „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus etc.“ – Fehlanzeige. Ich bin Architekt. Und überhaupt, das Begehren…
Die Gebote scheinen vor allem zu einem geeignet: mir zu zeigen, dass ich unvollkommen bin. Und ich bin offenbar ungeeignet, nach ihnen zu leben. Die persönliche Überforderung durch Gottes Gebote ist allgegenwärtig - der Gerechte fällt siebenmal am Tag, sagt die Bibel. Na prima! Gebote und Lebenswirklichkeit gehen irgendwie nicht zusammen. Und jetzt schreibt jemand ernsthaft, an Gottes Geboten habe er seine Freude, und er liebe sie von Herzen. Für mich waren die Gebote lange eine große Provokation, an der mein Glaube zu scheitern drohte. Doch ich kann, denke ich, diesen Satz unterschreiben.
Ich habe lange Zeit nach einem Ausweg gesucht aus der Kluft zwischen mir und dem Anspruch Gottes. Es gab keinen. Ich konnte letztlich zwischen zwei Alternativen wählen: Scheitern oder die Gebote irgendwie von mir fern zu halten. Und weil das Scheitern unschön ist, hat die Christenheit viele gute Argumente gesammelt, warum es nicht wichtig sein soll, die Gebote zu halten.
- Im Christentum gehe nicht um das Halten von Geboten.
- Gebote seien alttestamentarisch und seit Christus überholt.
- Gott sei die Barmherzigkeit, zu der enge Gebote einfach nicht passen.
- Gott liebe mich, wie ich sei – ich müsse nichts halten oder ändern.
- Gott habe uns vergeben – und damit seien Gebote hinfällig.
- Usw…
Alles läuft auf dasselbe hinaus: die Gültigkeit der Gebote wird weginterpretiert. Christliche Freiheit ist, sie nicht halten zu müssen. Jesu Botschaft macht dann nicht nur von der Sünde frei, sondern auch gleich von den Geboten.
Nur sind die folgenden Worte leider aus dem Neuen Testament, und zwar von Christus persönlich: Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.
Das klingt nicht nach einer irgendwie gearteten Ungültigkeit. Im Gegenteil. Mir ist klar geworden: Entweder glaube ich an Gott, wie er sich offenbart. Oder ich glaube an meine eigene Interpretation von ihm. Das ist dann aber nicht mehr Gott. Der Glaube an Gott konnte mich angeblich frei machen. Ein Glaube an meine eigenen Gedanken könnte das nicht. Der könnte mich nur immer fester in der eigenen Begrenztheit verankern. Auf so einen selbstgemachten und selbsterdachten Gott konnte ich verzichten – er ist nichts als eine große Täuschung, eine fromme Tarnung meiner Sünden.
Es gibt nur einen Weg: Gott als Ganzen und damit auch seine Gebote ernst nehmen und schauen, wohin man damit gelangt. Entweder hat Gott dafür eine Lösung, oder er ruft mich auf einen Weg, den ich nicht gehen kann. Dann wäre er unlogisch und willkürlich. Auf so jemanden aber wäre kein Verlass…
(An dieser Stelle muss ich einen kleinen Einschub machen. Bis hierhin konnte ich mit einer gewissen Autorität sprechen. Die Problematik, die ich aufgezeigt habe, kenne ich nicht nur von mir. Im Gegenteil kenne ich niemanden, der mit diesen Widersprüchen nicht selbst vertraut ist. Das dürfte für die meisten Christen Allgemeingut sein. Den einen belastet dieses Thema mehr, den anderen weniger, aber kennen tut es eigentlich jeder. Mich hat es sehr belastet. Was nun folgt, ist der Umgang, den ich persönlich damit gefunden habe. Bitte nehmen Sie es als Zeugnis, aber hinterfragen Sie es gerne auf Logik und theologische Richtigkeit. Ich will keinen Anspruch aufstellen, sondern nur vortragen, was mir an diesem Thema so viel bedeutet.)
Es ist mir also klar geworden, dass ich um die Gebote nicht herum komme. Und damit stand ich plötzlich vor einem existentiellen Problem:
- Es gibt Gebote, von denen Gott will, dass ich sie halte. Er ruft mich auf, ihm und seinem Wort zu folgen.
