[Von Bastian]
Benötigt - oder stärker gesagt: braucht - Gott unsere Liebe?
Ist Gott daher sozusagen abhängig von uns?
Hat Gott überhaupt Bedürfnisse?
Diese 3 Fragen treten bei Frère Alois´ Worten und Gedanken dazu zu Tage (Link Link).
Ich beantworte alle 3 Fragen mit einem klaren „Ja!“
Da es darüber unterschiedliche Meinungen gibt, möchte ich ein paar Gedanken beisteuern.
Erst einmal ist Gott aus sich selbst, wir aber sind aus Gott. Er ist der Schöpfer. Die Abhängigkeit von uns ist existenziell klar, wie auch die Unabhängigkeit Gottes. Ein jedes „Brauchen“ kann also nur außerhalb dieses existenziellen Bereichs liegen. Es wäre jedoch meiner Meinung nach fatal, aus der Anerkennung dieser Tatsache heraus Gott Bedürfnislosigkeit zu unterstellen.
Zu unterstellen? Wäre nicht die Zuordnung von Bedürfnissen zu Gott die eigentliche Unterstellung? Wenn ich Gott ernst nehme und ihn als die Liebe erkenne, darf ich die Liebe betrachten und in ihr Gottes Eigenschaften erkennen. In ihr betrachte ich Gott. Und ich stelle fest, dass es zum Wesen der Liebe gehört, Bedürfnisse zu haben, ja Bedürfnis zu sein. Warum zieht das Kind die armen Eltern den reichen Bekannten vor, die ihm alles und jedes zu Verfügung stellen? Weil die Eltern sich nach ihm sehnen, weil sie das Bedürfnis nach ihm haben. Nicht in der Befriedigung meiner Bedürfnisse erkenne ich, dass ich geliebt bin, sondern im Empfinden des Bedürfnisses meines Gegenübers nach mir. Im Empfinden des frei gewählten Bedürfnisses. Am größten erlebt man die Liebe, wenn man sein Bedürfnis nach dem Geliebten völlig frei lassen kann und erlebt, dass der Geliebte es auffängt und erwidert. Die Erfüllung, nach der meine Liebe sich sehnt, liegt völlig in der Hand des Geliebten, ist vollständig von ihm abhängig. Wäre sie es nicht, wäre es keine Liebe, sondern Manipulation. Ohne Bedürfnis keine Liebe, sondern bestenfalls unpersönliche Generosität. Gott damit gleichzusetzen - das wäre die Unterstellung.
Meine Kinder verdanken mir ihre Existenz. Ich sorge für sie. Auf dieser Ebene brauchen sie mich, ich sie aber nicht. Doch was ist das für eine kümmerliche Ebene, verglichen mit der, auf der ich sie und ihre Liebe brauche. Darf ich das so vergleichen? Sicherlich ist jeder Vergleich mit der Liebe Gottes unzulänglich, aber nur deshalb, weil Gottes Liebe unvergleichlich tiefer, reiner, leidenschaftlicher, eben unvergleichlich mehr ist, keinesfalls aber weniger. Realitätsfern ist der Hinweis, der Liebende könne auf das Brauchen verzichten, weil es freiwillig sei und damit kein Brauchen im eigentlichen, existentiellen Sinn. Wer das sagt, kennt keine Liebe. Ich könnte keinem Gott vertrauen, der mir sagt, er brauche mich nicht. Ich wüsste nicht, wie. Und weil Liebe so persönlich ist, möchte ich Gott auch nicht dadurch verletzen, dass ich ihm seine Liebe zu mir kleinrede. Es mag menschlich sein, sich unter Allmächtigkeit und Vollkommenheit Bedürfnislosigkeit vorzustellen – göttlich ist es wohl nicht.
Göttliche Liebe ist mehr als auf Dauer zugesagter guter Wille. Das Wesen der Liebe ist es, zu brauchen. Nicht weil man ohne den anderen nicht sein könnte, sondern weil man nicht ohne ihn sein will. Und Gott ist die Liebe.
Samstag, Dezember 31, 2011
Freitag, Dezember 23, 2011
Operation Manger – Final Decision
Dr. Willibert Schultz-Hagen gab auch im Entscheidungsgefecht um die Krippe den Herstellern von Elektrospielzeug um keinen Millimeter nach.
