Donnerstag, April 27, 2006

Judas, Dan und Co.

Bischof Gerhard Ludwig Müller in seiner Osterpredigt zur aktuellen Debatte. Mit diesem Beitrag möchte ich eine Reihe von Anmerkungen zu Dan Browns »Da Vinci Code«, zu Deutsch »Sakrileg« starten.

Im Judasevangelium wird der Verräter Judas zum wahren Zeugen des Messias gegen die apostolische Kirche mit ihrem katholischen Glaubensbekenntnis und ihrer Liturgie. Besonders scharf wendete der Verfasser sich gegen den Opfercharakter der Eucharistie und den priesterlichen Dienst der Apostel und ihrer Nachfolger im Bischofs- und Priesteramt.

Eben dieses antikatholische Evangelium ist vor einiger Zeit in Ägypten in koptischer Übersetzung wiederentdeckt worden. Geschäftstüchtige Romanschreiber und Filmemacher haben es unter die Leute gebracht. Das Buch "Der da Vinci Code" und der Film "Sakrileg" sind bei einem sensationslüsternen Publikum gut angekommen. Nicht weil es wirkliche und gesicherte historische Kenntnis übermitteln würde, sondern weil es der eigenen Skepsis gegenüber dem überliefertem christlichen Glauben entgegenkommt.

Die Parallele zwischen dem zweiten und dem 21. Jahrhundert ist deutlich zu erkennen: Den Glauben an die Schöpfung des Kosmos als Teilhabe an der Güte Gottes hält man ebenso für undenkbar, wie die wirkliche Menschwerdung Gottes und die wirkliche Erlösung des Menschen durch Leiden und Tod Jesu Christi am Kreuz und seine leibliche Auferstehung von den Toten.

Und ebenso wie damals streut man bewusst den Zweifel aus an der geschichtlichen Zuverlässigkeit der Evangelien und der getreuen Überlieferung des apostolischen Glaubens in der katholischen Kirche aufgrund der rechtmäßigen Nachfolge der Bischöfe im Sendungsauftrag der Apostel. Man arbeitet mit einem klug ausgestreuten Verdacht: Der Vatikan opfere die Wahrheit dem Machtanspruch, so wie auch die Apostel und die Bischöfe der frühen Kirche aus Berechnung oder mangelnder Aufgeklärtheit sich ihre Wahrheiten von der Gottheit Christi und der Auferstehung von den Toten erfunden hätten. Dagegen sei der "wahre Jesus" unterdrückt worden. Nur das so genannte Judasevangelium, das aber schon von Irenäus als ein pseudoreligiöses Machwerk entlarvt worden war, beschreibe Jesus so, wie er wirklich gewesen sein soll.

Wie der Bischof Irenäus von Lyon haben die Bischöfe und alle wahrhaft Gläubigen bis heute die Aufgabe, diese Geschichtsfälschung zu entlarven. Jeder Mensch mit einem klaren Verstand erkennt, dass solche Machwerke wie das Judasevangelium und seine Aufbereitung in Romanen und Filmen niemals die Wahrheit des christlichen Glaubens antasten können. Wer kann sich von solchen gnostischen Phantastereien die Erlösung aus Sünde und Tod erwarten? Die Glaubwürdigkeit der Apostel und der Evangelien lässt sich weder historisch noch spekulativ erschüttern.


Quelle: Zenit

2 Kommentare:

  1. Wenn Sie meiner Erlaubnis bedürfen, gestehe ich Ihnen gerne zu, daß Sie daran glauben dürfen.

    Bitte sehr. Gern geschehen.

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  2. Ich darf vielleicht kurz noch hinzufügen, daß Sie vielleicht zwischen »Plausibilität« und »Wahrscheinlichkeit« etwas zu wenig unterscheiden. Die Auferstehungsgeschichte mag Ihnen nicht plausibel erscheinen – geschenkt. Niemand muß dran glauben. Wahrscheinlicher ist sie allemal als eine um drei Ecken gewendete Verschwörungsgeschichte, die vielleicht EINEN Faden halbwegs brüchig erklärt, alle anderen Fäden (wie zum Beispiel das Entstehen der Einen Apostolischen Kirche) völlig unerklärt läßt – dazu bitte auch Ratzinger, Einführung in das Christentum.

    Das nur am Rande. Weitere Einträge in das Blog werden vor Veröffentlichung geprüft.

    Wie alle wissen, haben es Katholiken mit der Zensur. (Oder war das die Tonsur? Egal.)

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