- Ich kann das nicht oder bestenfalls nur gelegentlich ansatzweise.
Ergo: Der Ruf der Nachfolge ergeht an mich, aber ich kann ihm nicht folgen, ohne ihn zu relativieren. Ich kann kein wirklicher Nachfolger Jesu sein.
Denn es stimmt: ja, Gott will, dass ich ihm gehorche, und nein, ich kann das nicht oder jedenfalls zu wenig. Das dürfte wohl jedem so gehen. Da gibt es eine Kluft, über die kommt man nicht hinweg. Also ich zumindest nicht, und meine Bekannten auch nicht. Vor dieser Kluft musste ich schlicht kapitulieren.
Und mit dieser Kapitulation wurde es interessant. Ich begann, mein Versagen zu akzeptieren und danach zu fragen, wie Gott denn damit umgeht. Und ich entdeckte, dass in meiner Liste ein Punkt fehlt.
Gott sagt:
- Ich will, dass Du mir und meinen Geboten folgst.
- Ich weiß, dass Du das nicht kannst.
- Wenn Du Dich auf den Weg machst schenke ich Dir, was Dir nicht gelingt. Ich erledige, was Du nicht schaffst.
Für dieses Handeln Gottes gibt es ein Wort: Vergebung. Diese Vergebung ist viel mehr, als ein „Ich bin Dir nicht mehr böse.“, und hinterher steht man so dumm wie zuvor vor demselben Problem. Gottes Vergebung verändert, und das, ohne zu verharmlosen oder die Tatsachen zu leugnen. Gottes Vergebung ist deshalb realistisch und tragfähig. Die Kluft zwischen Gottes Wunsch und meiner Wirklichkeit, die ich so erschreckend wahrgenommen habe, bleibt bestehen. Gott leugnet sie nicht, denn sie ist faktisch da. Gott nivelliert sie nicht, denn sein Wort steht fest. Gott überbrückt sie. Mehr noch: er füllt die ganze Kluft mit seiner Vergebung. Da, wo der Schreck saß und immer noch sitzt – so schnell vergisst man seine Angst nicht – da ist plötzlich ein ebener Weg. Mein Fehler war, die Lösung bei mir zu suchen. Zu glauben, es müsse einen Weg geben, wie ich damit klar käme. Die Lösung ist jedoch der Blick auf Gott und das, was er für mich tut, für mich und für jeden hier. Die Lösung ist der Blick auf Gott:
Doch auch, wenn das fromm und sinnvoll erscheint, könnte das erst einmal ein Allgemeinplatz sein. Ich komme mit so etwas nicht gut klar. Daher kommen jetzt ein paar kritische Fragen. Man darf Gott kritische Fragen stellen. Er wünscht das sogar, solange man bereit ist, sie sich auch von ihm beantworten zu lassen, und nicht meint, die eigene Frage beweise bereits, dass man es besser weiß als Gott.
Also die erste kritische Frage: Ist hier Vergebung nicht gleichbedeutend mit einer Relativierung der Gebote? Wo, bitte, ist der Unterschied zu der Lösung, die ich eben noch abgelehnt hatte - zu der Lösung, die sagte, man brauche die Gebote nicht zu halten? Das läuft doch auf das Gleiche hinaus. Ich meine, wozu stellt Gott Gebote auf, wenn er weiß, dass er mir die Erfüllung schenken muss? Im Bild gesprochen: wozu legt Gott einen Preis fest, den er selbst bezahlen muss, weil er für mich zu hoch ist? Den Umstand könnte man sich sparen. Kann er da nicht gleich sagen: „Du bist prima, wie Du bist!“? Damit hätten wir dasselbe Ergebnis, aber ohne den ganzen Haufen Schulden, der sich in meinem Leben ansammelt, und den zu begleichen ich ihn ständig bitten muss. Es klingt ja hehr und großartig, wenn Gottes Wort fest steht, aber warum steht etwas fest, das derart sinnlos ist? Wozu Gebote, die man nicht halten kann? Was soll das ganze, außer mir ein schlechtes Gewissen zu machen?