Echo Romeo wünscht allen Bloglesern und -leserinnen (auch den Spitzenkandidaten zur Verleihung des Ebenezer Scrooge Awards) ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest.
Mittwoch, Dezember 21, 2011
Kreuzkathspiegel.net
In einem Beitrag »Glaube und Kirche ins Gespräch bringen« beschäftigt sich Pater Bieger weiterhin mit den Ähnlichkeiten der von ihm in einem Atemzug genannten Portale kath.net und kreuz.net. Unter anderem schreibt er:
Ich habe darauf geantwortet:
Lieber Pater Bieger,
als Sie in Ihrem letzten Beitrag kath.net und kreuz.net gleichsetzten, wähnte ich einen Moment lang, Sie wüßten nicht so recht, wovon Sie da schrieben. Auf meiner Facebook-Seite benutzte ich einen drastischen Vergleich, um die Welten zu beschreiben, die trotz der (gesprächshalber gerne zugestandenen Mängel bei kath.net) zwischen den beiden Portalen liegen. Hier eine am Rande der Legalität operierende, anonyme, außerhalb der Kirche und jeglicher Form kirchlicher Ordnung operierende Hetzseite, die tragische Gestalten wie den Sedisvakantisten-»Pater« Lingen geifern läßt, dort ein Portal, auf dem Texte geschätzter Autoren und Autorinnen wie Paul Badde, Michael Hesemann, Barbara Wenz, Armin Schwibach (welcher gestern vom heiligen Vater empfangen wurde) veröffentlicht werden.
Und auch heute schreiben Sie wieder: »Könnte nicht auch kreuz.net seinen journalistischen Esprit da einbringen, als sich immer noch mit Paul VI. auseinanderzusetzen?«
Ich halte diese Verharmlosung des vom Verfassungsschutz beobachteten kreuz.net für brandgefährlich. Sicher, in Ihrem Beitrag relativieren Sie und stellen dar, daß Sie beide Portale nur unter EINEM Gesichtspunkt vergleichen, und doch: Durch die faktische Gleichsetzung beider Portale und den Ruf zur Entwicklung allgemein gültiger Standards suggerieren Sie eine Katholizität von kreuz.net.
Diese ist jedoch objektiv nicht gegeben.
Zur Entwicklung journalistischer katholischer Standards: Ich bin Blogger … und als solcher bezeichne ich mich auch gern als »ungezähmt«. Die Standards dafür entwickle ich nicht mit der GKP – dazu müßte sie erst wirklich katholisch werden – sondern mit meinem Beichtvater.
Herzliche Grüße und Ihnen und Ihren Redaktionsmitgliedern
ein gesegnetes Weihnachtsfest.
Peter Esser
Die Diskussion um den Beitrag hat die journalistischen Standards ins Gespräch gebracht. Da haben die Christen für das Internet eine wichtige Aufgabe. Es gibt noch keinen Presserat, der sich als Selbstorganisation der Medien solcher Fragen annimmt. Wir sollten die Diskussion weiterführen und einen katholischen Kodex für das Internet entwickeln. Ich werde mit den Studierenden an diese Frage herangehen. Wenn kath.net und kreuz.net an einem solchen Kodex mitarbeiten, wäre das sehr hilfreich.
Quelle
Ich habe darauf geantwortet:
Lieber Pater Bieger,
als Sie in Ihrem letzten Beitrag kath.net und kreuz.net gleichsetzten, wähnte ich einen Moment lang, Sie wüßten nicht so recht, wovon Sie da schrieben. Auf meiner Facebook-Seite benutzte ich einen drastischen Vergleich, um die Welten zu beschreiben, die trotz der (gesprächshalber gerne zugestandenen Mängel bei kath.net) zwischen den beiden Portalen liegen. Hier eine am Rande der Legalität operierende, anonyme, außerhalb der Kirche und jeglicher Form kirchlicher Ordnung operierende Hetzseite, die tragische Gestalten wie den Sedisvakantisten-»Pater« Lingen geifern läßt, dort ein Portal, auf dem Texte geschätzter Autoren und Autorinnen wie Paul Badde, Michael Hesemann, Barbara Wenz, Armin Schwibach (welcher gestern vom heiligen Vater empfangen wurde) veröffentlicht werden.