Das Geheimnis der Gebote ist: sie sind zugleich Verheißungen. Denn Wozu sind die Gebote da? Sie sollen uns sagen, wie wir in Gottes Nähe leben können. Und damit beschreiben sie natürlich auch, wie es sein wird, bei Gott zu leben. Du sollst nicht sündigen heißt zugleich: in meinem Reich wirst du nicht sündigen. Das Gebot zu lieben ist die Verheißung: in meinem Reich wirst Du lieben. Wie es im Gebot heißt: mit aller Kraft und von ganzem Herzen. Da erfahre ich keinen Stress und keine Ablehnung. All das, worum ich hier ringe, bekomme ich dort geschenkt. Geschenkt? Ja – ein Blick auf Gott am Kreuz zeigt mir, dass er sagt: „Du kannst alles von mir haben!“. Dann aber sind die Gebote ein Gewinn, gleich ob ich sie halte oder an ihnen scheitere: wenn ich es nur Gott hinhalte, wird aus dem, was ich nicht habe, das, was ich bekommen werde.
Das ist eine der wichtigsten Grundlagen für das Beten: dass ich mich selbst Gott hinhalte. Und er macht aus dem, was ich nicht habe, das, was ich bekommen werde. Das ist ein weiterer Sinn der Gebote: dass ich mich dazu bringen, mich und mein Leben Gott anzuvertrauen. Sie erinnern mich daran, dass da jemand ist, der alles für mich tut. Gottes Aufforderung „Mach!“ führen zu meiner Bitte „Ergänze Du, was mir fehlt!“. Und Gott tut es.
Die Gebote formulieren nicht nur das abstrakte Ideale, das Unerreichbare. Sie definieren zugleich das Geschenk, das uns erwartet. Und deshalb sind diese Gebote liebenswert. Sie können gar nicht hoch und anspruchsvoll genug formuliert sein, diese Gebote. Wenn jemand all meine Schulden bezahlt, wenn jemand alles ergänzt, was mir fehlt, wäre ich dumm, wenn ich nicht zum Höchsten, Anspruchsvollsten und Schönsten greifen würde. Und genau das bekomme ich von Gott geboten und damit angeboten: die Fülle. Alles, was ich tun muss, ist, ihm meine Leere hinzuhalten.
Die heute oft gelehrte Theologie, Gebote seien unwichtig oder rein psychische Lebenshilfen, diese Theologie ist eine seelsorgerische Katastrophe, denn sie raubt den Teil der Wahrheit, der uns den Zugang ermöglicht. Ich finde: wenn man sich etwas Gutes tun will, sollte man die Gebote lesen und dabei daran denken, dass das zugleich Verheißungen sind, für mich ganz persönlich.
Eine weitere kritische Frage: mit welcher Autorität rede ich hier eigentlich? Ich predige Gebote, von denen ich zugebe, dass ich regelmäßig an ihnen scheitere. Einem zigarrenrauchenden Lungenfacharzt und einem fetten Diätberater glaubt man nicht. Bin ich jetzt der neue Freund von denen: der unmoralische Geboteverteidiger?
Diese Frage ist berechtigt. Ich stelle sie mir selbst immer wieder: wer bin ich, so zu reden? Ich habe nicht den geringsten Grund dafür. Zumindest, was mich selbst angeht. Wäre es mein Anspruch, den ich Ihnen erzähle, wäre es eine Unverschämtheit. Doch was ich sage, kommt nicht von mir – ich gebe es nur weiter. Die Gebote kommen von Gott. Es geht nicht darum, ob ich gut bin, sondern darum, dass Sie von Gott große Verheißungen bekommen haben! Sie haben einen Sechser im Lotto gezogen, und es dürfte Ihnen ziemlich egal sein, dass der Lottobote selbst nicht sehr reich ist. Das ist bei der Verkündigung so wichtig: nicht das eigene Kapital zu predigen, sondern den Hauptgewinn von Gott zu überbringen. Der ist interessant. Alles andere kann jeder einigermaßen gute Soziologe oder Politiker besser. Zudem: das eigene Kapital glaubt man uns ohnehin nicht – mit Recht.
Noch eine kritische Frage: Ist das Ganze nicht eine Art soziales Spielchen: Ich strebe nach etwas, was ich sowieso nicht erreiche, um meinen guten Willen zu zeigen? Heißt das nicht letztlich auch: ich tue nur so, als ob?