Und auch heute schreiben Sie wieder: »Könnte nicht auch kreuz.net seinen journalistischen Esprit da einbringen, als sich immer noch mit Paul VI. auseinanderzusetzen?«
Ich halte diese Verharmlosung des vom Verfassungsschutz beobachteten kreuz.net für brandgefährlich. Sicher, in Ihrem Beitrag relativieren Sie und stellen dar, daß Sie beide Portale nur unter EINEM Gesichtspunkt vergleichen, und doch: Durch die faktische Gleichsetzung beider Portale und den Ruf zur Entwicklung allgemein gültiger Standards suggerieren Sie eine Katholizität von kreuz.net.
Diese ist jedoch objektiv nicht gegeben.
Zur Entwicklung journalistischer katholischer Standards: Ich bin Blogger … und als solcher bezeichne ich mich auch gern als »ungezähmt«. Die Standards dafür entwickle ich nicht mit der GKP – dazu müßte sie erst wirklich katholisch werden – sondern mit meinem Beichtvater.
Herzliche Grüße und Ihnen und Ihren Redaktionsmitgliedern
ein gesegnetes Weihnachtsfest.
Peter Esser
Allegorie
[von Bastian]
In dieser Jahreszeit, wenn die Straßen glatt sind, erinnere ich mich immer wieder an meine Zeit als Motorradfahrer. Zur Erklärung: ich habe fast 100.000 sturzfreie Kilometer auf unterschiedlichen Maschinen hinter mir. Nicht zuletzt deshalb sturzfrei, weil ich stets vorsichtig war. Besonders, was die Straßenoberfläche anging.
Man kennt die Haftung der unterschiedlichsten Oberflächen (und ordnet unbekannte vorsichtshalber unter „sauglatt“ ein), bemerkt jeden Oberflächenwechsel, jede Feuchtigkeit. Am Fahrbahnrand erkennt man die Gefahr von Laub- und Erdflecken auf der Straße (Bäume mit Laubverlust? Feldwegeinmündungen? Wagenspuren? Reitschild (Pferdeäpfel!)?). Man erkennt auf große Entfernung Spurrillen und Straßenbahnschienen. Man sieht die Schneisen, aus denen plötzlicher Seitenwind kommen kann, oder auch feuchte Luft bei Frostgefahr etc…
Anfangs ging das bewusst so, später automatisch.
Viele Autofahrer und auch einige andere Motorradfahrer fanden das übertrieben. Alle jedoch, die ich kennengelernt habe und die etwas von der Sache verstehen, die mehr sind als ein cooler Schönwetterfahrer, kennen das ganz genauso. Und es hat funktioniert, trotz vieler Winter-, Regen- und Herbstfahrten zur Arbeit auf schlechten Straßen. Und ich bin froh darüber, denn ein Unfall kann das Leben kosten.
Jetzt übertrage ich das auf die geistliche Welt. Dort kann ein Unfall das ewige Leben kosten. Wie damit umgehen?
Oft habe ich erlebt, wie es von anderen Christen als unnötig, ja ungläubig abgetan wird, wenn jemand sozusagen vorsichtig durch das spirituelle Leben geht. Skrupel und Fundamentalismus sind schnell diagnostiziert und fast noch schneller sind Argumente, die vermeintlich fundamentalistisch sind, als nicht ernst zu nehmen abgetan. Warum?
Warum wird jemand, der die Gefahren des Motorradfahrens aufzeigt, als verantwortungsvoll empfunden, doch jemand, der sie Gefahren der Sünde aufzeigt, schnell als Spaßverderber gebrandmarkt? Meine Freiheit als Motorradfahrer lag nicht darin, die Physik ständig heraus zu fordern, sondern darin, sie zu kennen und zu nutzen, aber auch zu respektieren. Um anzukommen brauchte es 2 Dinge: das Fahren als Ausnutzen dessen, was geht, und das Aufpassen als Akzeptieren dessen, was nicht geht.