Nein, es ist mehr. Paulus schreibt: „Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an. Lasst euch vielmehr von Gott umwandeln, damit euer ganzes Denken erneuert wird. Dann könnt ihr euch ein sicheres Urteil bilden, welches Verhalten dem Willen Gottes entspricht, und wisst in jedem einzelnen Fall, was gut und gottgefällig und vollkommen ist.“
Wir sollen uns auf Gottes Logik der Gebote und Verheißungen einlassen, wir sollen ihn wirken lassen. Dann erkennen wir, was zu tun ist. Die Gebote werden zum Wegweiser, und Gott befähigt uns mehr und mehr, ihnen zu folgen. Gott wird denen, die zu ihm unterwegs sind, die Ankunft schenken. So zu tun, als ob, reicht dafür nicht. Denn wer sich gar nicht erst auf den Weg macht, schlägt nicht nur das Gebot, sondern auch die enthaltene Verheißung aus.
Noch eine kritische Frage: Warum das Ganze schon hier und nicht einfach nach dem Tod? Warum hier mit Anforderungen konfrontiert sein, die mit dem „wirklichen“ Leben, wie wir es nun einmal kennen, derart inkompatibel sind?
Kennen Sie den Film „Plötzlich Prinzessin“? Ich habe eine 12-jährige Tochter und kenne ihn. Es geht darum, dass ein völlig normal lebendes Mädchen plötzlich Thronerbin eines kleinen Landes wird, das sie gar nicht kennt. Und sie sieht sich mit Anforderungen konfrontiert, die sie nicht erfüllen kann und auch nicht erfüllen will. Aber indem sie mehr und mehr begreift, wer sie ist und was auf sie wartet, erkennt sie auch den Sinn der Änderungen. Am Ende füllt sie das Amt aus und ist zugleich mehr sie selbst, als sie es vorher war.
So geht es uns. Wir sind Königskinder. Wir sind die Freunde und Geschwister des Sohnes Gottes. Was wir lernen sollen, ist, als Könige zu leben. Die Gebote beschreiben unsere Würde. Und weil wir schon jetzt Königskinder sind, können wir nicht damit warten als solche zu leben.
Wir sind Herrscher! Klingt gut, aber: Wenn alle Herrscher sind, über wen oder was herrschen wir denn dann noch? Die Antwort ist: über uns. All das in uns, was uns das Leben schwer macht, die Trägheit und Traurigkeit, die Lieblosigkeit, alle Gedanken, die wir nicht zu Ende denken können, all die Gefühle, die wir nicht in unserer Gewalt haben, die Ideen, die zu groß für uns sind – kurz: all das, was an den Geboten scheitert. Dieses riesige Potential in uns, an das wir nicht wirklich heran kommen und das oft mehr Last als Hilfe ist: all das wird uns aufgeschlossen und dient unserer Freude. Es wird ein Reich der reinen Freude werden, das wir mit anderen teilen können. So werden wir wir selbst sein, mehr als wir es in diesem Leben sein können. Bei Gott zu sein wird kein Aufgeben unserer persönlichen Eigenschaften – es wird deren wirkliche Freisetzung. Alles, was wir sind, kann aufblühen. Herrschen bei Gott ist Freude. Auch das ist die Verheißung der Gebote.
Ich fasse zusammen: Es gibt Gebote, und sie können eine Last sein. Wir brauchen Hilfe. Geben kann die nur Gott, weil Er allein nicht nur dazu auffordern, sondern auch dazu befähigen kann. Es funktioniert nicht, wenn ein Christ sich bei der Beantwortung dieser Fragen auf die menschlichen Aspekte beschränkt. Da kann man nur scheitern. Wir haben Gott – auf ihn können wir uns verlassen.
Wenn man erkennt, dass Gottes Gebote uns überfordern können, gabelt ich der Weg: die Welt sagt, dann ist eben das Gebot falsch, und Gott sagt: Meine Gebote führen zu Mir und Ich vergebe die Sünden auf diesem Weg. Die Welt ändert angesichts eines schweren Weges das Ziel, Gott stärkt und verzeiht das Fallen. Das hohe Ziel gibt er nicht auf – uns zuliebe. Er will, dass wir das Leben in Fülle haben, und zwar in Ewigkeit. Er will uns als Brüder und Schwestern bei sich haben.