Niemand käme als Motorradfahrer auf die Idee, selbst zu entscheiden, welcher Belag gut haftet und worauf man ausrutscht. Als Christen hingegen glauben wir sehr oft, es liege in unserer eigenen Entscheidung, was uns spirituell zu tragen in der Lage ist. Wie kommt das?
Liegt es daran, dass man diesen Vergleich nicht ziehen darf, da das eine mit dem anderen nichts zu tun hat und schlicht andere Gesetze gelten? Nun, sicher darf man den Vergleich nicht überstrapazieren, aber ziehen darf man ihn, denke ich, schon. Er macht vielleicht eine Struktur deutlich, mit der man sich das geistliche Leben scheinbar einfacher, in Wirklichkeit aber gefährlicher macht (wobei sicher mancher bereits die Idee einer Gefahr im spirituellen Leben als falsch empfindet).
Für mich ist die Grenze, die es einzuhalten gilt, eigentlich recht klar – ich kann sie aber nur im gewählten Bild verdeutlichen.
Solange ich mein Wissen dazu einsetze, sicher ans Ziel zu kommen, sind es keine unnötigen Skrupel. Es ist ein freiwillig gewählter Weg mit Sinn, auch wenn andere sagen, man stelle sich an. Wenn jedoch mein Wissen dazu führt, dass ich gar nicht mehr erst in den Sattel steige, weil ja überall Gefahren lauern, hat es mich nicht sicherer gemacht, sondern das Ankommen von vorne herein verhindert. Auch wenn ich nur noch Schritt fahre und aus jedem geöffneten Hauseingang Sturmböen erwarte, dazu möglichst noch jedem, der es nicht hören will, physikalisch nachweise, dass der Gedanke durchaus nicht abwegig ist, dann bin ich kein Motorradfahrer mehr, sondern ein Motorradverhinderer. Dann habe ich Skrupel, denn die helfen der Sache nicht mehr, sondern blockieren sie.
Fahren mit Skrupeln macht keine Freude mehr. Doch ohne Freude sind sowohl der Motorradsattel als auch die Kirchenbank für mich ziemlich unerträgliche Aufenthaltsorte.
In dieser Jahreszeit, wenn die Straßen glatt sind, erinnere ich mich immer wieder an meine Zeit als Motorradfahrer. Zur Erklärung: ich habe fast 100.000 sturzfreie Kilometer auf unterschiedlichen Maschinen hinter mir. Nicht zuletzt deshalb sturzfrei, weil ich stets vorsichtig war. Besonders, was die Straßenoberfläche anging.
Man kennt die Haftung der unterschiedlichsten Oberflächen (und ordnet unbekannte vorsichtshalber unter „sauglatt“ ein), bemerkt jeden Oberflächenwechsel, jede Feuchtigkeit. Am Fahrbahnrand erkennt man die Gefahr von Laub- und Erdflecken auf der Straße (Bäume mit Laubverlust? Feldwegeinmündungen? Wagenspuren? Reitschild (Pferdeäpfel!)?). Man erkennt auf große Entfernung Spurrillen und Straßenbahnschienen. Man sieht die Schneisen, aus denen plötzlicher Seitenwind kommen kann, oder auch feuchte Luft bei Frostgefahr etc…
Anfangs ging das bewusst so, später automatisch.
Viele Autofahrer und auch einige andere Motorradfahrer fanden das übertrieben. Alle jedoch, die ich kennengelernt habe und die etwas von der Sache verstehen, die mehr sind als ein cooler Schönwetterfahrer, kennen das ganz genauso. Und es hat funktioniert, trotz vieler Winter-, Regen- und Herbstfahrten zur Arbeit auf schlechten Straßen. Und ich bin froh darüber, denn ein Unfall kann das Leben kosten.
Jetzt übertrage ich das auf die geistliche Welt. Dort kann ein Unfall das ewige Leben kosten. Wie damit umgehen?
Oft habe ich erlebt, wie es von anderen Christen als unnötig, ja ungläubig abgetan wird, wenn jemand sozusagen vorsichtig durch das spirituelle Leben geht. Skrupel und Fundamentalismus sind schnell diagnostiziert und fast noch schneller sind Argumente, die vermeintlich fundamentalistisch sind, als nicht ernst zu nehmen abgetan. Warum?