Das ist Seine Logik: die der höchsten Berufung, der Verheißung und der Vergebung. Diese Logik zu verkünden ist uns aufgetragen. Sie fehlt heute an allen Ecken und Enden. Die Zukunft des Glaubens hängt weniger an der Frage nach der Kirchensteuer, sondern an der Logik, der unser Denken und Reden folgt.
Noch einmal Paulus: „Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an. Lasst euch vielmehr von Gott umwandeln, damit euer ganzes Denken erneuert wird. Dann könnt ihr euch ein sicheres Urteil bilden, welches Verhalten dem Willen Gottes entspricht, und wisst in jedem einzelnen Fall, was gut und gottgefällig und vollkommen ist.“
Darüber nachzudenken und davon zu sprechen macht schon jetzt und hier Freude.
Ich habe auf der Herfahrt übrigens ein weltliches Gebot gefunden, das dem Verheißungscharakter von Gottes Geboten irgendwo entspricht und keine reine Vorschrift ist, das einzige, das mir einfällt: das Reinheitsgebot für Bier. Sicher bedeutet es, man dürfe das und das nicht ins Bier schütten, aber vom Wesen her ist es ein Qualitätssiegel. Viele Brauereien wollen sich daran halten und viele Kunden wollen Bier in dieser Qualität. Ein brauchbares Beispiel, und dazu eines, auf das man ab und zu gestoßen wird. Auch in dieser Hinsicht eine gute Sache.
Vielen Dank!
Dienstag, April 15, 2014
Samstag, April 12, 2014
Freie Wahl des Namens ab 12 Jahren?
[Von Bastian] Eine Pressemeldung von 2018:
Nach dem Geschlecht soll auch der Name nicht mehr in den persönlichen Daten erfasst werden. So will es eine Initiative von Teilen der Grünen des Europäischen Parlaments.
Es gebe heute Lebensabschnittsgefährten, wechselnde Genderzugehörigkeiten und große Freiheiten in der persönlichen Gestaltung der eigenen Individualität. So sei nicht einzusehen, dass eine der individuellsten Eigenschaften - der Name, mit dem man angeredet werde – von fremden Menschen festgelegt werde, die man sich als Eltern, Leihmutter oder Erziehungsberechtigte nicht ausgesucht habe. Auch gilt der Zeitpunkt der Namensgebung viel zu früh. Viel besser sei es, wenn die Kinder erst einmal etwas heranwüchsen, bis sie selber wüssten, welcher Name zu ihnen passe.
Mit 12 Jahren sei ein Kind reif genug, sich für einen Namen zu entscheiden. Zu diesem Zeitpunkt könne auch zum ersten Mal das eigene Geschlecht festgelegt werden. Diese Entscheidungen sollten jederzeit änderbar sein, um die Freiheit der Person auf individuelle Anrede jederzeit zu gewährleisten. Bis zum Alter von 12 Jahren müssten Kinder als geschlechtslose, anonyme Nummern behandelt werden – dies sei logischerweise das höchste Maß an Individualität.
Ein Sprecher der Christdemokraten meinte dazu, er schlage als erstes eine Namensänderung der Grünen vor – sie seien offensichtlich blau.
Nach dem Geschlecht soll auch der Name nicht mehr in den persönlichen Daten erfasst werden. So will es eine Initiative von Teilen der Grünen des Europäischen Parlaments.
Es gebe heute Lebensabschnittsgefährten, wechselnde Genderzugehörigkeiten und große Freiheiten in der persönlichen Gestaltung der eigenen Individualität. So sei nicht einzusehen, dass eine der individuellsten Eigenschaften - der Name, mit dem man angeredet werde – von fremden Menschen festgelegt werde, die man sich als Eltern, Leihmutter oder Erziehungsberechtigte nicht ausgesucht habe. Auch gilt der Zeitpunkt der Namensgebung viel zu früh. Viel besser sei es, wenn die Kinder erst einmal etwas heranwüchsen, bis sie selber wüssten, welcher Name zu ihnen passe.