Warum wird jemand, der die Gefahren des Motorradfahrens aufzeigt, als verantwortungsvoll empfunden, doch jemand, der sie Gefahren der Sünde aufzeigt, schnell als Spaßverderber gebrandmarkt? Meine Freiheit als Motorradfahrer lag nicht darin, die Physik ständig heraus zu fordern, sondern darin, sie zu kennen und zu nutzen, aber auch zu respektieren. Um anzukommen brauchte es 2 Dinge: das Fahren als Ausnutzen dessen, was geht, und das Aufpassen als Akzeptieren dessen, was nicht geht.
Niemand käme als Motorradfahrer auf die Idee, selbst zu entscheiden, welcher Belag gut haftet und worauf man ausrutscht. Als Christen hingegen glauben wir sehr oft, es liege in unserer eigenen Entscheidung, was uns spirituell zu tragen in der Lage ist. Wie kommt das?
Liegt es daran, dass man diesen Vergleich nicht ziehen darf, da das eine mit dem anderen nichts zu tun hat und schlicht andere Gesetze gelten? Nun, sicher darf man den Vergleich nicht überstrapazieren, aber ziehen darf man ihn, denke ich, schon. Er macht vielleicht eine Struktur deutlich, mit der man sich das geistliche Leben scheinbar einfacher, in Wirklichkeit aber gefährlicher macht (wobei sicher mancher bereits die Idee einer Gefahr im spirituellen Leben als falsch empfindet).
Für mich ist die Grenze, die es einzuhalten gilt, eigentlich recht klar – ich kann sie aber nur im gewählten Bild verdeutlichen.
Solange ich mein Wissen dazu einsetze, sicher ans Ziel zu kommen, sind es keine unnötigen Skrupel. Es ist ein freiwillig gewählter Weg mit Sinn, auch wenn andere sagen, man stelle sich an. Wenn jedoch mein Wissen dazu führt, dass ich gar nicht mehr erst in den Sattel steige, weil ja überall Gefahren lauern, hat es mich nicht sicherer gemacht, sondern das Ankommen von vorne herein verhindert. Auch wenn ich nur noch Schritt fahre und aus jedem geöffneten Hauseingang Sturmböen erwarte, dazu möglichst noch jedem, der es nicht hören will, physikalisch nachweise, dass der Gedanke durchaus nicht abwegig ist, dann bin ich kein Motorradfahrer mehr, sondern ein Motorradverhinderer. Dann habe ich Skrupel, denn die helfen der Sache nicht mehr, sondern blockieren sie.
Fahren mit Skrupeln macht keine Freude mehr. Doch ohne Freude sind sowohl der Motorradsattel als auch die Kirchenbank für mich ziemlich unerträgliche Aufenthaltsorte.
Dienstag, Dezember 13, 2011
Vorsicht, Werte welken!
[Von Bastian]
Ein wesentlicher Aspekt im Dialog mit Nicht-Christen ist der Versuch, Gemeinsamkeiten festzustellen. Meist läuft das über gemeinsame Werte. Ein paar Gedanken dazu.
Menschlichkeit, Solidarität, die Erkenntnis der Menschenrechte und ihre Bewahrung – all das geht auf den Glauben und damit auf Gott zurück. Kann ich also auf Grundlage dieser Werte nicht in den Dialog eintreten?
Nein, so einfach geht es nicht.
Die Kirche ist keine Wertegemeinschaft. Sie ist es so wenig, wie ein Apfelbaum eine Obstkiste ist. Wie ein solcher Baum Früchte trägt, bringt auch die Kirche Früchte. Doch sie bringt sie hervor und ist nicht mit ihnen identisch. Wie Äpfel nur eine Weile gelagert und gegessen werden können, ist es auch mit den Werten. Sie müssen immer wieder von neuem wachsen, sonst werden sie unansehnlich und faul. Man schaue nur auf das, was mit dem Lebensrecht passiert, wenn man versucht, es auf Dauer abgekoppelt vom Baum Kirche zu lagern: es wird wurmig und hässlich. Irgendwann taugt es gar nichts mehr.
Es ist ein grundlegend unterschiedliches Werteverständnis, dass hier zum Tragen kommt. Wer vom Baum nichts weiß, hält das Gammeln eines Apfels für seine notwendige Entwicklung und das Wegwerfen des „überholten“ Rests irgendwann für angemessen und sinnvoll. Er wird die Vision eines knackigen frischen Apfels mit der "Lebenswirklichkeit" der Früchte in seinem Korb vergleichen und zur Illusion erklären. Er wird den knorrigen Stamm und die sperrigen Äste des Baums etwas mitleidig betrachten und sich fragen, ob man aus dem Holz nicht besser eine Obststiege bauen soll, damit die Äpfel gut gelagert werden und so länger halten können. Das ist genau das, was von der Kirche immer wieder erwartet wird: dass sie konserviert. Man ruft nach Strukturreformen, weil man den Baum, der Werte hervorbringt, umbauen will zu einer Kiste, in der man die Werte ausstellt und aus der man sie verteilt. Doch dann gammeln sie und sind irgendwann aufgebraucht.
Die Werte sind als Grundlage für den Dialog höchst unzulänglich. Um im Bild zu bleiben: während die Kirche anbietet, Apfelbäume zu pflanzen, damit man sich ernähren kann, wollen viele Dialogpartner einfach eine Kiste Obst mit nach Hause nehmen. Die Gemeinsamkeit ist der Apfel. Doch das Hungerproblem wird durch die Obstplantage namens Kirche gelöst, nicht durch die Obstkiste. Die Gespräche müssen vorrangig um Baumpflege und Düngung gehen, nicht über gefällige Geschmacksrichtungen.
Christus macht es immer wieder in ähnlichen Bildern deutlich. So bringt die Rebe am Weinstock die Frucht hervor, wenn sie am Weinstock bleibt. Nicht nur einmal essen, sondern Frucht bringen. Anstelle eines Schluckes Wasser bietet er eine immer sprudelnde Quelle an. Nicht nur einmal trinken, sondern überfließen.
Wer dieses Prinzip vernachlässigt, täuscht die, mit denen er diskutiert. Er sucht den Konsens, indem er Steine statt Brot gibt.
Sonntag, Dezember 11, 2011
Welche Chance wird da vertan!
[von Bastian]
Letzte Woche. Familienmesse. Ein paar schöne potentielle Weihnachtsgeschenke stehen im Kirchengang: ein Computerspiel, ein Fernseher und weitere Dinge. Die Gemeindereferentin erklärt, wie Kinder sich hinter ihren Bildschirmen etc. vergraben. Das verstelle den Blick auf die Krippe. Man könne doch auch mal etwas gemeinsam machen und z.B. abends mit der ganzen Familie ein Gesellschaftsspiel spielen. Oder in die Messe gehen. Die Kommunionkinder räumen das Zeugs weg und der Weg zur noch leeren einsamen Krippe, die vor dem Altar steht, ist frei.
Meine Familie murrt hinterher. Ob denn irgendjemand ernsthaft glaube, auch nur eines der anwesenden Kommunionkinder wäre jetzt vom Gedanken begeistert, auf ein Computerspiel zu verzichten, damit es sonntags in die Messe gehen kann. Angekommen sei ja wohl bloß, dass man damit rechnen muss, dass Gott was gegen Weihnachtsgeschenke hat. Ich bin stolz auf meine Familie.
Heute nun. Wieder Familienmesse. Die Gemeindereferentin fragt, was man denn in den Familien vor Weihnachten alles so machen muss. Ein Kind: Plätzchen backen. Die Gemeindereferentin: Richtig! Man muss Plätzchen backen! Ein Kind: Geschenke einpacken. Richtig! Man muss Geschenke einpacken! Weiteres wird gesammelt. All das steht uns im Weg! Es verhindert den Blick auf die Krippe!. Die steht wieder einsam und leer vor dem Altar und ist, wenn man ehrlich ist, auch ohne Hindernis kein Hingucker. Aber jetzt kommen die Kinder dran. Und ich lerne: die Meditation aus der letzten Woche funktioniert auch rückwärts. Dieses Mal wird die Krippe nicht freigelegt, sondern zugebaut. Welch tiefe Symbolik! Vor die einsame Krippe wird ein Rahmen gestellt. Das erste Kind kommt, sagt, dass es sich auf sein Fahrrad freut, und hängt das Bild von einem Rad in den Rahmen. Ein andere Kind sagt, es habe Plätzchen gebacken, eines leckerer als das andere. Statt nach der Messe welche davon auszuteilen, hängt es ein Plätzchenrezept in den Rahmen. 2-3 weitere Zettel werden montiert. Der volle Rahmen versperrt nun den Blick auf die Krippe. Optisch eindeutig eine Verbesserung.