Mit 12 Jahren sei ein Kind reif genug, sich für einen Namen zu entscheiden. Zu diesem Zeitpunkt könne auch zum ersten Mal das eigene Geschlecht festgelegt werden. Diese Entscheidungen sollten jederzeit änderbar sein, um die Freiheit der Person auf individuelle Anrede jederzeit zu gewährleisten. Bis zum Alter von 12 Jahren müssten Kinder als geschlechtslose, anonyme Nummern behandelt werden – dies sei logischerweise das höchste Maß an Individualität.
Ein Sprecher der Christdemokraten meinte dazu, er schlage als erstes eine Namensänderung der Grünen vor – sie seien offensichtlich blau.
Donnerstag, April 10, 2014
Gender und kein Ender
[Von Bastian]
Es gendert mal wieder: ständig stoße ich auf das Thema. Dabei finde ich es so doof wie nur irgendwas.
Ein Baum ist eine „ausdauernde Samenpflanze, die eine dominierende Sprossachse aufweist, die durch sekundäres Dickenwachstum an Umfang zunimmt“. Zudem kann ich mir unter einem Baum etwas vorstellen.
Jetzt könnte natürlich ein Botaniker kommen und feststellen, ich hätte etwas gegen Gänseblümchen. Das sei alles falsch: ein Baum sei weder von dieser Definition noch von meinen Vorstellungen über ihn abhängig. Ein Baum sei, wer es wähle, ein Baum zu sein. Damit wäre der Begriff des Baums sinnlos geworden. Ein Baum könnte dann alles sein. Schön für alle Pflanzen, die schon immer ein Baum sein wollten, könnte man meinen. Nur: es bringt ihnen nichts mehr. Denn sie können sich zwar jetzt Baum nennen, aber nur, weil Baum nichts mehr bedeutet. Das Gänseblümchen, das jetzt nicht mehr diskriminiert wird, hat nur deshalb etwas davon, weil es mit dem Begriff „Baum“ noch das verbindet, was er einmal beinhaltete: groß und stark. Es fühlt sich befreit. Seine kleinen Ableger aber lernen, dass alle Pflanzen Bäume oder Gänseblümchen sind, wenn sie nur wollen, und hauen die Begriffe getrost in die Tonne, denn sie sagen nichts aus. Von ihren Mutterpflanzen indoktriniert werden sie sich wohl hüten, den großen Pflanzen mit Stamm öffentlich einen eigenen Namen zu geben, denn da leidet Mama drunter. Sie hat mit dem Botaniker dafür gekämpft, ein Baum zu sein!
Unter sich, wenn Mama das nicht hört, werden die kleinen Ableger sich mit den riesigen Pflanzen auseinandersetzen, und sie werden neue Begriffe für sich und für Bäume finden. Denn das ist Sprache: sich mittels Worten mit der Welt auseinandersetzen. Dinge und Konzepte werden zu Begriffen, Laute ohne Inhalt werden weggelassen.
Der Botaniker beginnt inzwischen, Baumkronen in die Vase zu stellen und sich Sonntags Nachmittags in den Schatten der Gänseblümchen zu legen und ist ganz traurig, dass alle ehemaligen Gänseblümchen noch so in ihrer Unfreiheit verhaftet sind, dass sie einfach keinen vernünftigen Schatten werfen, und dass die ehemaligen Bäume so arrogant sind, nicht in kleine Väschen zu passen. Eine Schlimme Welt, in der er da lebt!
Unsere moderne Gesellschaft erweist sich als lernresistent gegenüber Gänseblümchen.
Eine Frau ist ein Mensch, der 2 X-Chromosomen hat. Die führen zu bestimmten körperlichen Merkmalen, auf die ich (hier) nicht näher eingehen will. Ein Mann ist ein Mensch, der die Chromosomenkombination XY besitzt, mit den daraus resultierenden körperlichen Eigenschaften. Zudem haben beide Geschlechter auch seelische Eigenschaften, wobei es für diese Argumentation völlig egal ist, ob die nun genetisch oder kulturell bedingt sind. (Wobei ich es zumindest logisch und naheliegend fände, wenn man sich irgendwie mit den Menschen auch seelisch als Gruppe identifiziert, die dieselben Merkmale haben, wie man selbst.)