Das Gespräch mit meiner Familie steht noch aus. Ich denke, wir lassen es ausfallen.
„Liebes Kind, leider freust du dich auf die falschen Dinge.“ Wieder und wieder. Die wahre Weihnachtsbotschaft wird nicht als Freude, sondern als Anspruch verkündet. Am Ende ist den Kindern bestenfalls die Krippe egal. Schlimmstenfalls haben sie zusätzlich ein schlechtes Gewissen, weil sie sich auf ihr Weihnachten mit Geschenken und Plätzchen freuen.
Was geht da ab? Sagt die Weihnachtsbotschaft wirklich, Gottes Geburt sei eine so kleine Sache, dass ein Fahrrad oder Plätzchenrezept sie verdeckt? Ich denke nicht. Bei welchem Fahrrad, bitte, haben Engel gesungen? Welches Computerspiel wurde, bitte, neun Monate zuvor nicht von Computerbild, sondern von einem Gottesboten angekündigt? Welcher Fernseher hat, bitte, nicht nur den Nachmittag gerettet, sondern die Menschen erlöst?
Was also geht ab? Ich meine dies: Wenn man meint, Kinder seien noch nicht in der Lage, ein Mysterium zu verstehen, versucht man eben, Weihnachten anders zu erklären. Nur geht das nicht, denn Gott wurde Mensch - das Wesen der Weihnacht ist ein Mysterium. Und so wird das, worum es geht, zum unausgesprochenen, schwammigen Ziel, das nur noch als Moral droht. „Ich sage dir zwar nicht, worüber du dich freuen sollst, aber ich sage dir, was dich daran hindert!“ Logisch. Oder anders ausgedrückt: wer nicht verkünden will, was Weihnachten ist, verkündet eben nachdrücklich, was es nicht ist. Wenn mir zu etwas Wichtigem nichts Gutes einfällt, mache ich eben den Rest madig.
Diese Kindermessen sind in keiner Weise bös gemeint ist - im Gegenteil! Doch die Botschaft ist fatal, denn die Kinder freuen sich auf Weihnachten. Was die Eltern für sie tun, backen, aussuchen und kaufen, einpacken, hinstellen, das erleben sie als Liebesbezeugung. Viele der Kinder kommen während der Zeit des Kommunionunterrichts das erste und letzte Mal zur Kirche. Welche Chance wird da vertan!
Bei einer Kinderkatechese über Weihnachten sollte man unterscheiden zwischen Kindern, die Jesus kennen, und solchen, die es nicht tun. Bei Kindern, die Jesus kennen, kann man durchaus auch einmal die Verhältnisse gerade rücken. Nicht in dem Sinn, dass man anderes schlecht macht, aber doch dadurch, dass man den Blick darauf lenkt, dass Jesu Geburtstag bevorsteht und alle Geschenke und Plätzchen eigentlich für ihn sind. Bei Kindern, die Jesus noch nicht kennen – und die sind bei den Kommunionkindern die gewaltige Mehrheit – sollte ich erst einmal vom Thema „Irrtümer beim Fest“ die Finger lassen. Ich sollte die Weihnachtsgeschichte mitverfolgen – dass Maria ein Kind bekommt, wie Josef und Maria aufbrechen und mühsam reisen, wie sie eine Herberge suchen. Es spannend machen.
Und wenn ich unbedingt eine Geschenkesymbolik will, dann diese: In die ersten Familienmesse nach Weihnachten bringen die Kinder ein paar Geschenke mit und legen sie vor der Krippe nieder. Vor der Krippe mit Jesus drin. Und hinterher nehmen sie sie wieder mit.