Jetzt kommt Gender und sagt: alles falsch. Das Geschlecht sei nicht von den Chromosomen abhängig, und es dürfte auch von der Kultur oder Vorstellungen nicht abhängig sein. Man habe das Geschlecht, das man wähle. Nur: wenn der Begriff des „Geschlechts“ nicht mehr definierbar ist, gibt es nichts zu wählen. Denn: was ist denn dann überhaupt noch ein Geschlecht? Ein Wort für etwas, das es nicht gibt? Die Wahl kann ich mir sparen. Worte stehen für etwas, sonst sind es nur Laute. Ich kann einen Begriff nicht von seinen Definitionen befreien. Ich kann mich schlecht als Mann fühlen, wenn ich nichts habe, an dem ich den Begriff „Mann“ festmachen kann. Vielleicht bin ich ja auch ein Gänseblümchen? Wie dem auch sei: ich habe gefälligst nicht daran festzuhalten, als Mann behandelt werden zu wollen, denn das ist diskriminierend.
Der vielleicht größte Irrtum bei Gender ist der, dass dort Begriff und Inhalt sowohl scharf getrennt werden („jeder kann eine Frau sein“), zugleich aber an die nun inhaltsleeren Begriffe genau die Folgen gekoppelt werden, die der ehemalige Inhalt erforderte. Bäume kommen in die Vase, weil sie auch Blumen sein sollen, Gänseblümchen müssen Windschutz bieten, weil sie, offen, wie sie nun mal sind, auch Bäume sein könnten, Väter bekommen Mutterschutz und Frauen Stehtoiletten.
Wer den Schatten von Gänseblümchen gegen den Sonnenbrand sucht und sich nachts gegen Mondbrand einschmiert, um keinen Himmelskörper zu diskriminieren, ist für mich nicht dümmer als der, der den faktischen Unterschied zwischen Männern und Frauen leugnet. Für den habe ich zum Einstieg in das Thema nur einen sexistischen Tipp: Schau halt mal hin.
Ein Baum ist eine „ausdauernde Samenpflanze, die eine dominierende Sprossachse aufweist, die durch sekundäres Dickenwachstum an Umfang zunimmt“. Zudem kann ich mir unter einem Baum etwas vorstellen.
Jetzt könnte natürlich ein Botaniker kommen und feststellen, ich hätte etwas gegen Gänseblümchen. Das sei alles falsch: ein Baum sei weder von dieser Definition noch von meinen Vorstellungen über ihn abhängig. Ein Baum sei, wer es wähle, ein Baum zu sein. Damit wäre der Begriff des Baums sinnlos geworden. Ein Baum könnte dann alles sein. Schön für alle Pflanzen, die schon immer ein Baum sein wollten, könnte man meinen. Nur: es bringt ihnen nichts mehr. Denn sie können sich zwar jetzt Baum nennen, aber nur, weil Baum nichts mehr bedeutet. Das Gänseblümchen, das jetzt nicht mehr diskriminiert wird, hat nur deshalb etwas davon, weil es mit dem Begriff „Baum“ noch das verbindet, was er einmal beinhaltete: groß und stark. Es fühlt sich befreit. Seine kleinen Ableger aber lernen, dass alle Pflanzen Bäume oder Gänseblümchen sind, wenn sie nur wollen, und hauen die Begriffe getrost in die Tonne, denn sie sagen nichts aus. Von ihren Mutterpflanzen indoktriniert werden sie sich wohl hüten, den großen Pflanzen mit Stamm öffentlich einen eigenen Namen zu geben, denn da leidet Mama drunter. Sie hat mit dem Botaniker dafür gekämpft, ein Baum zu sein!
Unter sich, wenn Mama das nicht hört, werden die kleinen Ableger sich mit den riesigen Pflanzen auseinandersetzen, und sie werden neue Begriffe für sich und für Bäume finden. Denn das ist Sprache: sich mittels Worten mit der Welt auseinandersetzen. Dinge und Konzepte werden zu Begriffen, Laute ohne Inhalt werden weggelassen.
Der Botaniker beginnt inzwischen, Baumkronen in die Vase zu stellen und sich Sonntags Nachmittags in den Schatten der Gänseblümchen zu legen und ist ganz traurig, dass alle ehemaligen Gänseblümchen noch so in ihrer Unfreiheit verhaftet sind, dass sie einfach keinen vernünftigen Schatten werfen, und dass die ehemaligen Bäume so arrogant sind, nicht in kleine Väschen zu passen. Eine Schlimme Welt, in der er da lebt!
Unsere moderne Gesellschaft erweist sich als lernresistent gegenüber Gänseblümchen.
Eine Frau ist ein Mensch, der 2 X-Chromosomen hat. Die führen zu bestimmten körperlichen Merkmalen, auf die ich (hier) nicht näher eingehen will. Ein Mann ist ein Mensch, der die Chromosomenkombination XY besitzt, mit den daraus resultierenden körperlichen Eigenschaften. Zudem haben beide Geschlechter auch seelische Eigenschaften, wobei es für diese Argumentation völlig egal ist, ob die nun genetisch oder kulturell bedingt sind. (Wobei ich es zumindest logisch und naheliegend fände, wenn man sich irgendwie mit den Menschen auch seelisch als Gruppe identifiziert, die dieselben Merkmale haben, wie man selbst.)
Jetzt kommt Gender und sagt: alles falsch. Das Geschlecht sei nicht von den Chromosomen abhängig, und es dürfte auch von der Kultur oder Vorstellungen nicht abhängig sein. Man habe das Geschlecht, das man wähle. Nur: wenn der Begriff des „Geschlechts“ nicht mehr definierbar ist, gibt es nichts zu wählen. Denn: was ist denn dann überhaupt noch ein Geschlecht? Ein Wort für etwas, das es nicht gibt? Die Wahl kann ich mir sparen. Worte stehen für etwas, sonst sind es nur Laute. Ich kann einen Begriff nicht von seinen Definitionen befreien. Ich kann mich schlecht als Mann fühlen, wenn ich nichts habe, an dem ich den Begriff „Mann“ festmachen kann. Vielleicht bin ich ja auch ein Gänseblümchen? Wie dem auch sei: ich habe gefälligst nicht daran festzuhalten, als Mann behandelt werden zu wollen, denn das ist diskriminierend.
Der vielleicht größte Irrtum bei Gender ist der, dass dort Begriff und Inhalt sowohl scharf getrennt werden („jeder kann eine Frau sein“), zugleich aber an die nun inhaltsleeren Begriffe genau die Folgen gekoppelt werden, die der ehemalige Inhalt erforderte. Bäume kommen in die Vase, weil sie auch Blumen sein sollen, Gänseblümchen müssen Windschutz bieten, weil sie, offen, wie sie nun mal sind, auch Bäume sein könnten, Väter bekommen Mutterschutz und Frauen Stehtoiletten.
Wer den Schatten von Gänseblümchen gegen den Sonnenbrand sucht und sich nachts gegen Mondbrand einschmiert, um keinen Himmelskörper zu diskriminieren, ist für mich nicht dümmer als der, der den faktischen Unterschied zwischen Männern und Frauen leugnet. Für den habe ich zum Einstieg in das Thema nur einen sexistischen Tipp: Schau halt mal hin.
Dienstag, April 01, 2014
Wer oder was ist jetzt noch sicher?
Fort Meade, Düsseldorf [ER] Hat sich der Nationale Sicherheitsdienst NSA jahrzehntelang selbst abgehört? Wie jetzt bekannt wurde, gelang es einem leitenden Stabsoffizier der NSA, Ltd. Colonel George J. Fortescue, jahrelang seine eigenen Selbstgespräche abzuzapfen. Kritiker dieses neuen, unerhörten Vorgehens der Sicherheitsbehörde fragen, was denn überhaupt vor der paranoiden Sammelwut der Geheimdienstler sicher sei, wenn ihre leitenden Angestellten nicht einmal sich selbst vertrauen könnten. Fortescue wiegelte in einer hastigen Stellungnahme gegenüber Echo Romeo ab: »Es sei grundsätzlich ja nichts Neues ans Licht gekommen.«
Echo Romeo sieht das anders. Die Kultur der Soliloquia sei ein hohes Gut, denn: »A man who doesn’t talk to himself is not woth talking to.« (G. K. Chesterton)
Echo Romeo sieht das anders. Die Kultur der Soliloquia sei ein hohes Gut, denn: »A man who doesn’t talk to himself is not woth talking to.« (G. K. Chesterton)