Montag, Dezember 05, 2011
Ich stehe vor der Tür und klopfe an
[von Peter Esser] »Ich hab ja eigentlich kein direktes Bekehrungserlebnis gehabt!« – Ein Satz, für den ich gerade in den letzten Jahren sehr viel Verständnis (und auch ein wenig Neid) aufgebracht habe. Wer in den Glauben der Kirche hinein aufgewachsen ist, wessen Glaube Kindheitsphasen und die Krisen des Erwachsenwerdens erlebt hat, blickt auf eine Jugend zurück, die bereits Glaubensbiographie ist.
Bei mir war es halt nicht so. Im (groß)elterlichen Haus war es irgendwie unschicklich, irgendeiner Gemeinschaft anzugehören, die nicht irgendwie Teil des Familienbetriebs war. Unmöglich, sich einen »Esser« vorzustellen, der nicht dem Beruf des selbständigen Metzgers nachging. Und das genügte als Lebensdeutung. Für Kirche ist da kein Platz. Und Christus war Zimmermann, nicht Metzger. Der konnte doch für uns nicht zuständig sein.
Irgendwann waren meinen Eltern die Reste des Familienbetriebs in einem gewaltigen Knall um die Ohren geflogen. Schon zur Abiturzeit hatte ich festgestellt, daß mir der Duft bedruckten Papiers lieber war als der Geruch von Schweinehälften. Als ich dann bereits mein Studium begonnen hatte und schon einige Zeit in Düsseldorf wohnte, da habe ich zum Glauben gefunden.
Am 5. Dezember 1987, etwa um 21:10 Uhr war es. Ich hatte, um »mir das mal von außen anzusehen«, einen Abend im Jesushaus, einer freikirchlichen Gemeinde in Düsseldorf besucht. Mit einem Mal wußte ich: Jesus Christus ist da. Er kennt mich. Er will, daß ich ihm glaube, ihm mein Leben anvertraue.
Spät an diesem Abend kam mich nach Hause. Ich rief einen Krefelder Priester an, den ich vorher bereits kennengelernt hatte und vereinbarte einen Termin. Zum Gespräch. In meinem Regal lag angestaubt meine Bibel. Ich schlug sie aufs Geratewohl auf und las:
»Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.« (Offb 3,20)
Heute vor 24 Jahren. Danke, lieber Gott.
Bei mir war es halt nicht so. Im (groß)elterlichen Haus war es irgendwie unschicklich, irgendeiner Gemeinschaft anzugehören, die nicht irgendwie Teil des Familienbetriebs war. Unmöglich, sich einen »Esser« vorzustellen, der nicht dem Beruf des selbständigen Metzgers nachging. Und das genügte als Lebensdeutung. Für Kirche ist da kein Platz. Und Christus war Zimmermann, nicht Metzger. Der konnte doch für uns nicht zuständig sein.
Irgendwann waren meinen Eltern die Reste des Familienbetriebs in einem gewaltigen Knall um die Ohren geflogen. Schon zur Abiturzeit hatte ich festgestellt, daß mir der Duft bedruckten Papiers lieber war als der Geruch von Schweinehälften. Als ich dann bereits mein Studium begonnen hatte und schon einige Zeit in Düsseldorf wohnte, da habe ich zum Glauben gefunden.
Am 5. Dezember 1987, etwa um 21:10 Uhr war es. Ich hatte, um »mir das mal von außen anzusehen«, einen Abend im Jesushaus, einer freikirchlichen Gemeinde in Düsseldorf besucht. Mit einem Mal wußte ich: Jesus Christus ist da. Er kennt mich. Er will, daß ich ihm glaube, ihm mein Leben anvertraue.
Spät an diesem Abend kam mich nach Hause. Ich rief einen Krefelder Priester an, den ich vorher bereits kennengelernt hatte und vereinbarte einen Termin. Zum Gespräch. In meinem Regal lag angestaubt meine Bibel. Ich schlug sie aufs Geratewohl auf und las:
»Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.« (Offb 3,20)
Heute vor 24 Jahren. Danke, lieber Gott.